Küss mich, wenn Du kannst
Chirurgenhaut.
Heath begann Hände zu schütteln. »Guten Abend, Kate, Chet - ist mir ein Vergnügen.«
Ihre Eltern hatte Annabelle bereits beim Frühstück getroffen. Aber ihre Brüder waren erst vor einigen Stunden in Chicago gelandet, und sie umarmte die beiden. Doug und Adam hatten die attraktive äußere Erscheinung ihrer Mutter geerbt, blondes Haar und blaue Augen, jedoch nicht Kates Neigung, um die Taille herum ein paar Pfunde zu viel anzusetzen. An diesem Abend sahen sie besonders gut, athletisch und erfolgreich aus.
»Doug, Sie sind der Buchhalter, nicht wahr?« Respektvoll hob Heath die Brauen. »Wie ich höre, sind Sie Vizepräsident bei Reynolds und Peate. Alle Achtung. Und Adam - der Spitzenchirurg von St. Louis... Es ist mir eine Ehre, Sie beide kennen zu lernen.«
Erwartungsgemäß fühlten sie sich ihrerseits geschmeichelt, und ein typisch männliches Schulterklopfen fing an.
»Ich habe schon so viele Artikel über Sie gelesen, Heath.«
»Was für einen ausgezeichneten Ruf Sie genießen...«
»Und diese imposante Klientenliste...«
Weil Candace ein Parfüm benutzte, das nach einem Insektenschutzmittel roch, umarmte Annabelle ihre Schwägerin zuletzt. Übertrieben gebräunt, aggressiv geschminkt und unterernährt, trug Dougs Frau ein kurzes, trägerloses schwarzes Kleid, um ihre straffen, im Fitnesscenter trainierten Arme und wohlgeformten Beine zu zeigen. An ihren Ohren glitzerten Diamantenstecker, die fast so groß wie Sean Palmers Markenzeichen waren. Trotz allem fand Annabelle immer noch, sie würde einem Pferd ähneln.
Heath bedachte Candace mit seinem Doppelhammer einem sexy Lächeln und seinem patentierten, großäugigen, aufrichtigen Blick. »Wow, Doug! Wie konnte ein hässlicher Kerl von Ihrer Sorte eine solche Schönheit an Land ziehen?«
Natürlich wusste Doug genau, wie fantastisch er aussah, und so lachte er herzhaft. Seine Frau warf ihre mahagonibraunen Extensions kokett nach hinten. »Eigentlich müsste die Frage eher lauten - auf welche Weise hat es ein Mädchen wie Annabelle geschafft, einem Mann von Ihrem Kaliber den Besuch unserer albernen kleinen Familienparty einzureden?«
Annabelle lächelte honigsüß. »Ganz einfach - ich habe ihm versprochen, er darf mich nachher fesseln und verhauen.«
Damit amüsierte sie Heath, aber ihre Mutter ermahnte sie sichtlich eingeschnappt: »Bitte, Annabelle, hier versteht nicht jeder deinen sonderbaren Humor.«
Nun wandte sich Annabelle zu der einzigen fremden Person im Raum, Adams neuester Eroberung, um. So wie ihre Vorgängerinnen, seine Exfrau eingeschlossen, war sie elegant gekleidet und attraktiv, mit ebenmäßigen Gesichtszügen, einem gerade geschnittenen dunkelbraunen Pagenkopf, und sie strahlte nicht den geringsten Charme aus.
Wie die schmalen Lippen, die kein bisschen lächelten, deutlich genug verrieten, hatte sich Annabelles Bruder wieder einmal einen emotionslosen weiblichen Roboter ausgesucht.
»Das ist Dr. Lucille Menger.« Schützend legte er einen Arm um ihre Schultern. »Unsere talentierte neue Pathologin.«
Offenbar hast du dir den richtigen Job ausgesucht, Lucy. Da musst du nicht lernen, wie man kranke Menschen freundlich behandelt.
Heath schenkte ihr ein Megawatt-Lächeln. »Heute Abend sind wir beide die einzigen Außenseiter, und deshalb sollten wir zusammenhalten. Wer weiß, womöglich sind diese Leute Serienkiller.«
Während Annabelles Eltern und ihre Brüder lachten, blinzelte Lucille verwirrt. Schließlich lichteten sich die Nebel in ihrem Gehirn. »Oh, das war ein Witz.«
Annabelle warf ihrer Mutter einen raschen Blick zu. Außer einer kaum merklich erhobenen Augenbraue zeigte Kate keine Reaktion, und der Ärger ihrer Tochter wuchs. Adams Wahl fiel ausnahmslos auf humorlose Überfliegerinnen. Aber mischt sich die Familie in sein Leben ein? Nein, nur ich werde dauernd genervt.
»Leider ein schlechter Scherz«, gab Heath zu und setzte eine jungenhaft-reumütige Miene auf.
Nachdem Lucille erkannt hatte, dass man sich nicht auf ihre Kosten amüsierte, schien sie erleichtert aufzuatmen.
Für die Familienversammlungen, die in Chicago stattfanden, buchte Kate stets den privaten Speiseraum im ersten Stock des Mayfair Clubs. Wie der Salon eines englischen Herrschaftshauses dekoriert, mit poliertem Messing und Chintz drapiert, hatte das Zimmer eine gemütliche Sitzgruppe vor einem Erkerfenster mit Mittelpfosten zu bieten, das zum Delaware Place hinausging. Dort nahmen sie alle Platz, um Cocktails zu trinken
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