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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Bilder waren sehr undeutlich .« Sie konzentrierte sich, dabei kam etwas hoch. »Schwarz wird die Sonne, die Erde versinkt. Vom Himmel fallen die heiteren Sterne …« Frustriert zuckte Sarah mit den Schultern. »Mehr hab ich nicht. Tut mir leid .«
    »Ich kenne es. Das ist aus der nordischen Mythologie. Die Familie ließ uns diesen Teil der Sage auswendig lernen. Es ist aus der Götterdämmerung .«
    Als Ben das Wort Götterdämmerung aussprach, zuckte etwas in Sarahs Innerem. »Das ist es, Ben. Das ist das Passwort !«
    »Das will ich hoffen, wir haben nur noch diesen Versuch .« Obwohl sie ihm die Zweifel vom Gesicht ablesen konnte, gab er das Wort ein.
    Der Bildschirm wurde schwarz. Sarahs Magen sackte eine Etage tiefer. Ben starrte fassungslos auf das Terminal. »Zugriff gewährt«, bestätigte die weibliche Computerstimme.
    Heftig atmete Ben aus. »Gott sei Dank.«
    »Wonach soll ich zuerst suchen ?« , fragte er.
    »Such nach mir, dann wissen wir, ob die Unterlagen auch hier im System sind .«
    Ben nickte und gab ein: Sarah Charlotte Winter. Sarahs Bild erschien auf dem Bildschirm, zusammen mit ihren Daten. In Rot stand: Auf der Flucht mit Assassin 130488 (Ben). Schuldig. Anomalie. Entfernen.
    Danach kamen Seite um Seite ihre persönlichen Unterlagen, Dokumente und Bens Überwachungsberichte. Bei ihrem Erscheinen sah er schuldbewusst zu Boden, doch Sarah drückte verständnisvoll seinen Arm. Es folgten Marios kurze Rapporte. Aus ihren medizinischen Unterlagen ging hervor, dass ihr Bluttest, gestohlen von ihrem damaligen Hausarzt, nicht eindeutig gewesen war. Am Ende gab es Verweise zu anderen psychisch entarteten Familien, die angeblich mit Sarah verwandt sein sollten. Ihr sagten jedoch weder die Namen etwas noch die Fotos. Dann fanden sie endlich den Verweis zu ihrer Mutter: Liselotte Isabel Winter. Sarah klickte auf den Verweis und öffnete die Akte ihrer Mutter mit der Kennnummer D-55.76.87. Eine Nummer! Wieso eine verdammte Nummer?
    Sie musste erst gar nicht das alte Foto ihrer lange verlorenen Mutter ansehen, auf dem in Rot stand: Beseitigt, um zu wissen, dass die Familie sie ermordet hatte. Alles, was sie noch wissen wollte war, wann. Und in dem Moment, als sie las, dass die Familie ihre Mutter an genau dem Tag beseitigt hatte, als Sarah und ihr Vater gedacht hatten, sie wäre für immer fortgegangen, hätte sie verlassen, ging die Wut, die sie darüber immer verspürt hatte, in Rauch auf. Sie war ihr von diesen Monstern genommen worden und war damit ein unschuldiges Opfer, wie Sarah es gewesen war. Ihre Mutter hatte sie nicht im Stich gelassen. Sie war ihr genommen worden. Ihre Mutter hatte sie nie verlassen, wie sie ihr ganzes Leben gedacht hatte. Eine alte Wunde, die irgendwie immer geschmerzt hatte, fing endlich an, zu heilen. Dennoch fühlte sie, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
    »Es tut mir leid«, sagte Ben, weil es sonst nichts zu sagen gab. Erst sein Arm, der sich um ihre Hüfte legte, tröstete sie tatsächlich. Sie hatte ihre Mutter verloren und konnte endlich um sie trauern, so wie es sich gehörte, auch wenn es wehtat. Sarah hielt die Tränen zurück. Nicht hier.
    Noch etwas war in der Akte ihrer Mutter zu finden. Zahllose Verweise zu einer Familie, deren Wurzeln bis in die frühe Neuzeit zurückreichten, und im Buch der Familie zu finden waren, wie ein entsprechender Vermerk vermuten ließ. »Also haben sie meine Vorfahren schon seit einer langen Zeit auf dem Gewissen .«
    »Ich fürchte, ja«, bestätigte Ben ihren Verdacht.
    »Lass uns jetzt nach den Informationen von dir suchen, ehe wir auch das hier zerstören .«
    »Nein.«
    Überrascht sah sie zu Ben. »Du willst es wirklich nicht wissen ?«
    Ben trat vom Terminal zurück und nahm Sarahs Hand. Milde lächelnd sah er ihr in die Augen. »Nein, nicht mehr. Wenn das hier alles zerstört ist, haben wir die Familie in Europa so gut wie zerschlagen. Sie zumindest größtenteils handlungsunfähig gemacht. Seit Angie uns von den Kindern erzählt hat, die von der Familie erschaffen wurden, weiß ich ohnehin, dass ich eines von ihnen bin. Ich fühle es. Aber ich habe damals, als ich aufhören wollte, ihr Handlanger zu sein, und später, als ich dir begegnet bin, und mich in dich verliebt habe, entschieden, dass ich bestimme, wer ich bin und nicht sie. Oder die Art, wie ich gemacht worden bin.« Bens graue Augen blickten sie traurig, aber selbstsicher an. »Das hier«, sein Kopf nickte dem Terminal zu, »hat nichts mehr mit mir zu tun.

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