Küss mich, wenn Du kannst
Gesicht und öffnete die Haustür.
Heath stand vor ihr.
»Alles Gute zum Geburtstag.« Er steckte sein Handy in die Tasche, ließ den Katalog fallen und streifte ihre Lippen mit einem sanften, flüchtigen Kuss, den sie beinahe erwiderte.
»Was machst du hier?«
»Wie schön du aussiehst. Noch viel besser als schön. Bedauerlicherweise wird dein Geschenk erst morgen eintreffen. Aber du darfst nicht glauben, ich hätte deinen Ehrentag vergessen.«
»Welches Geschenk? Okay, das spielt keine Rolle.« Statt die Arme auszubreiten, zwang sie sich, ihm den Weg über die Schwelle zu versperren. »In zehn Minuten holt Dean mich ab. Ich kann jetzt nicht mit dir reden.«
Unbeirrt schob er sie beiseite und betrat das Haus. »Zu meinem tiefsten Bedauern ist Dean indisponiert, und ich springe für ihn ein. Dein Kleid gefällt mir.«
»Was soll das heißen? Vor drei Stunden habe ich mit ihm telefoniert, und da ging es ihm ausgezeichnet.«
»Manchmal schlagen diese Magen- und Darmviren ganz plötzlich zu.«
»Unsinn! Was hast du mit ihm gemacht?«
»Das war ich nicht. Daran ist Kevin schuld. Warum er darauf bestanden hat, heute Abend mit Dean ins Kino zu gehen, weiß ich nicht. Sag‘s nicht weiter, aber dein Kumpel Kevin kann richtig lästig werden, wenn er will.« Er schnupperte an ihrem Hals, direkt hinter dem goldenen Ohrring. »Verdammt, du riechst fabelhaft.«
Bevor sie sich losriss, dauerte es ein paar Herzschläge zu lang. »Weiß Molly Bescheid?«
»Nicht direkt. So leid‘s mir tut, Molly ist die gleiche Nervensäge wie ihre Schwester. Sobald es um dich geht, führen die beiden sich wie die schlimmsten Glucken auf. Eigentlich sollten sie eher mich bemuttern. Keine Ahnung, warum sie glauben, du könntest nicht auf dich selber aufpassen.«
Würde er ihr das zutrauen, wäre sie hochzufrieden.
Trotzdem beschloss sie, seinem schmierigen Charme nicht zu erliegen. »Du darfst mich nicht auf meine Geburtstagsparty begleiten. Da meine Verwandten dich immer noch für meinen Klienten halten, würde es seltsam aussehen. Außerdem möchte ich mit Dean hingehen - mit einem Mann, der sie beeindrucken wird.«
»Du meinst, das schaffe ich nicht?«
Sie musterte seinen dunkelgrauen Anzug, vermutlich Armani, die Designerkrawatte und die Uhr, die er für diesen Abend gewählt hatte - eine unglaubliche weißgoldene Patek Philippe. Zweifellos würde sich ihre Familie auf den Rücken wälzen und ihn anflehen, ihnen den Bauch zu kraulen.
Natürlich wusste er, dass er sie umgarnt hatte. Das sah sie seinem selbstzufriedenen Lächeln an. »Also gut«, stimmte sie widerwillig zu. »Aber ich warne dich - meine Brüder sind dummdreist, eklig, rechthaberisch. So was hast du noch nie in deinem Leben getroffen.« Dann warf sie die Hände hoch. »Warum vergeude ich meinen Atem? Du wirst sie lieben.«
Und sie liebten ihn auf Anhieb. Als Annabelle an seiner Seite den eleganten, mit Nussbaumholz getäfelten privaten Speiseraum des Mayfair Clubs betrat, übertrafen die verblüfften Mienen ihre kühnsten Träume. Zuerst vergewisserten sie sich, dass er keine hohen Absätze trug, dann rechneten sie in Gedanken aus, was seine Garderobe gekostet haben mochte. Noch bevor sie ihn mit ihrer Familie bekannt gemacht hatte, gehörte er zu ihnen - ein Mitglied des Karrieristenvereins.
»Mom und Dad, das ist Heath Champion, und ich weiß, was ihr denkt. Auch in meinen Ohren klang das irgendwie pompös. Aber er ist ein geborener Campione. Und wie ihr zugeben müsst, wirkt sich der Name Champion günstig aufs Geschäft aus.«
»Sogar sehr günstig«, bestätigte Kate wohlwollend. Ihr Lieblingsarmband aus graviertem Gold stieß klirrend gegen Nanas alten Talisman - einen schmaleren Reif. Fragend schaute sie ihre Tochter an, was Annabelle nicht zu bemerken vorgab. Wie sie erklären sollte, warum ihr wichtigster Klient als ihr »Freund« aufkreuzte, wusste sie noch immer nicht.
Für diesen Abend hatte Kate eines ihrer St.-John-Strickkostüme gewählt, und die Champagnerfarbe passte perfekt zu ihrem aschblonden Haar, das sie im kinnlangen Gena-Rowlands-Stil trug, seit Annabelle denken konnte. Ihr Dad präsentierte sich in seinem marineblauen Lieblingsblazer mit weißem Hemd und einer grauen Krawatte von der gleichen Farbe wie sein schütteres Kraushaar. Am Revers prangte eine Anstecknadel in Gestalt der amerikanischen Flagge. Während sie ihn umarmte, atmete sie den vertrauten Daddy-Geruch ein Brut-Rasiercreme, chemische Reinigung, sorgsam geschrubbte
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