Küss mich, wenn Du kannst
Früher hatte es Pippi in ihrem Schlafzimmer besucht, um mit ihr zu spielen. Das tat es jetzt nicht mehr, weil sie schon zu groß war. Als Annabelle den Kopf hinabneigte, um aufmerksam zu lauschen, streifte ihr Haar Heaths Schenkel. Beinahe fiel er aus dem Liegestuhl.
Nach einer Weile rannte Pippi zu ihrem Vater und verlangte, er sollte mit ihr ins Wasser gehen. Dazu erklärte er sich bereit, aber dann entbrannte ein kleiner Streit um die Gummistiefel, bei dem er letzten Endes den Sieg errang.
»Oh, ich liebe dieses Kind.« Annabelles Stimme nahm einen sentimentalen Klang an. »Welch ein Temperament...«
»Genau das wird Pippi in Schwierigkeiten bringen, wenn sie mal hinter Gittern sitzt.«
»Würdest du mir diesen Quatsch ersparen?«
Ihr Haar kitzelte wieder seinen Schenkel. Diese erregende Berührung ertrug er nicht länger, und so sprang er auf. »Ich gehe schwimmen. Kommst du mit?«
Sehnsüchtig schaute sie zum See. »Nein, ich bleibe hier.«
»Nun mach schon, Mädchen.« Heath zog sie auf die Beine. »Oder hast du Angst, dein Haar könnte nass werden?«
Blitzschnell riss sie sich los und rannte zum Wasser. »Wer das Floß als Letzter erreicht, ist ein zwanghafter Fettwanst!« Sie stürzte sich in den See, und Heath folgte ihr. Obwohl sie eine gute Schwimmerin war, musste sie sich gewaltig anstrengen, damit er sie nicht überholte. Schließlich blieb er kurz vor dem Ziel zurück und ließ sie gewinnen.
Als sie die Leiter des Floßes berührte, belohnte sie ihn mit jenem speziellen Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte. »Oh, der Waschlappen hat verloren!«
Das war zu viel. Entschlossen tauchte er sie unter.
Eine Zeit lang tobten sie im Wasser umher, dann kletterten sie auf das Floß, sprangen in den See zurück und attackierten einander erneut. Da Annabelle mit älteren Brüdern aufgewachsen war, hatte sie ein paar miese Tricks gelernt. Wann immer sie ihn übertrumpfte, war ihre triumphierende Miene unbezahlbar. Wieder einmal versuchte sie ihm zu entlocken, was das D seines zweiten Vornamens bedeutete. Das verriet er ihr nicht, und sie spritzte unbarmherzig Wasser in sein Gesicht. Bei diesem übermütigen Spiel fand er genug Gelegenheiten, Annabelle zwischen die Finger zu kriegen. Schließlich übertrieb er ein bisschen, und sie ging auf Distanz.
»Jetzt habe ich die Nase voll. Ich gehe ins Cottage. Vor dem Dinner will ich mich ausruhen.«
»Das verstehe ich. So jung, wie du mal warst, bist du nicht mehr.«
Aber auf diese Herausforderung ging sie nicht ein und schwamm davon. Heath beobachtete, wie sie ans Ufer watete. Da ihr Badehöschen nach oben gerutscht war, entblößte es zwei runde nackte Hinterbacken, und Annabelle zupfte es mit einem Finger zurecht. Stöhnend versank er im Wasser. Doch das war nicht kalt genug, und es dauerte eine Weile, bis er sich beruhigte.
An den Strand zurückgekehrt, ließ er sich von Charmaine und Darnell zu einer Dartpartie überreden. Aber die ganze Zeit war ihm die Gegenwart Phoebes bewusst, die nur wenige Meter entfernt auf einer Chaiselongue faulenzte. Sie trug einen großen Strohhut, einen tief ausgeschnittenen einteiligen schwarzen Badeanzug, einen Sarong mit tropischem Muster, den sie um die Taille geschlungen hatte, und ein unsichtbares »Bitte nicht stören«-Schild. Schließlich entschied er, es wäre an der Zeit, die Initiative zu ergreifen, entschuldigte sich bei den Pruitts und schlenderte zur Besitzerin der Stars. »Darf ich einen kleinen Sandwall bauen, damit wir in Ruhe plaudern können?«
Ihre Lider senkten sich hinter einer Sonnenbrille mit rosa Gläsern. »Mein Tag hat so schön begonnen...«
»Irgendwann nehmen alle angenehmen Dinge ein Ende.« Statt den Liegestuhl an ihrer Seite zu benutzen, gönnte er Phoebe den Vorteil ihrer erhöhten Position und setzte sich auf ein Handtuch, das im Sand lag. »Seit der Kinderparty denke ich immer wieder über eine interessante Frage nach.«
»Oh?«
»Wie ein Drachen wie du ein so gutherziges Kind wie Hannah bekommen kann?«
Ausnahmsweise lachte sie. »Das muss an Dans Genen liegen.«
»Hast du gehört, wie Hannah den kleinen Mädchen von den Luftballons erzählte?«
Endlich schaute sie ihn an. »Das habe ich leider versäumt.«
»Nun, sie sagte, wenn die Ballons platzen, könnten die Kinder ruhig weinen, wenn sie wollten. Aber es würde nur bedeuten, dass eine schlecht gelaunte Elfe mit einer Nadel hineingestochen hat. Wie kommt sie bloß auf so was?«
»Sie hat eine sehr lebhafte Fantasie«,
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