Küss mich, wenn Du kannst
der Nachteil einer Heiratsvermittlung - vielleicht würde Annabelle nie mehr ein richtiges Date erleben. Wann immer sie einen attraktiven Junggesellen traf, musste sie einen Klienten aus ihm machen. Das durfte sie mit ihrem Privatleben nicht verquicken. In diesem Fall wohl kein Problem... Aber dann schaute sie Heath an. Allein schon die Nähe von so viel ungezügeltem Machismo ließ eine ganze Ameisenschar in ihrem Bauch kribbeln. Er roch sogar sexy, wie teure Seidenbettwäsche, kostbare Seife und schwüle Pheromone. Bedauerlicherweise konnte der Frappuccino, der durch ihre Kehle rann, ihre hitzigen Wünsche nicht kühlen. Und so blickte sie der traurigen Wahrheit ins Auge - sie war völlig ausgehungert nach Sex. Seit der geplatzten Verlobung mit Rob waren zwei trostlose Jahre vergangen - viel zu lange hatte sie allein geschlafen.
Plötzlich erklangen die Eröffnungstakte der Wilhelm-Tell-Ouvertüre. Heath erdreistete sich doch tatsächlich, die Stirn zu runzeln, als sie ihr Handy hervorholte. »Hallo.«
»Hier ist deine Mutter, Annabelle.«
Frustriert sank sie tiefer in die Polsterung hinab und verfluchte sich, weil sie vergessen hatte, das verdammte Ding auszuschalten.
Heath nutzte ihre gestörte Konzentration, um ihr den Frappuccino erneut zu entreißen, und setzte sein Telefonat fort. »... einfach nur eine Frage der finanziellen Prioritäten. Sobald die Zukunft deiner Familie gesichert ist, kannst du dir ein Restaurant leisten.«
»Nachdem ich mich bei FedEx erkundigt habe, weiß ich, dass dieses Anmeldeformular bei dir gelandet ist«, sagte Kate. »Hast du‘s schon ausgefüllt?«
»Interessante Frage«, flötete Annabelle. »Lass mich später zurückrufen, dann werden wir darüber diskutieren.«
»Darüber diskutieren wir jetzt.«
»Raoul, du bist ein Schatz. Und vielen Dank für letzte Nacht, du warst Spitzenklasse.« Sie schaltete das Handy aus und klappte es zu. Dafür würde ihr Mom die Hölle heiß machen. Aber darum wollte sie sich später kümmern.
Nun beendete auch Heath sein Gespräch und musterte sie mit diesen dollargrünen urwüchsigen Illinois-Augen. »Wenn Sie mit aller Macht eine Melodie in Ihr Handy programmieren müssen, suchen Sie sich wenigstens was Originelles aus.«
»Besten Dank für den guten Tipp. Übrigens...« Sie zeigte auf den Frappuccino. »Zu Ihrem Glück besteht nur die entfernte Möglichkeit, dass ich an Diphtherie leide. Glauben Sie mir, dieser grauweißliche Belag auf den Nasen- und Rachenwänden ist mörderisch.«
Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben. »Setzen Sie den Drink auf meine Rechnung.«
»Noch haben Sie keine.« Sie dachte an die Parkgarage, wo sie Sherman wieder einmal gezwungenermaßen abgestellt hatte, weil sie nicht wusste, wie lange die Fahrt mit dem Python dauern würde. »Aber heute fange ich damit an«, fügte sie hinzu und zog den Fragebogen aus ihrem Shopper mit dem wilden tropischen Muster.
Angewidert fixierte er das Papier. »Was ich suche, habe ich Ihnen schon erklärt.«
»Ja, ich weiß. Das Soldier-Field-Stadion, dreckige Witze, blablabla. Aber ich brauche etwas genauere Angaben. Zum Beispiel - an welche Altersgruppe denken Sie? Bitte, sagen Sie nicht - neunzehn, blond und vollbusig.«
»Diese Wiese hat er bereits abgegrast - was, Boss?«, mischte sich Bodie ein. »Die letzten zehn Jahre.«
Heath ignorierte ihn. »Inzwischen ist mein Interesse an Neunzehnjährigen erloschen. Sagen wir zweiundzwanzig bis dreißig. Nicht älter. Ich will Kinder. Aber vorerst noch nicht.«
Worauf sich Annabelle mit ihren einunddreißig Jahren uralt fühlte. »Und wenn sie geschieden ist und schon Kinder hat?«
»An so was habe ich nicht gedacht.«
»Irgendwelche Bedingungen religiöser Art?«
»Nichts allzu Verrücktes. Ansonsten bin ich tolerant.«
»Würden Sie mit einer Frau ohne Collegeabschluss ausgehen?«
»Klar. Was ich mir auf keinen Fall wünsche, ist eine Frau ohne Persönlichkeit.«
»Wenn Sie mir den Typ mit drei Worten beschreiben müssten - welche würden Sie wählen?«
»Dünn, muskulös und scharf«, tönte Bodies Stimme auf dem Fahrersitz. »Von fetten Hintern hält er nichts.«
Annabelle schob ihren eigenen fetten Hintern noch tiefer in die Polsterung hinab.
Langsam glitt Heaths Daumen über das Stahlband seiner Armbanduhr. Eine TAG Heuer, wie Annabelle feststellte. So eine ähnliche hatte sich Adam gekauft, als er zum allerbesten Herzchirurgen von St. Louis ernannt worden war.
»Gwen Phelps steht nicht im Telefonbuch«,
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