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Kuess mich ueber den Wolken

Kuess mich ueber den Wolken

Titel: Kuess mich ueber den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dunlop
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gehalten. Sie neben sich zu spüren, machte seine Sorgen weniger beängstigend.
    Ein Auto erschien auf der Anhöhe. Ein dunkler Sedan, staubig von der Fahrt, aber unverkennbar neu und zweifellos sehr teuer, mit dunkel getönten Scheiben. Der Fahrer versuchte so gut wie möglich, die Schlaglöcher zu umfahren. Schlamm und Schotter spritzten hoch.
    Kein Einheimischer, so viel war sicher.
    Während Royce die Eingangstreppe hinunterlief, fragte er sich, ob es sich womöglich um den geheimnisvollen Alec Creighton handelte oder um einen Mitarbeiter von Ryder International in Chicago.
    Fast geräuschlos hielt der Wagen an. Der Motor erstarb, die Fahrertür schwenkte auf.
    Royce kannte den großen Mann nicht, der aus dem Wagen stieg. Er musste etwa Ende dreißig sein, war glatt rasiert und hatte schwarzes Haar. Zum maßgeschneiderten Anzug trug er teure Slipper, sein weißes Hemd war sorgfältig gebügelt, die Seidenkrawatte dezent gemustert.
    Es sprach für ihn, dass er nicht vor dem Staub zurückschreckte. Er warf einfach die Wagentür zu, bedachte Royce zur Begrüßung mit einem angedeuteten Lächeln. Dann machte er einen Schritt auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Hargrove Alston.“
    Mitten in der Bewegung kam Royce ins Stocken, doch er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. „Royce Ryder.“
    Er straffte die Schultern, baute sich zu voller Größe auf und betrachtete Hargrove eindringlich, um festzustellen, ob er hier war, um sich mit ihm anzulegen.
    „Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte Hargrove. Keine Spur von Verärgerung lag in seinem Blick. Entweder wusste er über Royce und Amber nicht Bescheid, oder er war ein verdammt guter Schauspieler.
    „Was führt Sie nach Montana?“, begann Royce.
    Für den Bruchteil einer Sekunde wurden die Augen des Mannes schmal. „Zunächst einmal habe ich gehört, dass Sie meiner Verlobten Unterschlupf gewähren.“
    Der unausgesprochene Vorwurf ärgerte Royce. „Es war ihr eigener Wunsch.“
    Hargroves Lächeln verebbte. „Davon bin ich überzeugt. Trotzdem würde ich gerne mit ihr sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.“
    „Sie ist nicht hier.“ Das entsprach durchaus der Wahrheit. Amber war zwar in der Nähe, aber in diesem Augenblick befand sie sich nicht auf der Ranch im engeren Sinne.
    Der andere Mann musterte abschätzig das Haus, bevor er den Blick wieder zurück zu Royce schweifen ließ. „Haben Sie einen Grund, mich anzulügen?“
    „Es gibt keinen Grund zu lügen.“
    Jetzt lag in Hargroves Blick unverhohlene Ungeduld.
    „Ich kann versuchen, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen.“ Royce verschränkte die Arme vor der Brust und stand breitbeinig auf der staubigen Zufahrt.
    „Sie wissen, wer ich bin, stimmt’s?“
    „Sie sagten, Sie heißen Hargrove Alston.“
    „Ich bin es nicht gewohnt, dass man mich abblitzen lässt, Mr Ryder.“
    „Und ich bin es nicht gewohnt, auf meinem Grund und Boden von ungebetenen Gästen zur Rede gestellt zu werden, Mr Alston.“
    Hargroves Miene versteinerte. „Ich weiß, dass sie hier ist.“
    „Und ich habe Ihnen gesagt, dass sie nicht hier ist.“
    Beide Männer schwiegen, die Zeit schien stillzustehen.
    „Aber Sie wissen, wo sie ist.“
    Ja, Royce wusste es. Und da er nicht lügen wollte, antwortete er nicht.
    Hargrove lächelte kühl. „Sie weckt in jedem den Beschützerinstinkt.“
    Ja, da hatte er recht. Vom ersten Augenblick an waren Royces diesbezügliche Instinkte erwacht. Und die Bemerkung erinnerte ihn daran, wie vertraut Hargrove und Amber miteinander waren.
    Höchste Zeit, Klartext zu reden. „Ich nehme an, Sie sind hier, um sie nach Chicago mitzunehmen.“
    Die Enttäuschung in Hargroves Blick verwandelte sich in Zorn. „Ich bin hier, um ihr zu sagen, dass sie ihre Probleme nicht löst, indem sie vor ihnen davonläuft.“
    Plötzlich fühlte Royce sich schuldig, Unbehagen beschlich ihn. Amber war tatsächlich vor Hargrove geflüchtet, das ließ sich nicht beschönigen. Und Royce hatte ihr dabei geholfen.
    Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er an seinen Vater dachte. Seine Mutter hatte wenigstens einen Abschiedsbrief geschrieben. Amber hatte sich mit einer SMS begnügt.
    Doch Royce war nicht wie Frank Stanton. Wenn er an damals zurückdachte, wurde ihm klar, dass Frank mit voller Absicht eine Frau von Mann und Kindern weggelockt hatte.
    „Haben Sie eine Ahnung, warum sie gegangen ist?“, hörte er sich plötzlich fragen.
    „Diese Frage kann nur Amber selbst beantworten.“

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