Küss mich, wenn Du kannst
fiel es ihr schwer, an ihrer Abneigung festzuhalten. Nicht, dass sie sich besonders hartnäckig daran klammern würde.
»Unterhaltsam«, meinte er, nachdem die Kandidatin verschwunden war. »Leider auf unangenehme Art. Dieser Abend war reine Zeitverschwendung.«
»Bei Ihrem nächsten Date werden Sie das nicht finden, weil ich Ihnen ein ganz besonderes Mädchen vorstellen werde.« Glücklicherweise erwies sich Nanas Seniorenklientel als wahre Fundgrube. Wenn die Enkelin einer ihrer ältesten Freundinnen, Rachel Gorny, auch nicht Barries extravagante Schönheit besaß, so war sie doch intelligent, tüchtig und charakterstark genug, um sich gegen Heath zu behaupten. Außerdem wusste sie sich auf dem gesellschaftlichen Parkett zu bewegen, und darauf legte Heath großen Wert. Annabelle hatte überlegt, ob sie die beiden schon an diesem Abend bekannt machen sollte. Dann hatte sie beschlossen, erst einmal abzuwarten, wie er auf Barrie reagieren würde.
Weil sie Heaths Profil nicht anstarren wollte, spielte sie mit dem Rührstäbchen in ihrem Glas und nahm sich vor, einen netten, attraktiven, nicht allzu klugen Kerl zu suchen, der Barrie gut behandeln würde.
»Legen Sie sich ein bisschen mehr ins Zeug, Annabelle. Kein Rendezvous mehr wie das erste heute Abend.«
»Einverstanden. Und Sie zwingen mich nie wieder, Ihre Powers-Matches-Kandidatinnen zu verkraften. Wie Sie völlig richtig festgestellt haben, Heath, läuft es meinen Interessen zuwider, Portia Powers zu helfen.«
»Warum wollen Sie mich dann immer noch zu einem zweiten Treffen mit Melanie überreden?«
»Wenn ich hungrig bin, verhalte ich mich häufig etwas seltsam.«
»Die letzte Frau sind Sie in vierzehn Minuten losgeworden. Gut gemacht. Dafür belohne ich Sie. Von jetzt an dürfen Sie alle meine Dates miterleben.«
Beinahe verschluckte sie sich an einem Eiswürfel. »Was meinen Sie?«
»Genau das, was ich gesagt habe.«
»Großer Gott, das soll doch nicht heißen...«
»Doch.« Heath protzte mit einer großen goldenen Klammer voller Banknoten und warf ein paar auf den Tisch. Dann zog er Annabelle von ihrem Stuhl hoch. »Jetzt werde ich Sie aufpäppeln.«
»Nein - eh - ich will nicht...«, stotterte sie auf dem Weg durch die Bar und versuchte, ihm zu erklären, sie würde die Gesellschaft seiner künftigen Power-Kandidatinnen nicht erdulden, und offensichtlich habe er den letzten Rest seines Verstandes verloren. Aber er ignorierte sie und begrüßte den Besitzer des Lokals, einen drahtigen Mann, der einem Terrier glich. Die beiden unterhielten sich auf Italienisch, was sie überraschte. Andererseits - warum sollte sie mittlerweile irgendetwas verblüffen, was mit Heath zusammenhing?
Sobald sie im Speiseraum Platz genommen hatten, eilte ein Kellner herbei, um Heath nach den gewünschten Getränken zu fragen, und die Mamma erschien mit einem Brotkorb und den Antipasti. Unfähig, dem Hefeduft des frisch gebackenen Brots zu widerstehen, brach Annabelle ein Stück ab und tunkte es in eine kleine Olivenölpfütze, die nach Rosmarin roch.
So wie die Bar war auch der Speiseraum mit rau verputzten gelben Wänden und üppigem violettem Stuck ausgestattet.
Aber hier herrschte helleres Licht, das die lachsfarbenen Tischtücher und die weinroten Servietten zur Geltung brachte. Auf jedem Tisch standen kleine Keramikvasen mit schlichten Wiesenblumen und Kräutern. Trotz der gemütlichen Atmosphäre strahlte das Restaurant eine gewisse Eleganz aus.
Heath verstand viel mehr von Wein als Annabelle. Für sie bestellte er einen Cabernet, für sich selbst ein Sam-Adams-Bier. Auf der Antipastiplatte häuften sich Schinken, gefüllte Pilzköpfe, gebratene Salbeizweige, Pecorinowürfel und saftige Kirschen. »Essen Sie erst mal«, befahl er. »Dann reden wir.«
Nur zu gern gehorchte sie, und er belästigte sie nicht, bis die Vorspeise serviert wurde. Für Annabelle schwammen helle Jakobsmuschelinseln in einem welligen Meer aus Steinpilzen und braunen Cremini, Pasta in aromatischer Tomatensauce mit Wurstscheiben und Ziegenkäse für Heath.
Er aß ein paar Bissen und nippte an seinem Bier. Dann richtete er jenen durchdringenden Blick, der die Kandidatinnen fixiert hatte, auf Annabelle. »Von jetzt an nehmen Sie an allen Dates teil und verhalten sich genauso wie heute Abend.«
»Falls Sie mir die beste Mahlzeit vermiesen, die ich jemals bekommen habe, verzeihe ich Ihnen nie.«
»Sie reagieren sehr intuitiv, und Sie können ein Gespräch in Gang halten. Trotz Ihrer
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