Küss mich, wenn Du kannst
habe ich meinen alten Iron-Seven-Golfschläger für Jamison gekürzt. Mit diesem Spiel kann man gar nicht früh genug anfangen.«
Während Candace die akademischen Leistungen ihres Sprösslings beschrieb, gab Mr. Charme genau die richtigen Kommentare ab. Liebevoll betrachtete Kate ihre Söhne. »Schon mit vier Jahren konnten Doug und Adam lesen. Nicht nur Wörter, sondern ganze Absätze. Dazu brauchte Annabelle bedauerlicherweise etwas länger. Nicht, dass sie begriffsstutzig gewesen wäre, aber es fiel ihr schwer, still zu sitzen.«
Damit hatte Annabelle immer noch ihre Schwierigkeiten.
»Ein kleines Aufmerksamkeitsdefizit muss keine nachteiligen Wirkungen ausüben«, fühlte sie sich bemüßigt einzuwenden. »Dadurch erweitert ein Kind den Horizont seiner Interessen.«
Alle starrten sie an, sogar Heath. Typisch. In einer knappen halben Stunde hatte er die kleine Legasthenikerin im Stich gelassen und sich zu den coolen Kids gesetzt.
Als die Amuse-Gueules serviert wurden, ging die Tortur weiter. Sie nahmen am Esstisch Platz, der mit weißem Leinen, rosa Rosen und silbernen Kerzenleuchtern gedeckt war.
»Nun, Kartoffel?« Adam setzte sich neben Annabelle, seiner Freundin gegenüber. »Wann willst du den neuen kardiologischen Trakt in St. Louis besichtigen? Also, das war urkomisch, Lucille. Bei Annabelles letztem Besuch ließ jemand vom Reinigungspersonal einen Eimer im Flur stehen. Wie üblich redete Annabelle und sah ihn nicht. Platsch!«
Alle brachen in Gelächter aus, obwohl sie die Geschichte schon mindestens ein Dutzend Mal gehört hatten.
»Erinnert ihr euch an die Party vor unserem letzten Collegejahr?«, prustete Doug. »Wir schütteten alle Getränkereste in ein Glas und forderten Kartoffel heraus, das verdammte Zeug in einem Zug zu trinken. O Gott, ich dachte, sie würde niemals zu kotzen aufhören.«
»Ja, was für grandiose Erinnerungen...« Annabelle leerte ihr Weinglas. Zum Glück beendeten sie die Folterqualen, die sie ihr bereiteten, weil sie es interessanter fanden, Heath auszufragen. Doug wollte wissen, ob er die Eröffnung eines Büros in L.A. erwog. Adam erkundigte sich nach potenziellen Geschäftspartnern. Dann schnitt ihr Vater das Thema Golf an. Übereinstimmend verkündeten alle, harte Arbeit, klar definierte Ziele und ein präziser Rückschwung seien die Schlüssel zum Erfolg. Bei der Vorspeise stellte Annabelle fest, dass Heath die Zuneigung der Grangers rückhaltlos erwiderte.
Aber Kates Neugier, die seine Anwesenheit betraf, war noch nicht befriedigt. »Erzählen Sie uns doch, wie Ihre Brautschau verläuft. So viel ich weiß, beschäftigen Sie zwei Heiratsvermittlerinnen.«
Kurz entschlossen verkürzte Annabelle die Prozedur. »Nur eine, ich habe ihn gefeuert.«
Ihre Brüder lachten, und Kate warf ihr über ein knuspriges Brötchen hinweg einen strengen Blick zu. »Also wirklich, Annabelle, dein Humor wird immer bizarrer.«
»O nein, ich scherze nicht. Es war einfach unmöglich, mit Heath zu arbeiten.«
Diesen Worten folgte betretenes Schweigen. Schließlich zuckte Heath die Achseln und legte seine Gabel auf den Teller. »Ich konnte Annabelles Erwartungen nicht erfüllen. Und wenn‘s um ihre Agentur geht, redet sie keinen Unsinn.«
Die Familie sperrte Mund und Nase auf, alle außer Candace, die ihr drittes Glas Chardonnay konsumiert hatte. Diesen Zeitpunkt hielt sie für angemessen, um ihr Lieblingsthema zu erörtern. »Natürlich würden die Grangers das niemals erwähnen, Heath. Aber das ist eine ganz alte St.-Louis-Familie. Falls Sie wissen, was ich meine.«
»Ja, gewiss.« Seine Finger krümmten sich um den Stiel seines Weinglases.
Sosehr Annabelle den neuen Gesprächsstoff auch begrüßte - sie wünschte, ihre Schwägerin hätte einen anderen gewählt. Auch Kate war nicht allzu glücklich. Doch sie ließ es dabei bewenden, weil sich nicht Annabelle, sondern Candace schlecht benahm. Und so bat sie Lucille einfach nur um den Salzstreuer.
»Salz führt zu hohem Blutdruck«, erläuterte Lucille pflichtbewusst.
»Faszinierend.« Kate griff an ihr vorbei nach dem Salzstreuer.
Beharrlich fuhr Candace fort: »Die Grangers zählen zu den ersten Brauerfamilien von St. Louis. Mehr oder weniger haben sie die Stadt gegründet.«
Annabelle unterdrückte ein Gähnen, und Heath vernachlässigte seine Hochrippe, um ihrer Schwägerin seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. »Was Sie nicht sagen!«
Der geborene Snob, ging Candace nur zu gern ins Detail. »Mein Schwiegervater
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