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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Nein!
    Seltsamerweise zuckte Bens Kopf im selben Moment in ihre Richtung, ehe er sich sofort wieder den Angreifern zuwandte. Wie war das möglich? Hatte er ihren geistigen Aufschrei gehört? Sarah konnte diesen Gedanken nicht weiterführen, denn die Kerle zogen Ben bereits aus ihrem Sichtfeld. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie schwer atmete und ihr Herz raste. Ihre Brust schmerzte von den heftigen Schlägen. Wo sollte sie hin? Wie konnte sie Ben helfen? Ihre Angst steigerte sich zur Panik, als sie jemanden auf der Treppe vor der Küche hörte. Das morsche Holz kündigte Besuch an. Ohne nachzudenken, lief sie von der Küche in den riesigen Hauptraum, alles andere als ein gutes Versteck. So leise Sarah konnte, rannte sie in das obere Stockwerk. Zum Glück wog sie nicht viel. Die Treppen verursachten kein Geräusch, das sie verraten hätte. Die meisten unberührten Räume kamen nicht infrage, da sie fast gänzlich unmöbliert waren und damit kein Versteck boten. Ihr blieben nur das Bad und die alte Kammer. Beides nicht besonders geeignet, um vor Männern, die nichts anderes im Leben taten, als Leute aufzuspüren und zu töten, zu flüchten. Im letzten Moment, als sie schon die knarrenden Geräusche von schweren Männerkörpern auf den ersten Treppenstufen hörte, fiel ihr der Dachboden ein. Auf Zehenspitzen schlich sie zu der Ecke mit der Luke. Die näherkommenden Schritte waren schon im Flur. Nur noch wenige Meter und er würde sie sehen, wenn sie es nicht schaffte, die Luke lautlos zu öffnen. Mit den Fingerspitzen drückte sie gegen das Holz, bis es mit einem leisen Geräusch aufsprang. Hatte er das gehört? So oder so, er kam immer näher. Wieso bog er in keines der Zimmer ab? Ihr Kopf dröhnte. Wo war der andere? Was war mit Ben?
    Als der Unbekannte ungefähr am Ende des Flurs angelangt sein musste, gelang es ihr gerade noch, in die kleine Öffnung zu schlüpfen und die Luke hinter sich zuzuziehen. Die verzogene Tür wollte nicht wieder in den Rahmen springen, also blieb Sarah nichts anderes übrig, als sie mit ihren Händen in die Fassung zu drücken. Steif hockte sie hinter der alten Holztür und wagte nicht, auch nur eine Bewegung zu machen. So gut sie konnte, brachte sie ihre Atmung unter Kontrolle. Ohne zu verstehen, wieso, schloss sie fest die Augen. Die dumpfen Schritte schienen überall zu sein. Sie hörte, wie er von Raum zu Raum ging, Dinge hin- und hertrat . Aber er war nicht mehr in ihrer Nähe. Die Anspannung nahm immer mehr zu. Verdammt! Wo war Ben? Was machten sie mit ihm? Plötzlich schrie jemand von unten.
    »Hey, sie ist hier nirgendwo. Lass uns verschwinden! Ihn haben wir ja. Für William ist er das Primärziel .«
    »Alles klar«, antwortete ihm eine tiefe Stimme, die kaum zwei Meter von Sarahs Versteck entfernt zu ihr drang. Sie haben Ben! Sie nehmen ihn mit. Nein!
    Als sie keinen der Angreifer mehr hörte, fand sie den Mut, aus ihrem Versteck zu krabbeln und stürmte so still wie möglich, ohne länger auf ihre Sicherheit zu achten, in die Küche zurück. Sie riss die Hintertür auf und sah gerade noch, wie ein schwarzer Geländewagen vom Grundstück fuhr – mit Ben auf dem Rücksitz. Ein Mann hielt ihn fest und streckte Bens Kopf nach hinten. Sie sah sein erschrockenes, zerschlagenes Gesicht, das die Umgebung absuchte. Nach ihr? An seinem Blick und der Verzweiflung erkannte Sarah, dass er sie nicht sehen konnte. Sie wollte seinen Namen rufen oder schreien Komm zurück ! , doch sie stand einfach so da. Fassungslos. Ben war fort. Sie hatten ihn ihr weggenommen. Er war verloren. Einfach so. Die Familie hatte ihn. Damit war er so gut wie tot. Oft genug hatte er ihr gesagt, was sie mit ihm tun würden, sollten sie ihn je zu fassen bekommen. Jetzt war es so weit. Ben würde sterben und sie wurde zurückgelassen. Ständig hatte er sie auf eine Situation wie diese vorbereitet, doch sie konnte sich jetzt nicht an seine Anweisungen erinnern. Sie hatte Ben verloren … Gerade erst war ihr klar geworden, dass sie ihn liebte, dass sie jemanden gefunden hatte, der auch sie liebte und jetzt sollte alles vorbei sein? Sarah begriff es einfach nicht.
    Als sie das Geräusch eines zweiten Wagens hörte, der sich aus der Ferne näherte, sprang ihr Überlebensinstinkt an. Schnell griff sie sich die Axt, die noch neben dem Holz lag, lief ins Haus und zerschlug mit einem einzigen Hieb die Dielen, dort, wo Ben ihre Notfalltasche versteckt hatte. Sie fand darin das restliche Geld, ein paar Kleider für sie beide

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