Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
Vorsitzenden hörte, so dass dieser sich wiederum Quinn zuwenden konnte.
»Das ist ja eine niederschmetternde Nachricht. Wie lange wird die Frau denn schon vermisst?«
»Seit ungefähr siebenundzwanzig Stunden – zu lange, als dass wir noch hoffen könnten, sie herauspauken zu können, bevor das Licht der Wahrheit bekommt, was es will. Wir müssen handeln, uns einen Plan einfallen lassen, wie wir uns den Menschen offenbaren, ehe es diese Funzelköpfe für uns tun.«
»Und es besteht nicht die Möglichkeit eines Missverständnisses? Keine Chance, dass sie und Gregor sich nur gestritten haben und sie sich jetzt zu ihrer Mutter geflüchtet hat?«
»Ihre Mutter ist seit mindestens fünfzig Jahren tot.«
De Santos ignorierte den sarkastischen Einwand.
»Was haben unsere Freunde in Russland in dieser Sache bereits unternommen?«
»Kasminikov hat natürlich seine besten Leute auf die Suche nach ihr ausgeschickt«, meldete sich Richard zu Wort, um auch endlich ein wenig von der Verantwortung für die geplatzte Bombe auf sich zu nehmen.
»Nicht nur, dass er verständlicherweise sehr darüber erbost ist, dass man ihm seine Geliebte genommen hat – er begreift durchaus auch den Ernst der Situation. Selbst, falls es zu spät sein sollte, noch etwas für Ms. Mirenow zu tun, ist ihm doch bewusst, dass etwas getan werden muss , um den durch die Entführung drohenden Schaden zu begrenzen. Wir reden hier nicht darüber, dass wir uns aus Spaß an der Freude entschleiern wollen. Uns bleibt keine andere Wahl mehr.«
Mit dieser Entschleierung war das gemeint, worunter die übrigen Anderen die Offenbarung ihrer Existenz vor den Menschen verstanden. Es war stets ein eher theoretischer Begriff gewesen, um etwas zu umschreiben, das sich irgendwann in ferner Zukunft einmal als unausweichlich erweisen könnte, worüber man sich heute aber noch keine Sorgen zu machen brauchte. Quinn aber hatte diese Sorge jetzt ausgelöst.
»Nun«, sagte De Santos, nachdem eine scheinbare Ewigkeit lang Schweigen geherrscht hatte, »das stellt die Dinge wohl in ein komplett neues Licht, nicht wahr?«
»Das sehe ich nicht ganz so«, meldete sich eine neue Stimme zu Wort.
»Sie ist doch bloß ein Mensch, kaum wert, dass wir uns groß über sie aufregen.«
Quinn blickte am Tisch hinunter, um den, der das gesagt hatte, unter den drei Vampiren auszumachen, die zum Inneren Kreis des Rates gehörten – ohne sich allerdings sicher zu sein, welcher von den dreien es gewesen war. Wie alle Vampire saßen sie da wie Könige, die ihren Untertanen eine Audienz gewähren – gleichermaßen gelangweilt, überheblich und herablassend und dabei immer auf der Hut, dass ihnen auch ja nicht die Zacken aus der Krone brachen. Quinn brauchte gar nicht den Namen des Mannes zu kennen, um ihn nicht zu mögen. Er brauchte ihm nur in die Augen zu schauen, die so nichtssagend und leer waren wie die einer Schlange und gleichzeitig den Ausdruck von Wut und Verachtung in den aristokratischen Zügen zu beobachten. Der Zweitausenddollaranzug und die mit Diamanten gespickte Krawattennadel taten das Ihre.
»Bloß eine Frau, leicht verschmerzt und leicht ersetzt«, fuhr der Vampir fort.
»Es gibt keinen Anlass für uns, uns mit ihrem traurigen Schicksal auseinanderzusetzen. Wenn die Europäer das für ein solches Problem halten, sollen sie sich doch damit befassen. Für uns gibt es keinen Grund, etwas zu unternehmen, und erst recht keinen, uns zu entschleiern.«
So einfach war das also. Augenblicklich hasste Quinn ihn.
»Dies ist nicht nur ein europäisches Problem«, widersprach er und biss die Zähne zusammen, damit er sie nicht fletschte.
»Der Atlantik bedeutet nicht, dass Sie sicher vor dieser Gefahr auf einer Insel leben.«
»Es trennt uns mehr als bloß ein Ozean, Mr. Quinn.«
»Aber es steht nichts zwischen Ihnen und dem Licht der Wahrheit . Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Anweisung für die Entführung einer jüngeren Zelle innerhalb dieser Organisation entstammte, einer, die hier mitten in Amerika operiert.«
8
Diese Neuigkeit schlug nun allerdings wie eine Bombe ein; es war, als echote ihr Donnerschlag von den steinernen Mauern und den noch versteinerteren Gesichtern. Quinn bereitete sich innerlich auf das heillose Chaos vor, das diesem Schock unweigerlich folgen musste. Er fragte sich, ob es hier im Keller irgendwo eine Kammer gab, in der Lebensmittel- und Blutkonserven gehortet wurden – obwohl die hier Anwesenden eher dazu geneigt schienen, sich
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