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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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während der Sitzung, denn die Kopfschmerzen hielten auch danach noch an. Erst als Ben ihr eine Tablette gab, ebbten sie ab. »Wir sollten es gut sein lassen .« Er fühlte sich zermürbt, als er sah, wie sie die Augen zusammenkniff, weil der dumpfe Schmerz noch hinter ihrer Stirn saß.
    Er begleitete sie zum Bett und gab ihr eine zweite Decke. »Anscheinend ist deine Gabe, wie die meisten entarteten Gaben, psychosomatisch. Deshalb hast du auch so heftig und anhaltend auf Michaels Attacke reagiert .«
    Sarah nickte schwach und zog die Decke hoch. Ben legte sich zu ihr, nachdem er Hose und Hemd ausgezogen hatte. Der Frühling ließ das Gebäude endlich wärmer werden. Doch nachts sorgten feuchte Wände und Ritzen dafür, dass Sarah ohne zweite Decke dennoch fror. Er zog sie auf seine Brust. Heute würde er nicht mit ihr schlafen. Sarah war zu erschöpft. »Du bist wirklich erstaunlich. Wenn man bedenkt, dass du jahrelang deine Fähigkeit abgelehnt hast und nicht benutzen konntest, sind deine Fortschritte bemerkenswert. Ich denke, das spricht für die Größe deiner Begabung .« Sarah machte ein eher mürrisches Geräusch. Sie schlief schon halb. »Du solltest stolz darauf sein. Ich wurde mein halbes Leben lang dazu gebracht, Menschen wie dich zu hassen und eure Gaben zu verachten und dennoch platze ich vor Stolz auf dich und das, was du heute geschafft hast .« Ben fühlte sich wie der glücklichste Mistkerl, den es je gegeben hatte. Wie konnte jemand das, was Sarah vermochte, als falsch oder abnormal ansehen? Er hatte schon viele Menschen gesehen, die mit dem, was sie konnten, richtig schlimme Dinge angestellt hatten und einige von ihnen hatte er auch dafür getötet. Doch erst jetzt begriff er, dass einige seiner Opfer Menschen wie Sarah waren, wie Betty, und er fühlte sich schuldig bis ins Mark, weil er nichts tun konnte, um es ungeschehen zu machen. Jetzt hier im Bett mit Sarah, die ihn glücklicher machte, als er sich je hätte vorstellen können, gab es nichts, womit er es wiedergutmachen konnte. Wie sollte er je der gute Mann sein, den eine Frau wie sie verdiente? Darauf hatte er keine Antwort. Doch die Frage hielt ihn wach.
     
    *
     
    Der nächste Tag stellte sich als der schönste Tag seit Frühlingsbeginn heraus. Zusammen mit einer leichten, lauen Brise strömten die herrliche Frühlingssonne und Gerüche aufblühender Knospen in den Garten des Kastells, in dem Ben dabei war, die neu gekaufte Holzfuhre zu zerkleinern. Mittlerweile waren Sarah seine Holzhackgeräusche lieb geworden und zauberten ein Lächeln auf ihr Gesicht. Die Arbeit in der Küche machte ihr gleich viel mehr Spaß bei der Vorstellung eines leicht verschwitzten Bens, der durch die hintere Küchentür kam, um ihr den Nacken zu küssen. Mit einem Summen auf den Lippen zerhackte sie Petersilie, die sie selbst gezüchtet hatte. Der Gedanke gefiel ihr. Sie rührte die Kräuter in die Suppe ein. Der würzige Geruch erfüllte den Raum und vermittelte ihr ein Gefühl von Zuhause, wie sie es aus ihrer Kindheit nie wirklich gekannt hatte, die aus Fertigessen und improvisierten Menüs bestand, die ihr Vater zusammengebastelt hatte. Vielleicht bereitete ihr deshalb das Kochen so viel Freude. Und für Ben zu kochen, mochte sie noch ein bisschen mehr. Modern waren diese Gedanken nicht, aber sie fühlte sich gut dabei und wusste, dass Ben es genoss, von ihr auf diese Weise umsorgt zu werden, da auch er diese Art von Fürsorge und Geborgenheit niemals bekommen hatte. Als die Hackgeräusche draußen verstummten, machte sich Sarah daran, den Tisch mit dem spärlich vorhandenen Geschirr zu decken. Kein Teller passte zum anderen. Doch selbst, als sie sich schon an den Tisch gesetzt hatte, kam Ben nicht. Nach ein paar Minuten beschloss sie, nach ihm zu sehen. Durch das alte Küchenfenster konnte man die Stelle mit den Holzscheiten gut einsehen, doch sie konnte Ben nirgends entdecken.
    Plötzlich tauchte seine Rückseite am Rande des Fensters auf. Sarah fuhr ein eisiger Blitz durch den Körper. Ben wurde von einem schwarz gekleideten Mann gestoßen. Kein Zufall, der Angreifer gehörte zur Familie. Man hatte sie gefunden. Es war vorbei.
    Ein zweiter Kerl mit einem blonden Schopf erschien, der Ben zu Boden schlug. Sarah erstarrte, konnte sich nicht rühren. Was taten sie Ben da an?
    Der dunkelhaarige Angreifer packte ihn am Kragen und schrie Ben an. Sarah konnte es nicht verstehen, sah aber deutlich, dass Ben ihm zur Antwort ins Gesicht spuckte. Ben!

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