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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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kleines Vermögen für die Teilnahme am Ball gezahlt, um mich dann des Vergnügens beraubt zu sehen, mit Ihnen tanzen zu können. Nur aus diesem Grund bin ich hergekommen.“
    „Wollen Sie denn nicht den armen Waisen helfen?“
    „Ja, aber ich hätte auch eine Spende machen können, ohne hier erscheinen zu müssen.“
    „Hoffentlich denken nicht alle Gäste so! Sonst bleibt der Ballsaal leer.“
    „Ihre Angst ist unbegründet. Halb London ist auf den Beinen, um dieses Haus, dessen Inneres man nur vom Hörensagen kennt, persönlich in Augenschein zu nehmen.“
    Fast alle Eingeladenen, die ein Billett erstanden hatten, kamen dann tatsächlich. Es gab sogar Leute, die Einlass begehrten und für den Zutritt zum Ball beim Butler in der Halle zahlten. Um neun Uhr herrschte überall großes Gedränge. Frances beschloss, niemanden mehr ins Haus zu lassen, erteilte Creeley den dementsprechenden Auftrag und mischte sich dann unter die Gäste. Sogleich beglückwünschte man sie zu dem großen Erfolg, und es dauerte einige Zeit, bis sie Gelegenheit zum Tanzen fand.
    „Ich hatte recht“, meinte Percival, während er sie auf das Parkett führte. „Sie können sich gratulieren, Fanny. Dabei hat die Saison soeben erst begonnen.“
    Frances strahlte, plauderte mit Sir Percival und bemerkte, als die Musik ausklang, plötzlich den Duke of Loscoe, der soeben den Raum betrat und sich suchend umschaute. Leider war ihr der Wunsch nicht erfüllt worden, Marcus möge anderweitig beschäftigt sein.
    Sie entschuldigte sich bei Sir Percival, ging auf den Duke zu und hieß ihn willkommen. „Es tut mir leid, Euer Gnaden, dass ich mich nicht mehr im Entrée befand, um Sie in Empfang nehmen zu können. Ich war der Ansicht, alle Gäste seien bereits eingetroffen.“
    „War das eine Zurechtweisung, weil ich mich verspätet habe?“, fragte er lächelnd. „Dann entschuldige ich mich. Meine Geschäfte haben mich länger als gedacht in Anspruch genommen.“
    „Du meine Güte, das war natürlich kein Vorwurf. Sie sind pünktlich wie immer. Ich bin schuld, weil ich nicht bis zum letzten Augenblick gewartet habe.“
    „Dann müssen Sie Wiedergutmachung leisten, indem Sie mit mir tanzen.“
    Das ließ sich nicht vermeiden, und Frances fand es besser, die Sache hinter sich zu bringen, ehe der Mut sie verließ. Sie ergriff Marcus’ Hand und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche geleiten.
    Die Zeit schien stillzustehen, nein, sogar rückwärts zu laufen, während sie wie vor siebzehn Jahren ein Menuett tanzten. Sie fühlte sich wieder jung, auch wenn sie innerlich dieselbe war. Die gleichen Dinge wie früher belebten und faszinierten sie oder stimmten sie traurig. Sie war nur äußerlich älter geworden und, wie sie hoffte, klüger, besser imstande, Freude und Schmerz mit Gelassenheit hinzunehmen.
    „Nach all den Jahren ist Ihre graziöse Art zu tanzen das, woran ich mich in Bezug auf Sie am lebhaftesten erinnere“, murmelte Marcus.
    „Wirklich, Euer Gnaden?“ Frances nahm die Äußerung als Kompliment. „An mehr nicht?“
    „Oh, doch! Ich bezweifele indes, dass Sie darüber mehr hören möchten.“
    Sie hätte das Gespräch beenden können, doch das siebzehnjährige Mädchen in ihr liebte Komplimente. Und es war diese Siebzehnjährige in ihr, die im Moment die Oberhand über sie hatte. Sie schaute Marcus an und lachte. „Sind die anderen Erinnerungen so schrecklich, dass ich mich schämen müsste, sie zu hören?“
    „Nein, nicht schrecklich, sondern entzückend. Ich mag die Art, wie Sie lachen. Es klingt so rauchig. Und mir gefällt, wie Ihr Haar sich so bezaubernd im Nacken kräuselt, wie Ihre Augen aufleuchten, wenn Sie animiert sind, und wie Ihr Mund … Nein, ich glaube, das kann ich nicht beschreiben.“
    Frances stolperte, wurde jedoch sogleich von Marcus gestützt. Nach einem Moment hatte sie sich gefasst und tanzte weiter. „Ich habe den Eindruck, Euer Gnaden, dass Sie mit mir schäkern.“
    „Natürlich tue ich das“, erwiderte er ernst, wenngleich er sie belustigt anschaute. „Und Sie sind dafür empfänglich, nicht wahr?“
    Sie bereute, dass sie die Sprache auf dieses Thema gebracht hatte. Die vergangenen Jahre waren im Nu vergessen, und sie wurde wieder zu der reifen, distinguierten Dame der Gesellschaft. „Jede Frau schätzt Komplimente, aber sie wäre töricht, sie wörtlich zu nehmen, besonders wenn sie aus dem Mund von jemandem kommen, der diese Kunst perfekt beherrscht.“
    „Finden Sie? Du meine Güte! Aus Ihrer

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