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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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trotzdem für sehr wahrscheinlich, dass die Vase gestohlen und auf dem äußerst lukrativen Schwarzmarkt verkauft wurde – an einen Sammler, der sie sorgfältig vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt hat.“
    Clea konnte die Unterstellung nicht auf sich sitzen lassen, sie und Alan Daley, der altgediente Chefkurator, würden den Schwarzmarkthandel mit antiken Gegenständen tolerieren. Also nannte sie Brand den Verkäufer, einen angesehenen Privatsammler. „Er hat die Vase in den 60er-Jahren erworben. Es kann sich also gar nicht um die handeln, die du meinst.“
    Brand hob zweifelnd eine Braue. „Er hat sich freiwillig von einer Vase getrennt, die das Prunkstück seiner Sammlung gewesen sein muss?“
    Wollte Brand der ganzen Angelegenheit auf Teufel komm raus einen anrüchigen Beigeschmack verleihen? Oder wollte er sie nur ärgern? Mit ruhiger Stimme antwortete sie ihm: „Er und Dad sind alte Freunde. Außerdem hat er keine Kinder, und seine Erben haben kein Interesse an seiner Sammlung. Und wie bereits gesagt, war die Vase zerbrochen. Ich nehme an, den alten Mann hat die Aussicht gereizt, dass die Vase von Experten repariert und anschließend hier ausgestellt wird, wo unzählige Besucher sie sehen können. Wir hatten das Glück, noch weitere Stücke seiner Sammlung zu erwerben.“
    Brand konnte seine Überraschung nicht verstecken. „Es gibt noch mehr?“
    „Oh ja!“ Stolz lächelte Clea. „Aber momentan wird noch das Inventar erstellt, dabei klärt Alan die Herkunft jedes einzelnen Stücks. Es wird noch eine Zeit dauern, bis wir die Stücke zeigen können, denn die Reinigung und Restaurierung sind sehr aufwendig. Allerdings werden wir anlässlich des Festivals der Museumsmeile eines der bedeutendsten Stücke präsentieren.“
    Selbst im warmen Sonnenlicht erschien ihr Brands Gesichtsausdruck hart und kalt.
    So sehr Clea sich bemühte, ruhig zu bleiben, langsam brach ihr Ärger durch. „Um dich von unserer Aufrichtigkeit zu überzeugen: Alan hat sich mit dem Museum in Bagdad in Verbindung gesetzt. Er will ganz sicher sein, dass die Vase der Inanna von den Plünderern verschont wurde. Auf der Liste verschwundener Gegenstände jedenfalls taucht sie nicht auf.“
    Brand sah ihr in die Augen. „Ich hätte genau das Gleiche gemacht. Aber die Liste ist keine Garantie dafür, dass die Vase nicht doch gestohlen wurde. Es bedeutet nur, dass ihr mögliches Verschwinden noch nicht bemerkt wurde.“
    Clea sah zu ihm, ihr Blick traf seine blauen Augen, und sie brachte kein Wort mehr hervor. Vergessen war Brands argwöhnische Reaktion auf die Vase, vergessen auch, welch Misstrauen das ihr gegenüber zeigte. Hilflos gab sie sich der Kraft seiner Augen hin.
    So war es schon immer gewesen, von dem Moment an, als sie sich kennenlernten.
    Nein! Clea blinzelte, um den Zauber zu brechen. Mit einer Hand fuhr sie sich durchs Haar und strich es sich aus dem erhitzten Gesicht.
    Brand beobachtete sie, dann griff er nach ihrer Hand. Als er mit dem Daumen über die helle Stelle rieb, wo sie den Ehering getragen hatte, durchfuhr es sie wie ein Blitz.
    „Du trägst keinen Ehering.“
    „Nein.“
    Sie sah die Enttäuschung in seinen Augen. Es traf sie wie ein Stich ins Herz.
    „Warum nicht?“
    Clea hörte den Lärm von Stimmen, die sich dem Raum näherten, und schaute zur offenen Flügeltür am anderen Ende. Ein Museumsführer trat ein, gefolgt von einer Touristengruppe. Sie nahm ein, zwei japanische Worte wahr.
    Dankbar für die Unterbrechung sagte sie: „Das ist jetzt nicht der richtige Ort für diese Diskussion.“
    Brand zeigte keine Regung, sondern wiederholte lediglich, drängender dieses Mal: „Warum nicht?“
    Clea warf einen gehetzten Blick zur Tür. Mehrere Touristen sahen neugierig zu ihnen herüber. Sie konnte sich gut vorstellen, wie sie und Brand auf die Fremden wirkten. Ein Mann und eine Frau, die ganz nahe beieinander standen, wobei er ihre Hand hielt; in der Luft eine fast schon elektrische Spannung.
    Cleas Wangen wurden noch heißer. „Man schaut schon zu uns herüber.“
    Ohne abzuwarten, was Brand erwiderte, riss sie ihre Hand los und hastete aus dem Raum, als ob der Leibhaftige persönlich hinter ihr her wäre.
    Brand füllte fast die gesamte Tür zu Cleas Büro aus, undurchdringlich und beunruhigend. Vielleicht war er tatsächlich der Leibhaftige selbst, der ihr erschienen war …
    Clea verdrängte die absurde Vorstellung und atmete tief durch. Sie war verwirrt wegen ihrer Reaktion, als Brand ihren

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