Küss mich, wenn Du kannst
Stadt erkundigte er sich nach den Werken der Schriftstellerin. Niemals hatte er auch nur ein einziges Wort von ihr gelesen. Aber als sie den Gasthof erreichten, hatte er ihr eingeredet, sie besitze das Talent einer neuen J. K. Rowling. Daran schien er seltsamerweise sogar zu glauben. Zweifellos war der Python ein grandioser Motivator.
Das rustikale Holzdekor des Wind Lake Inns passte zu einem variablen Menü mit Fisch, Rindfleisch oder Wild. Angeregt unterhielten sie sich, und Annabelle beschränkte ihren Alkoholkonsum auf ein einziges Glas Wein. Während die Vorspeisen serviert wurden, fragte Phoebe die Männer, wie die Diskussion über das Buch verlaufen sei. Darnell öffnete den Mund, um zu antworten, und ließ seinen Goldzahn blitzen, aber Dan kam ihm zuvor. »Da wurde so viel besprochen - ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ron?«
»O ja, eine sehr intensive Debatte«, betonte der Manager der Stars.
Nachdenklich starrte Kevin vor sich hin. »Zu viele geteilte Emotionen...«
»Intensiv?« Darnell runzelte die Stirn. »Das war...«
»Wahrscheinlich könnte Heath diese Erörterung am besten zusammenfassen«, warf Walter ein.
Ernsthaft nickten die anderen, und alle Blicke richteten sich auf Heath, der seine Gabel beiseite legte. »Ob ich dieser Aufgabe gerecht werden kann, weiß ich nicht. Wer hätte gedacht, dass wir so viele verschiedene Ansichten über den postmodernen Nihilismus vertreten?«
Molly schaute Phoebe an. »Offenbar haben sie gar nicht über das Buch geredet.«
»Das habe ich dir doch gesagt«, erwiderte ihre Schwester.
Charmaine tätschelte den Rücken ihres Mannes. »Tut mir Leid, Schatz, ich habe die Frauen gebeten, dich in unsre Gruppe aufzunehmen. Aber sie meinen, du würdest unsere Dynamik stören.«
»Außerdem würde er uns zwingen, ›Hundert Jahre Einsamkeit‹ zu lesen«, ergänzte Janine.
»Immerhin ist das ein großartiges Buch!«, rief Darnell. »Wenn ihr doch bloß bereit wärt, euren Verstand mal ein bisschen zu fordern!«
Kevin hatte Darnells Lektion über den literarischen Geschmack der Leute oft genug gehört. Hastig mischte er sich ein, um eine weitere Tirade zu verhindern. »Ja, du hast Recht. Und wir schämen uns alle, nicht wahr, Jungs?«
»Klar«
»Ich auch.«
»Ich kann kaum noch in den Spiegel schauen.«
Um Darnell noch wirksamer von einer Strafpredigt abzuhalten, wandte sich Kevin zu Annabelle. »Was ist mir da zu Ohren gekommen? Du gehst mit Dean Robillard aus?«
Alle am Tisch hörten zu essen auf, und Heath ließ sein Messer fallen, während die Köpfe der Frauen zu Annabelle herumfuhren. Dann starrte Molly in die keineswegs unschuldigen Augen ihres Mannes. »Annabelle geht nicht mit Dean aus. Das hätte sie uns erzählt.«
»Da ist wirklich nichts dran«, versicherte Annabelle.
Kevin Tucker, der gewiefteste Quarterback in der NFL, kratzte sich wie der letzte Blödmann hinterm Ohr. »Also, jetzt bin ich ganz verwirrt. Am Freitag traf ich Dean, und da erwähnte er, ihr hättet euch letzte Woche großartig amüsiert.«
»Nun ja, wir waren am Strand...«
»Was, du warst mit Dean Robillard am Strand?«, kreischte Krystal. »Und das hast du uns verschwiegen?«
»Dazu kam es ganz spontan...«
Nun redeten alle Frauen durcheinander. Weil Kevin einen noch dramatischeren Unfug plante, wartete er nicht ab, bis sie sich beruhigten. »Wird Dean dich noch mal einladen, Annabelle?«
»Nein, natürlich nicht. Auf keinen Fall. Ich meine... Oder doch? Warum? Hat er was gesagt?«
»Wenigstens gewann ich diesen Eindruck. Aber vielleicht habe ich was missverstanden.«
»Ja, ganz bestimmt.«
Wie versteinert saß Heath da, was Phoebes Interesse weckte. »Unglaublich, wie deine kleine Heiratsvermittlerin in der Welt herumkommt.«
»Darüber freue ich mich«, verkündete Sharon. »Höchste Zeit, dass sie aus ihrem Schneckenhaus kriecht.«
Heath schaute Annabelle skeptisch an. »Warst du wirklich in einem Schneckenhaus?«
»Gewissermaßen.«
Charmaine musterte sie über den Tisch hinweg. »Dürfen wir über deine unglückselige Verlobung reden?«
»Warum nicht«, seufzte Annabelle. »Wo wir ohnehin schon jeden anderen Teil meines Lebens durchackern...«
»Damals war ich furchtbar schockiert«, gestand Kevin. »Rob und ich haben ein paarmal zusammen Golf gespielt. Wenn sein Duck Hook auch furchtbar war - trotzdem...«
Besänftigend berührte Molly seine Hand. »Nun ist es schon zwei Jahre her, und Kevin hat‘s noch immer nicht überwunden.«
Kevin
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