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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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hatte noch genau vor Augen, wie sie den Ring auf der Granitplatte abgelegt hatte. Anschließend hatte sie sich die Hände abgetrocknet. Und dann den Ring vergessen …
    Ihr Herz raste, als sie die Tür zur Damentoilette aufriss. Schreckerfüllt schaute sie auf den Granit neben dem Waschbecken.
    Ihr Ring war fort.

6. KAPITEL
    Brand bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge auf der sommerlichen Fifth Avenue.
    Die Wolkenkratzer ragten wie spitze Puzzleteile in den Himmel. Wenn Brand geglaubt hatte, schon lange zuvor auf dem Boden der Realität angekommen zu sein, so hatte ihn Clea in der vergangenen Stunde eines Besseren belehrt. Sein Leben war in den Grundfesten erschüttert worden.
    Er hielt ein Taxi an und nannte die Adresse. Seine versteinerte Miene hielt den Fahrer davon ab, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Nicht einmal die fragwürdige neue Trophäe des Museums beschäftigte ihn genügend, um seine Gedanken von Clea abzulenken. Sie hatte ihren Ehering abgenommen. Und sie hatte Hall-Lewis’ Heiratsantrag angenommen.
    Außerdem hatte sie ihn für tot erklären lassen – während er Tag für Tag nur an sie gedacht und den Tag ersehnt hatte, an dem er zu ihr zurückkehren würde.
    „Können Sie nicht etwas schneller fahren?“
    Früher war er immer sehr ungeduldig gewesen, vielleicht zu ungeduldig. Aber in der Gefangenschaft hatte sich das geändert, denn dort kamen ihm die Minuten oft wie Stunden vor und die Stunden wie ganze Tage. Seither konnte er alles ausblenden und sich nur auf das konzentrieren, was ihm wirklich wichtig war: zu leben.
    In einer von Bäumen gesäumten Straße hielt das Taxi vor einem Haus aus braunem Sandstein. Brand gab dem Fahrer die letzten Dollar, die er sich von Akam geliehen hatte, und ging auf das Haus zu, das er einst für Clea und sich gekauft hatte.
    Er klingelte.
    An der Tür erschien ein klein gewachsener, kahlköpfiger Butler, den Brand nicht kannte. „Ist Bright nicht da?“, fragte er überrascht.
    „Bright ist letztes Jahr in den Ruhestand gegangen, S…“ Automatisch hatte der Butler ein Sir anfügen wollen, unterbrach sich aber selbst, nachdem er einen kritischen Blick auf Brands billige Jeans und sein schlichtes T-Shirt geworfen hatte. Offenbar beeindruckten ihn die Muskeln, denn er fügte freundlicher hinzu: „Leider brauchen wir keinen Bodyguard.“
    Brand bedachte den Mann, der ihm den Weg in sein eigenes Haus versperrte, mit einem tödlichen Blick. „Ich suche keine Arbeit. Ich bin Brandon Noble.“
    Der Butler rührte sich nicht. „Mr Noble ist tot.“
    Der Mann tat nur seinen Job, dennoch ging Brand sein arrogantes Verhalten auf die Nerven. Da er aber keinen Streit suchte, zog er einen nagelneuen Pass hervor, dessen dunkler Umschlag noch ganz steif war. Er schlug ihn auf und hielt dem Mann die Seite mit seinem Foto vor die Nase. „Zufrieden?“
    Der Butler sah sich das Foto an, das vor weniger als einer Woche in dem türkischen Haus von Akams Cousin aufgenommen worden war. Dann sah er wieder zu Brand. Er schluckte trocken und meinte mit dünner Stimme: „Offenbar muss ich mich entschuldigen, Mr Noble.“
    Doch noch immer war er hin- und hergerissen. Einen Eindringling durfte er natürlich nicht hereinlassen, zugleich aber riskierte er seinen Job, wenn Brand wirklich der war, für den er sich ausgab. Der Mann war zu seinem Nachteil nicht in der Lage, hervorragend gemachte Fälschungen zu erkennen.
    „Sie müssen sich nicht entschuldigen.“ Brand steckte den falschen Pass wieder ein und hob eine Augenbraue. „Ich habe Ihren Namen nicht verstanden.“
    Wie sie beide wussten, hatte der Butler ihn noch nicht genannt. Sein Gesicht verzog sich unbehaglich. „Ich heiße Curtis. Dr. Noble ist noch im Museum, Sir.“
    Dr. Noble.
    Noch etwas, von dem Clea ihm nichts erzählt hatte. Sie hatte also promoviert. Gott, wie gerne er da gewesen wäre, um zur Feier mit ihr anzustoßen. Brand schluckte den Ärger herunter. Wie ungerecht das alles war! Es würde ihn um den Verstand bringen, wenn er der Verbitterung und der Wut freien Lauf ließe.
    „Das weiß ich“, erklärte er ruhig. „Ich komme gerade von dort.“ Ihm kam eine Idee. „Ist Smythe noch im Haus?“
    Es ärgerte ihn, einen Unbekannten fragen zu müssen, ob sein Chauffeur noch für ihn arbeitete. Von Unbekannten war er allzu lange abhängig gewesen. Vier Jahre hindurch, in denen er nie gewusst hatte, ob man ihm am nächsten Tag noch etwas zu essen geben würde. Welches Schicksal schließlich auf

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