Kuess mich ueber den Wolken
begriffen.“
Wieder betrachtete er das Foto. „Wir dürfen es Stephanie nicht sagen. Es würde sie umbringen. Sie war erst zwei, als meine Eltern gestorben sind. Sie weiß nicht einmal von der Affäre.“
„Ich werde es ihr nicht verraten.“ Gleichzeitig erkannte sie, was diese Entdeckung bedeutete: Frank Stanton konnte die Ryders weiterhin erpressen.
Royce rollte sich aus dem Bett. Mit dem Foto in der Hand ging er im Zimmer auf und ab. Er war nackt, was ihn allerdings nicht zu stören schien. Wahrscheinlich bemerkte er es nicht einmal.
Hilflos fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Wir …“
Leise aufstöhnend drehte er sich zur Wand, starrte auf das Foto und warf es auf die Kommode. „Ich …“
Plötzlich fuhr er mit geballten Fäusten zu Amber herum. Seine Augen blitzten angriffslustig. „Es muss einen Ausweg geben.“
„Den gibt es bestimmt“, sagte sie, bemüht, so ruhig wie möglich zu klingen.
Einen unterdrückten Fluch ausstoßend, setzte er sich neben sie aufs Bett. „Diese Mistkerle haben uns in der Hand“, wiederholte er tonlos.
„Ich fürchte, ja.“
Royce schnappte sich sein Handy vom Tisch. Rasch tippte er eine Nummer ein und legte das Telefon an sein Ohr.
„Wen …“ Amber sah ihn fragend an.
„Jared.“
Oje, das klappt bestimmt nicht … Sie wusste ja, dass Jared seit Tagen nicht zu erreichen war. Aus verständlichen Gründen.
Offenbar hatte sich daran nichts geändert.
Royce hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox. „Jared. Royce hier. Ruf mich an. Sofort.“ Dann schaltete er das Handy aus und ließ sich gegen das Kopfende des Betts sinken.
Zögernd streckte sie die Hand aus, berührte sachte seine Schulter. Die Muskeln waren angespannt, ein deutliches Indiz, wie es in ihm arbeitete. „Kann ich etwas für dich tun?“
„Außer den Deal mit den Chinesen zu retten und Norman Stanton unschädlich zu machen? Nein.“
„Okay.“ Amber rückte näher an ihn heran, legte ihm den Arm um den Rücken, die Muskeln ebenfalls hart vor Anspannung. „Moralische Unterstützung nützt dir nichts, stimmt’s?“
Ein melancholisches Lächeln um die Lippen, zog Royce sie in die Arme. Er neigte den Kopf, um ihren einen zärtlichen Kuss auf den Scheitel zu drücken. „Besser als nichts.“
„Na toll. Davon habe ich schon immer geträumt: besser als nichts zu sein“, gab sie spöttisch zurück.
Sanft drückte er sie an sich, flüsterte über ihren Kopf hinweg: „Bleibst du bei mir?“
Sie nickte stumm, wusste, dass sie dabei war, sich Hals über Kopf zu verlieben. Seine Sorgen waren ihre, und sie würde bleiben, solange er sie brauchte.
Als Katie am nächsten Morgen mit Amber einen Ausflug zu Stephanies Ranch machen wollte, widerstand Royce der Versuchung, mitzukommen. Sosehr er sich nach Ambers Nähe sehnte, fürchtete er sich gleichzeitig davor, in den Zügen seiner Schwester Ähnlichkeit mit dem Mann zu entdecken, den er seit über zwanzig Jahren hasste.
Natürlich war sie noch immer seine kleine Schwester. Er liebte sie, und er hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sie zu beschützen. Doch er brauchte Zeit, um sich damit abzufinden, dass sie außerdem Frank Stantons Tochter war.
Verdammt, was hatte seine Mutter sich dabei gedacht?
Hatte sie überhaupt selbst gewusst, wer Stephanies Vater war? Hatte sie mit Stanton und Stephanie weggehen wollen? Und hätte sie für ihr eigenes Glück so viele Leben zerstört?
Die Gewissheit traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
Royce stieß die Eingangstür auf und trat auf die Veranda hinaus, um frische Luft tief in seine Lungen zu saugen. Er wollte nicht, dass jemand starb, nicht einmal Frank Stanton. Doch er war froh, dass der Plan seiner Mutter gescheitert war. Ein Leben ohne Stephanie konnte er sich nicht vorstellen.
In der Ferne heulte ein Motor auf, Staub wirbelte auf dem höchsten Punkt der Zufahrt hoch. Royce blinzelte in den morgendlichen Sonnenschein. Ihm war klar, dass Amber und Katie noch nicht zurück sein konnten, aber er hoffte es trotzdem.
Amber war gestern Abend einfach fantastisch gewesen. Zuerst hatte sie ihn fluchen und schimpfen lassen. Sie schien ein verblüffendes Gespür dafür zu besitzen, wann sie schweigen musste und wann es besser war zu reden. Dann hatte sie ihm ihre Hilfe angeboten. Und schließlich war es ihr sogar gelungen, ihn dazu zu bringen, im Angesicht der Katastrophe einen Funken Humor zu bewahren.
Hinterher hatte er stundenlang wach gelegen und sie einfach nur im Arm
Weitere Kostenlose Bücher