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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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desto mehr Details fielen ihm auf. Das Foto ganz links war das erste, das er von ihr gemacht hatte. Es war an dem Tag entstanden, als sie ihn angerempelt hatte. Später hatte er sie fotografiert, als sie ihre Wohnung betrat. Sie hatte erledigt und erschöpft ausgesehen. Ihre zierliche Gestalt verschwand förmlich zwischen den Stoffschichten ihres Mantels. So stand sie im Flur. Das Bild war nicht sonderlich gut gelungen.
    Auf einem anderen Bild trug sie ihr Haar offen, wie immer, wenn sie zu Hause war. Sie saß auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer und las Moby Dick . Ein angestrengter Ausdruck überschattete ihr Gesicht.
    Sein Lieblingsbild hatte er in die Mitte gesetzt. Eine Nahaufnahme. An diesem Abend war Sarah unruhig gewesen. Zuerst wollte sie lesen, konnte sich aber scheinbar nicht konzentrieren. Dann wechselte sie ständig die Fernsehkanäle, bevor sie es aufgab, nach einem passenden Film zu suchen. Am Ende ließ sie sich mit einer Tasse auf der Fensterbank im Wohnzimmer nieder und sah auf die Straße hinunter. Genau in dieser Sekunde hatte er abgedrückt. Das Foto hatte nichts mit seinem Auftrag zu tun. Er hatte es nur für sich gemacht. Sie war in diesem Moment das Schönste und Traurigste, was er je zu Gesicht bekommen hatte.
    Sarahs Kopf war zur Fensterscheibe geneigt, ihre sinnlichen Lippen leicht geöffnet, als wollte sie jemandem etwas zuflüstern. Der traurige Ausdruck in ihren dunklen Augen, die endlos ins Leere zu blicken schienen, traf ihn jedes Mal. Ihr rotes Haar, das selbst auf diesem billigen Fotopapier weich und seidig aussah, wollte er anfassen.
    Er nahm das Bild von der Wand, um es weiter zu betrachten, und plötzlich war ihm, als stünde er wieder auf dieser Brücke über dem Kanal und hatte den Drang, sich hinunterzustürzen.
    Wieso war er noch am Leben?
    Wenn er damals ertrunken wäre, wie es sein Wunsch gewesen war, hätte er nicht diesen Auftrag erhalten und wäre jetzt nicht hier mit Sarahs Bild in der Hand, dem einzig Guten, das er in seinem Leben besaß, vielleicht je besessen hatte.
    Plötzlich brodelte Wut in ihm hoch. Er hasste dieses Bild und was es mit ihm machte. Ben wollte das nicht.
    Einem Impuls folgend, sah er nach Sarah, die friedlich in ihrem Bett schlief. Sie hatte ja keine Ahnung. Keine Ahnung, wer sich in ihrer Nähe befand. Im besten Fall ein beauftragter Stalker. Im schlimmsten Fall ihr zukünftiger Mörder.
    Verdammt, wieso war er nicht einfach ertrunken?

Kapitel 2
    Der Auftrag
     
     
     
    S chon seit Tagen hatte Sarah das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber dieser merkwürdige Gedanke schien ihr dermaßen absurd, dass sie sich zwang, ihn zu ignorieren. Dennoch musste Sarah sich immer wieder ermahnen, nicht über die Schulter zu sehen.
    Was ihr nur mäßig gelang, denn gerade bei der Arbeit war das Gefühl am stärksten. Selbst die Gespräche mit den Kunden konnten sie nicht ablenken. Anna Maria dagegen war ein anderes Kaliber. Ihre Kollegin konnte ohne Punkt und Komma plappern, sodass selbst der lauteste Gedanke in Sarahs Kopf in den Hintergrund gedrängt wurde.
    »Sarah! Hörst du mir überhaupt zu ?« , fragte Anna Maria mit schriller Stimme, die an den Nerven zerrte. Doch Sarah konnte nicht anders, als Anna Maria auszublenden, wenn sie wie auch dieses Mal über ihre Männergeschichten schwafelte.
    »Natürlich höre ich dir zu. Der Typ war ein, äh, Rohrkrepierer«, wiederholte sie Anna Marias Worte, wobei sie es strikt vermied, allzu detailliert darüber nachzudenken, was genau zu der Rohrkrepierer-Bemerkung geführt hatte.
    Anna Maria, zu laut und zu sehr nach Aufmerksamkeit verlangend, lebte in einer Welt, die Sarah völlig fremd war. Daher konnte sie auch nichts mit diesen Erzählungen anfangen und hörte nicht zu. Jedes Wochenende ein anderer Kerl? Das kam für Sarah nicht infrage, und dafür gab es vielerlei Gründe. Gründe, die Anna Marie niemals verstehen könnte und Sarah gerade ihr niemals anvertrauen würde.
    Anna Maria verdrehte die Augen. »Sag doch einfach, dass es dich nicht die Bohne interessiert, ob meine Verabredung gut gelaufen ist .«
    Dieses Gespräch würde sie jeglichen Rest ihrer Nerven kosten, würde sie an dieser Stelle nicht einlenken. Um des Friedens willen. »Tut mir leid, Anna Maria. Natürlich interessiert es mich. Also, wie war’s nun ?«
    » Verscheißerst du mich? Das hab ich doch gerade alles erzählt«, zischte Anna Maria, bevor sie sich von der Ladentheke abstieß und kopfschüttelnd ins Lager verschwand, vermutlich, um zu

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