Küss mich, wenn Du kannst
würde.
Er ging zum Straßenrand, wo ein glänzender schwarzer Cadillac Escalade mit getönten Fenstern und dem Motor im Leerlauf wartete. Während er den Griff der Beifahrertür umfasste, schaute er sich nicht einmal nach Annabelle um. Offenbar hatte er ihre Existenz vergessen - die übliche Story ihres Lebens.
»Warten Sie!«, schrie sie und stürmte über die Straße. Erst wich sie einem Taxi aus, dann einem roten Subaru. Hupen schrillten, Reifen quietschten, und Champion blickte auf.
»Seit Bobby Tom Denton bei den Stars ausgestiegen ist, habe ich niemanden in diesem Stil laufen sehen.«
»Sie wollten ohne mich wegfahren.«
»Weil Sie nicht da gewesen sind.«
»Hätten Sie die Augen aufgemacht...«
»Ich war in Gedanken.« Wenigstens hielt er ihr die Tür zum Fond des Rapmobils auf und stieg hinter ihr ein.
Ehe der Chauffeur den Kopf nach hinten drehte und Annabelle musterte, rückte er den Beifahrersitz etwas weiter vor, um Champion etwas mehr Beinfreiheit zu verschaffen. Der Mann war groß, kräftig und erschreckend unverhüllt. Auf seinen muskulösen Oberarmen und dem Handgelenk, das sich ums Lenkrad schlang, prangten Tattoos. Mit seinem kahl rasierten Schädel, den dreisten Augen und dem schiefen Grinsen wirkte er wie Bruce Willis‘ bösartiger Zwilling - auf beängstigende Art sexy. »Wohin soll‘s gehen?«, fragte er.
»Nach Elmhurst«, antwortete Heath. »Dort will Crenshaw mir sein neues Haus zeigen.«
Als Fan des Stars-Teams kannte Annabelle den Namen des Angriffsspielers.
»Die Sox führen zwei zu eins«, verkündete der Fahrer. »Willst du da hinten Radio hören?«
»Eigentlich schon. Aber unglücklicherweise muss ich was Geschäftliches erledigen. Das habe ich meiner Begleiterin versprochen. Annabelle, das ist Bodie Gray, der beste Verteidiger, der jemals für Kansas City gespielt hat.«
»An der Arizona State University gehörte ich die ganze zweite Runde zum ersten Kader«, verkündete Bodie und ordnete den schweren Geländewagen in den Verkehr ein. »Zwei jähre spielte ich für die Steelers. An dem Tag, an dem sie mich an die Chiefs verkauften, wurde mein rechtes Bein bei einem Motorradunfall verletzt.«
»Oh, das muss schrecklich für Sie gewesen sein«, meinte Annabelle mitfühlend.
»Mal gewinnt man, mal verliert man, nicht wahr, Boss?«
»So nennt man mich nur, um mir auf den Senkel zu gehen.«
Bodie beäugte sie im Rückspiegel. »Also sind Sie die Kupplerin?«
»Nein, die Heiratsvermittlerin« , betonte Heath und entriss ihr den Mokka-Frappuccino.
»He!«, beschwerte sie sich.
Er saugte an dem Strohhalm, und Bodie kicherte. »Im Ernst? Eine Heiratsvermittlerin? Da werden Sie sich bei meinem Boss ganz gewaltig anstrengen müssen, Annabelle. In seiner Vergangenheit wimmelt‘s nur so von Affären, die er alle sausen ließ .« Er bog nach links auf die LaSalle Street. »Und was so irre ironisch dran ist, die letzte Frau, die ihn interessierte - irgendetwas Hochgestochenes im Büro des Bürgermeisters - gab ihm den Laufpass. Finden Sie das nicht zum Schießen?«
Gähnend streckte Heath die Beine aus. Trotz seiner edlen Garderobe fiel es Annabelle leicht, sich diesen Mann in fadenscheinigen Jeans, einem vergammelten T-Shirt und zerkratzten Gummistiefeln vorzustellen.
Bodie steuerte den Cadillac auf den Congress Parkway. »Wissen Sie, warum sie ihn abserviert hat? Weil er nicht nur mit ihr ins Bett gehüpft ist.«
»Hat er sie betrogen?«, fragte Annabelle bestürzt.
»Dauernd.« Bodie wechselte die Fahrspur. »Mit seinem Handy.«
Heath nahm noch einen Schluck Frappuccino. »Hören Sie nicht auf ihn, Annabelle. Er ist nur verbittert, weil ich ganz oben bin. Und weil er selber alles vermasselt hat.«
Keine Reaktion auf dem Fahrersitz. Was für eine gruselige Freundschaft mochte das sein?
Ein Handy klingelte - es war nicht das Gerät, das Heath vor ein paar Minuten benutzt hatte. Dieses zog er aus der Tasche seines Sportsakkos. Offensichtlich war er ein Telefon-Polygamist. »Champion.«
Sobald er abgelenkt war, nutzte Annabelle die Gunst des Augenblicks und eroberte ihren Frappuccino zurück. Ihre Lippen umschlossen den Strohhalm, aus dem Heath eben noch getrunken hatte. Dabei ging ihr der deprimierende Gedanke durch den Sinn, sie würde wohl niemals näher an den Mund eines Millionärs herankommen.
»Glaub mir, Rafe, die Gastronomie ist geradezu übersät mit Leichen berühmter Sportler. Klar, es ist dein Geld, also kann ich dir nur einen Rat geben, aber...«
Das war
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