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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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ungewöhnliche Blick aus seinen grauen Augen gewesen, als könnte der Fremde in ihr etwas sehen, das sie selbst noch nicht begriffen hatte.
    Beschämt darüber, dass sie ihn so sehnsüchtig anstarrte, wie er die Kälte bekämpfend von einem Fuß auf den anderen trat, senkte sie den Blick und zuckte zusammen, als Anna Maria unvermittelt hinter sie trat.
    »Was starrst du an? Oder sollte ich lieber fragen, wen ?« Anna Marias hinterhältiges Grinsen wurde immer breiter, während sie versuchte, an Sarah vorbei aus dem Schaufenster zu sehen.
    Auch das noch. Anna Maria hatte sie ertappt.
    »Ah, Mister Studentenknackarsch mit seiner Zettelwirtschaft.« Anna Maria presste selbstzufrieden die bonbonfarbenen Lippen aufeinander. »Alles klar. Bist also doch nicht so rein wie frisch gefallener Schnee, hm ?«
    Ohne es verhindern zu können, schoss Sarah die Röte ins Gesicht, und sie blickte betreten zu Boden. Anna Maria hatte die Angewohnheit, genau auf den wundesten Punkt abzuzielen. Was ihr allerdings am meisten zu schaffen machte, war die Vorstellung, Anna Maria könnte denken, der junge Mann da draußen würde sie irgendwie interessieren oder ihr gar gefallen.
    »So ein Quatsch«, log Sarah. »Ich habe ihn nicht angestarrt, ich habe überhaupt niemanden angestarrt .« Wie könnte sie. Das würde bedeuten, sich Hoffnungen zu machen. Falsche Hoffnungen, wie es in Sarahs Fall die Regel war.
    »Aha«, murmelte Anna Maria, und Sarah konnte ihr ansehen, dass sie ihr kein Wort glaubte. Auf eine Debatte über ihr nicht vorhandenes Liebesleben hatte sie überhaupt keine Lust. Vor allem nicht mit ihr.
    »Hab’s fast vergessen. Wir sind uns ja zu gut, um menschliche Regungen zu zeigen. Schließlich hat Miss Anständig ja keinen Platz für Männer in ihrem schneeweißen Leben«, nuschelte sie und widmete sich ausführlich ihren manikürten Nägeln.
    Seit einigen Wochen schon konnte sie sich solche Sprüche anhören. Seit der Ladenbesitzer Sarah, die viel jünger als Anna Maria war, zur Managerin befördert hatte, konnte ihre Kollegin kaum noch ihre giftigen Kommentare zügeln. So gut es ging, ließ Sarah die Seitenhiebe an sich abprallen. Sie hatte sich diese Position hart erarbeitet, auch wenn Anna Maria vielleicht anderer Meinung war. Sarah liebte diesen Laden. Sie liebte es, mit den Kunden über die aktuellsten Neuerscheinungen zu plaudern und Buchtipps zu geben. Selbst Überstunden machten ihr kaum etwas aus. Sie mühte sich ab, um den kleinen Buchladen zu etwas ganz Besonderem zu machen, das ihn von allen anderen Läden unterschied. Die Dekoration war von ihr komplett erneuert, die Büchertische umgestaltet, eine Kaffee-Ecke eingerichtet worden. Aber für ihre Kollegin zählte nur, dass Sarah kaum zwanzig war und keine bessere Ausbildung als sie hatte, und sich ihrer Meinung nach gab , als wäre sie unantastbar. Für Sarah war der Buchladen ihr rettender Anker, eine sichere Zuflucht. Sogar dieses kleine Reich mit einer Giftspritze wie Anna Maria zu teilen, ging für Sarah in Ordnung, solange sie hier einen Ort hatte, der so etwas wie Normalität in ihr Leben brachte. Schon früh, zu früh, hatte Sarah gelernt, Gemeinheiten anderer zu ignorieren und an sich abprallen zu lassen. Nur so hatte sie ihre Kindheit und Teenagerzeit überstehen können. Auch wenn sie noch immer einen dumpfen Schmerz verspürte, sobald sich jemand über ihre Schüchternheit und Einsamkeit lustig machte, gab sie ihr Bestes, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Die Klingel über der Tür schrillte los und riss Sarah aus ihren Gedanken. Sie wollte schon zu einer Begrüßung ansetzen, als sie bemerkte, dass kein unbekanntes Gesicht den Laden betrat. Den jungen Mann, der gerade auf sie zukam, erkannte sie sofort. Es war der von der Straße gegenüber, den sie die ganze Zeit angestarrt hatte. Ihr Herz schlug plötzlich heftiger, und ihr Mund schien staubtrocken. Eine irreale Angst, etwas Dummes zu sagen, kroch in ihr hoch, doch Sarah versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Um sich in den Griff zu kriegen, strich sie ihre Kleidung glatt. Als ihr dabei der Gedanke kam, dass sie dadurch ihre Figur betonen könnte, hörte sie sofort damit auf. Er war schließlich nur ein Kunde, der vielleicht ein Buch kaufen wollte. Das war ihr Job. Das würde sie hinkriegen. Ganz bestimmt. Auch wenn es sich dabei um diesen Kerl mit den sturmgrauen Augen handelte, dessen Anblick ihr weiche Knie bescherte und sie verdammt nervös machte.
    Sarah räusperte sich. »Kann ich etwas für

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