Kuess mich, und ich bin verloren
worum Clea ihn beneidete.
„Das ist mir egal“, erwiderte sie. Ein Lächeln verzauberte ihr Gesicht. „Ich fand es immer schrecklich, das einzige Kind zu sein. Du kannst wirklich glücklich sein. Wenn ich doch nur auch Geschwister hätte!“
„Ich überlass dir gerne meine.“
„Gut, ich werde darauf zurückkommen. Ach, wenn deine Brüder doch nur in der Nähe leben würden und wir sie häufiger sehen könnten. Wie eine richtige Familie.“ Sie machte eine kurze Pause, dann wiederholte sie: „Fünf Kinder. Mindestens.“
Er rutschte von der Eiche weg und legte sich neben Clea aufs Gras. „Dann sollten wir wohl besser mal anfangen – fünf Jungen, da müssen wir uns anstrengen.“ Er hatte sie auf ihren geöffneten Mund geküsst, und damit war ihr Gespräch über Kinder erst einmal vorbei gewesen.
Brand betrachtete die biegsamen Äste der Birken am Rand des Grundstücks, ohne zu bemerken, wie sehr die Bäume gewachsen waren. Jetzt also war Clea tatsächlich schwanger. Nur nicht von ihm.
Verdammt, er musste kämpfen. Für eine gemeinsame Zukunft mit Clea. Zunächst aber musste er zu seinem Anwalt gehen, der ihn von den Toten auferstehen lassen sollte. Rein juristisch gesehen.
Nein, noch durfte er die Ehe mit Clea nicht aufgeben – trotz Misstrauen und Verrat. Brand seufzte, während er sich aufrichtete. Er sah, wie die silbrigen Blätter der Birke im Wind zitterten. Niemals würde er einer Scheidung zustimmen. Auch wenn er nicht der Vater des Ungeborenen war, so war Clea doch seine Frau. In guten wie in schlechten Tagen.
Sie durfte Hall-Lewis nicht heiraten.
Auch wenn sie es sich damals anders vorgestellt hatten, gab es das Baby nun einmal. Das Kind eines anderen. Brand schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. Er würde sich schon damit abfinden. Das war immer noch besser, als Clea zu verlieren.
Kampflos würde er sie dem anderen jedenfalls nicht überlassen.
Clea öffnete die Tür ihres unbeleuchteten Hauses. Sie machte das Licht an, dann ging sie mit klackernden Absätzen über die dunklen Holzdielen zur Treppe, die von einem Läufer geschützt wurde.
Oben hatte Curtis die Deckenlampen schon ausgeschaltet, sodass der Flur nur noch vom schwachen Schein der Lampe auf einer Kommode beleuchtet wurde.
Die Schlafzimmertür am Ende des Gangs war angelehnt, und wie jeden Abend wartete drinnen bereits ihr aufgeschlagenes Bett, das wusste Clea. Sie stieß die Tür auf. Im Dunkeln durchquerte sie den Raum und setzte sich auf die Bettkante. Nachdem sie ihre Pumps abgestreift hatte, lehnte sie sich zur Nachttischlampe und schaltete sie an.
Dann stand sie wieder auf, um den Reißverschluss ihres schwarzen Leinenkleids zu öffnen und sich aus den Ärmeln des Kleides zu winden.
„Mit einem Striptease habe ich zwar nicht gerechnet, aber lass dich nicht abhalten.“
Clea wirbelte herum, wobei sie ihr Kleid an sich presste, und schaute den Mann an, der in ihrem riesigen Bett lag. Die Arme hinterm Kopf verschränkt betrachtete Brand sie aus leuchtend blauen Augen.
„Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen. Was machst du denn hier?“, fragte sie, während ihr Herz noch vor Angst raste. „In meinem Haus.“
„Ich warte auf dich.“ Die Art, wie Brand eine Augenbraue hochzog, brachte sie ganz durcheinander.
Obwohl er so überheblich tat, spürte sie, wie wütend er war. Außerdem war er nackt, zumindest, soweit sie sehen konnte.
„Du hast ja überhaupt nichts an!“
Er verzog den Mund. „Hast du etwa vergessen, dass ich nackt schlafe?“
Nackt. Unvermittelt stiegen Bilder in ihr hoch, bei denen ihr der Schweiß ausbrach. Clea merkte, wie sie errötete. Dabei hatte sie Brand wer weiß wie oft schon nackt gesehen. Hatten sie sich nicht unzählige Male hier geliebt? Leidenschaftlich geliebt? Warum also fing sie bei diesem unbedeutenden Wort nun an, wie eine Jungfrau vor ihrem ersten Mal zu zittern?
Brand lächelte selbstzufrieden, vermutlich, so dachte Clea, weil sein Plan aufgegangen war. Denn sicher wollte er sie verwirren, und das war ihm gelungen. Was waren vorhin noch mal seine Worte? Und auch wenn du vielleicht vorhast, einen anderen Mann zu heiraten: Ich bin es, den du begehrst. Denk einmal darüber nach – ich werde ganz gewiss an nichts anderes denken. Die ganze Nacht.
Nein! Clea presste das Kleid noch fester an ihren Leib, damit es auf keinen Fall herunterrutschen konnte. „Raus aus meinem Bett“, verlangte sie. Was auch immer Brand sich vorstellte, sie würde gewiss nicht zu ihm
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