Küss mich, wenn Du kannst
eine Frau empfehlen will, die in Bikinis posiert, verraten Sie mir wenigstens ihren Namen, bevor Sie ihr den Laufpass geben.«
»Okay.«
»Und vielen Dank, dass Sie mir morgen helfen wollen.«
Annabelle zeichnete ein Gänseblümchen auf den Notizblock. »Warum sollte es mir denn keinen Spaß machen, den ganzen Tag mit Ihrer frei verfügbaren Kreditkarte durch die Stadt zu laufen?«
»Plus Bodie und Sean Palmers Mutter. Vergessen Sie das nicht. Wenn sich Mrs. Palmer nicht so sehr vor ihm fürchten würde, könnte Bodie das allein erledigen.«
»Nicht nur ihr jagt sein Anblick Angst und Schrecken ein. Sind Sie sicher, dass uns keine Gefahr droht?«
»Solange Sie nicht über Politik, Taco-Bell-Fastfood oder die Farbe Rot reden.«
»Danke für den Tipp.«
»Und lassen Sie ihn nicht zu nahe an jemanden heran, der einen Hut trägt.«
»Alles klar.« Als sie auflegte, lächelte sie unwillkürlich, doch das war keine gute Idee. Jederzeit konnten Pythons zuschlagen, meistens ohne Vorwarnung.
Arte, Sean Palmers Mutter, hatte grau melierte Dreadlocks, eine hoch gewachsene, vollbusige Figur, ein herzhaftes Lachen, und Annabelle mochte sie auf Anhieb. Während Bodie als Reiseführer fungierte, bewunderten sie die Sehenswürdigkeiten. Am frühen Morgen begannen sie mit einer Bootsfahrt, die einen Ausblick auf die architektonischen Highlights von Chicago bot, gefolgt von einer informativen Tour durch die Impressionistensammlung im Art Institute. Obwohl Bodie alles arrangierte, blieb er im Hintergrund. Was für ein eigenartiger Typ, dachte Annabelle, voller faszinierender Widersprüche, sie würde gern mehr über ihn wissen.
Nach einem späten Lunch fuhren sie zum Millennium Park, der traumhaften neuen Anlage am Seeufer. Seit er existierte, glaubten die Einheimischen, nun hätte Chicago endlich San Francisco als schönste Stadt Amerikas den Rang abgelaufen. Annabelle war schon oft hier gewesen. Immer wieder genoss sie es, anderen Leuten die terrassenförmigen Gärten zu zeigen, den fünfzehn Meter hohen Crown Fountain mit den ständig wechselnden Videobildern, die schimmernde spiegelartige Cloud-Gate-Skulptur, liebevoll »Die Bohne« genannt.
Auf der Wanderung durch den futuristischen muschelförmigen Musikpavillon, dessen gewellte glänzende Stahlbänder so exquisit mit den Wolkenkratzern im Hintergrund harmonierten, sprachen sie wieder einmal über Artes Sohn. Bald würde er als Außenverteidiger für die Bears spielen.
Alle Agenten stürzten sich auf Sean«, erzählte seine Mutter, »und ich war heilfroh, dass er sich für Heath entschied. Nun muss ich nicht mehr fürchten, irgendwer könnte meinen Jungen übervorteilen. Heath wird gut für ihn sorgen, das weiß ich.«
»Ja, er kümmert sich wirklich um seine Schäfchen«, bekräftigte Annabelle.
Während Bodie die Frauen zur gewundenen stählernen Fußgängerbrücke über dem verkehrsreichen Columbus Drive führte, flirtete die Sonne mit den Wellen des Sees. Auf der anderen Seite schlenderten sie zum Joggingpfad. Als sie stehen blieben, um die Aussicht zu bewundern, rief ein Radler nach Bodie und bremste. Sofort verstummten Annabelle und Arte. Beide starrten die hautenge schwarze Radfahrerhose des Mannes an.
»Lobet den Herrn für seine glorreiche Schöpfung«, murmelte Arte.
»Amen.«
Neugierig traten sie ein wenig näher und inspizierten die muskulösen, schweißnassen Waden des Bikers, das blauweiße Netz-T-Shirt, das an der gut entwickelten Brust klebte. Annabelle versuchte, sein Alter einzuschätzen - wahrscheinlich zwischen Mitte und Ende zwanzig. Unter dem roten High-Tech-Helm verbarg sich ein Großteil des feuchten blonden Haars. Aber das Adonis-Profil war deutlich zu erkennen. »Jetzt müsste ich in den See springen und mich abkühlen«, wisperte sie.
»Wäre ich zwanzig Jahre jünger...«, seufzte Arte.
Bodie drehte sich zu ihnen um. »Ladys, darf ich Ihnen jemanden vorstellen?«
»Komm zu Mama«, murmelte Arte, und Annabelle kicherte. Als sie zu den Männern gingen, erkannte sie den Radfahrer.
»Wow, ich weiß, wer das ist.«
»Mrs. Palmer, Annabelle - das ist der berühmte Dean Robillard«, verkündete Bodie, »der nächste grandiose Quarterback von den Stars.«
Obwohl Annabelle dem Nachfolger Kevin Tuckers noch nie persönlich begegnet war, hatte sie ihn spielen sehen und viel von ihm gehört. Arte schüttelte ihm die Hand. »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Dean. Sagen Sie Ihren Freunden, Sie sollen‘s meinem Jungen Sean in dieser Saison
Weitere Kostenlose Bücher