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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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großspurigen Worte sah er sie überrascht an, bevor er vor ihren Füßen zusammenbrach. Sarah nahm die Beine in die Hand und lief so schnell sie konnte. Ihre Lungen brannten und die Tasche fühlte sich schwer wie Blei auf ihrem Rücken an. Seit einigen Minuten hörte sie die Schritte von Männern hinter sich. Bald würde es vorbei sein. Doch für Ben würde sie jede Kugel abfeuern, die ihr noch geblieben war, ehe sie starb. Aber ihre Gedanken wurden gestoppt, als plötzlich aus der Dunkelheit vier Gestalten auf sie zukamen. Sie kesselten sie ein. Seit sie Michael in ihrem Kopf gehabt hatte, hatte sie nie wieder solche Angst verspürt. Der Moment ihres Todes. Sie hob die Waffe und sprach in Gedanken ihre Abschiedsworte an Ben. Sie würde nicht zulassen, dass diese Männer Ben, falls er noch leben sollte, um verhört zu werden, ihre Leiche zeigen konnten, um ihn zu quälen. Deshalb hatte sie bis hierher durchgehalten. Hier am Abgrund, den sie in der Finsternis kaum sah, von dem sie aber wusste und hörte, dass darunter ein reißender Fluss verlief, der mit seinem steinigen Felsvorkommen so gefährlich war, dass er für Wildwasserfahrten gesperrt worden war. Das würde ihr Grab werden. Dort würde die Familie ihren zerstörten Körper nicht bergen können. Und sie würde es entscheiden. Sie würde entscheiden, wie sie starb. Bevor die Männer noch näher kamen, warf sie die Waffe fort und ließ sich rücklings in den Abgrund fallen.
    So war also das Ende. Sie fiel, sah nur noch schwarz und verlor das Bewusstsein.

    *
     
    Ben kam zu sich. Sein Kopf dröhnte wie verrückt. Sie hatten ihn ziemlich übel zugerichtet. Schon im Wagen war er nur halb da gewesen, aber er hatte nach ihr Ausschau halten müssen, auch wenn er wusste, dass das dumm war und sie in Gefahr bringen könnte. Sarah musste es geschafft haben. Alles andere war egal. Hauptsache, sie war entkommen. Endlich gelang es ihm, die Augen aufzuzwingen. Das rechte ging kaum auseinander, es musste fast völlig zugeschwollen sein. Aber es war genug, um zu sehen, wohin ihn die Jäger der Familie verschleppt hatten. Ben befand sich in einer riesigen Lagerhalle. Reihen von Paletten und Holzkisten zogen sich schier endlos durch die Halle. Man hatte ihn am Ende des Raums an einer der Förderketten festgemacht. Das war nichts Neues. Diese Methode kannte er nur zu gut. Der Verräter, das Zielobjekt, wird in ein Gebäude weit weg von bewohnten Gebieten gebracht und gefesselt, um gefoltert und verhört zu werden. Beinahe hätte er bitter aufgelacht. Die Ironie dieser Situation entging ihm nicht. Der Täter wurde zum Opfer gemacht, von Tätern. Seine Gedanken waren wirr und zäh, üblich bei Gehirnerschütterung und sie hatten ihm auch etwas gegeben, das ihn beruhigte. Zum Glück war der Effekt schon reichlich abgeflaut. Ben musste lange bewusstlos gewesen sein. Auch wenn er wusste, dass es nichts brachte, zog er an den Ketten, die seine Arme links und rechts von sich gestreckt festhielten. Als er den kalten Wind an seinem Körper spürte, registrierte er, dass man ihm sein Shirt ausgezogen hatte. Er trug nur noch die Jeans. Als er hochblickte, entdeckte Ben einen seiner Angreifer, den jüngeren mit dem Blondschopf. Neben ihm stand ein älterer, fein gekleideter Herr im grau gestreiften Anzug, den er sofort wiedererkannte. »William. Lange nicht gesehen.« Seine Stimme klang rau. Seine Kehle brannte.
    »Wenn es nach mir ginge, hätte es noch länger sein können«, spie William ihm entgegen. Er war ein großer, hagerer Mann mit gut gepflegten, grauen Haaren und einem aristokratischen Profil, das ihm den Eindruck von Macht verlieh.
    »Wie hast du mich gefunden ?« Seinen Trotz verbarg er und sprach in einem Tonfall, der vorgab, es wäre ihm völlig gleichgültig.
    »Was spielt das für eine Rolle? Ich habe dich und ich werde dich so lange quälen, wie es mir passt, bis du elendig krepierst, du mieser Verräter und Mörder .« William hatte nicht geschrien, aber bei einem Mann wie ihm war gerade dieser Tonfall gefährlich.
    »Wir sind doch alle Mörder, William. Aber dein Dreckstück von Sohn stellte uns alle in den Schatten. Du solltest froh sein, dass ich dich endlich von einer Schande wie ihm befreit habe. Ich weiß doch, dass du ihn immer gehasst hast .« Ben blickte ihn durch verquollene Augen fest an. Er würde nicht zulassen, dass William ihm Angst machte. Was immer mit ihm geschah, würde geschehen. Angst war nutzlos.
    »Michael war mein Sohn! Du wirst dafür bezahlen,

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