Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
Taschenlampen und Fonduegabeln aus der Küchenschublade.«
»Du bist damit aufgewachsen, dass du über die Anderen Bescheid weißt, Randy. Du bist mit einigen von ihnen verwandt. Du hast gesehen, dass wir keine blutrünstigen, mordenden Fehlentwicklungen der Natur sind. Und du bist auch nicht die typische Durchschnittsamerikanerin.«
»Stimmt. Mir hat noch nie jemand an den Kopf geworfen, ich wäre durchschnittlich. Und natürlich hat dein Ausgeflipptsein nichts mit einer mörderischen Veranlagung zu tun. Höchstens, was gelegentlich mal ein Kaninchen betrifft. Aber das wollen wir jetzt nicht vertiefen.«
Auf diese neunmalkluge Bemerkung ging Cassidy gar nicht erst ein.
»Menschen wie du sind so sehr in der Minderheit, dass sie, glaube ich, nicht einmal statistisch ins Gewicht fallen. Und selbst, wenn alles nur mit einem Häufchen religiöser Fundamentalisten anfängt, werden es sich die Nicht-Fundamentalisten keinesfalls nehmen lassen, sich ihnen in aller Eile anzuschließen, und schon bald dürften neunundneunzig Prozent der menschlichen Bevölkerung dieses Landes schreiend durch die Straßen rennen, dass der Himmel einstürzt. Wie würdest du dich dabei fühlen, wenn sie anfangen, Nana und mich einzukesseln?«
»Was Nana betrifft – könnte ich über diesen Teil der Frage noch einmal kurz nachdenken?«
»Und selbst, wenn uns wie durch ein Wunder die Eiferer nicht an den Kragen gehen, dann werden sich garantiert die Wissenschaftler an unsere Fersen heften«, fuhr Cassidy fort.
Sie war jetzt richtig in Fahrt gekommen.
»Sie werden Laborratten in Übergröße aus uns machen, und wenn sie feststellen, dass wir eine hundert Mal bessere Heilung haben als sie, werden sie uns vivisezieren, nur, um zu sehen, was passiert. Sie werden versuchen, unsere DNA zu entschlüsseln, man wird uns in Versuchslabore sperren, und wir werden so viel Recht zu protestieren haben wie ein ganz gewöhnlicher Schimpanse.«
»Cassidy –«
»Und dann wird sich das Militär auf uns stürzen, wenn herauskommt, dass wir Anderen Dinge tun können, zu denen normale Soldaten nicht in der Lage sind. Wir können uns viel heimlicher bewegen als Menschen, also gäben wir vorzügliche Späher und Spione ab. Wir lassen uns im Zweifelsfalle nicht so leicht unterkriegen, also eignen wir uns perfekt als Kanonenfutter. Und wir sind stärker, also auch im Nahkampf besser; wir werden die Soldaten der Zukunft abgeben. Nur einzuschreiben brauchen wir uns nicht erst, man wird uns einziehen, und weil wir keine Menschen sind, gelten die Gesetze, die Menschen vor erzwungenem Kriegsdienst schützen, nicht für uns.«
»Nun denn«, sagte Randy schließlich, »du bist ja wahrlich ein Ausbund an Zuversicht.«
»Und was ist, wenn sie dich holen kommen?«
Cassidy war für Scherze nicht mehr zu haben.
»Niemand wird dir glauben, dass deine Verwandtschaft mit einem Monstrum dich nicht auch zu einem macht.«
Über all das hatte Randy noch nie nachgedacht. Für sie waren die Anderen ganz normale Lebewesen, und sie hatte sich nie damit beschäftigt, welche Konsequenzen es haben konnte, dass die meisten Menschen anderer Meinung waren.
»Man braucht mich doch bloß eine Weile lang zu beobachten, dann merkt jeder, dass mir bei Vollmond kein Schwanz wächst.«
»Hast du mal zu beweisen versucht, dass du etwas nicht bist? Das ist nämlich, als wolle man mit einem Schlitten einen Hügel hinauffahren. Es klappt einfach nicht.«
»Und was willst du jetzt unternehmen?«
»Was kann ich schon tun? Ich werde versuchen, herauszufinden, was der Rat in Erfahrung gebracht haben möchte. Und anfangen muss ich damit, dass ich mich schon wieder mit diesem pelzigen Neandertaler abgeben muss.«
»Oweiowei. Ich fürchte, der sonst als so höflich und zuvorkommend bekannte Don Rafael hat dich mit seiner Bitte erst so richtig fuchsig gemacht.«
»Was meinst du damit?«
»Du hast soeben den Vorsitzenden des Hohen Rates als ›pelzigen Neandertaler‹ bezeichnet. Da liegt die Vermutung doch nahe, dass du ein bisschen sauer auf ihn bist, oder?«
Cassidy merkte, wie ihre Haut zu glühen anfing.
»Aber nein … Ich meine …. Ich habe nicht über Rafael De Santos geredet.«
»Und wer ist dann der pelzige Neandertaler, von dem du geredet hast?«
Cassidy lief zunehmend röter an.
»Niemand.«
Randy griff noch einmal nach dem Becher ihrer Kusine und grinste wie ein debiles Honigkuchenpferd.
»Ah, ich wittere da ein kleines Geheimnis, Kusinchen, und ich denke, das wird wesentlich
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