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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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gestellt hatten. Schließlich tötete man das Tier, und einer der Treiber fuhr mir mit der blutigen Rute durchs Gesicht. Mir wurde furchtbar übel. Ich werde nie wieder an so etwas teilnehmen.“ Das war die längste Rede, die Frances bisher aus Lady Lavinias Mund vernommen hatte.
    „Ich habe dir gesagt, Vinny, dass man dir nur das erste Mal Blut ins Gesicht schmieren wird. Das passiert nicht wieder.“
    „Ich bin sicher, das tröstet den Fuchs ungemein“, entgegnete Lavinia. „Er stirbt nur ein Mal. Ich sage dir, Papa, dass ich, wenn ich verheiratet bin, meinem Mann die Jagd verbieten werde.“
    Marcus grinste. „Glaubst du, ihm befehlen zu können? Ach, Vinny, du musst noch sehr viel lernen, falls du dieser Meinung bist.“
    „Ich werde dieses Verbot im Ehevertrag aufnehmen lassen, oder ich heirate nicht.“
    Marcus lachte laut auf. Das Mädchen errötete verärgert, sodass Frances sich zum Eingreifen entschloss. „Sie sind offensichtlich sehr tierlieb, Lady Lavinia.“
    „Ja. In Loscoe Court habe ich eine Menagerie. Natürlich konnte ich die Tiere nicht mitnehmen. Der Stalljunge versorgt sie in meiner Abwesenheit.“
    „Haben Sie schon versucht, eins der Tiere zu zeichnen?“
    „Nein. Warum hätte ich das tun sollen? Sie sind doch da. Weshalb sollte ich sie malen wollen?“
    „Das ist eine interessante Frage. Weshalb malt, zeichnet oder modelliert man ein Objekt? Sollen wir darüber diskutieren? Dabei könnte ich Sie skizzieren.“
    „Ich möchte lieber im Freien sein.“
    „Dann gehen wir in den Garten.“ Frances erhob sich, holte zwei Skizzenbücher und Zeichenkohle und schaute dann den Duke of Loscoe an. „Sie können Ihre Tochter unbesorgt bei mir lassen, Euer Gnaden. Ich bin sicher, Sie haben noch andere Besuche zu machen.“ Der Hinweis zu gehen war deutlich genug, ohne dass er allzu unhöflich gewesen wäre. Sie wollte, dass Marcus das Haus verließ, denn seine Anwesenheit irritierte sie. Sie musste ausgeglichen und selbstbeherrscht sein, wenn sie seiner Tochter überhaupt etwas beibringen wollte.
    Er stand auf und erwiderte lächelnd: „Ich werde Lavinia in einer Stunde abholen.“
    Frances und seine Tochter begleiteten ihn ins Entrée, wo er sich vom Butler Hut und Handschuhe geben ließ. Dann ermahnte er Lavinia, sich gut zu benehmen, verabschiedete sich und verließ das Haus.
    „Das hätte er mir nicht sagen müssen“, äußerte Lavinia pikiert. „Ich bin kein Kind mehr. Man könnte denken, er befürchtet, ich würde hier alles kurz und klein schlagen.“
    „Oh, hoffentlich nicht!“, erwiderte Frances auflachend. „Ich habe erst kürzlich alles nach meinem Geschmack neu einrichten lassen.“
    Lady Lavinia lächelte, und dadurch wirkte sie viel anziehender. Frances fragte sich, warum Lady Lavinia das nicht öfter tat. Die Tochter des Duke of Loscoe versprach eine große Schönheit zu werden. Ihr offensichtlich vorhandener Charme musste nur zum Vorschein gebracht werden. Vielleicht hatte ihr Vater das gemeint, als er sagte, seiner Tochter fehle es an Schliff.
    „Kommen Sie!“, forderte Frances sie auf. „Sollen wir uns in die Gartenlaube oder lieber an den Teich setzen?“
    „Das ist mir gleich. Ich würde ohnehin viel lieber ausreiten.“
    „Ich auch!“, erwiderte Frances lachend. „Aber leider kann man nicht immer das tun, was man gern möchte. Jeder Mensch hat Verpflichtungen, gleich welcher Art, denen man erst nachkommen muss, ehe man ans Vergnügen denken kann. Ihr Vater honoriert mich dafür, dass ich Ihnen das Zeichnen beibringe, und daher muss ich mich jetzt damit befassen. Also, fangen wir an. Möchten Sie die Pergola zeichnen?“
    „Meinetwegen“, antwortete Lavinia seufzend, nahm die Zeichenutensilien entgegen und setzte sich am Teich auf die Bank. Ungelenk und fahrig begann sie zu zeichnen, doch man konnte erkennen, um was es sich handelte. Zumindest die Perspektive war richtig getroffen. „So“, äußerte sie und hielt Ihrer Ladyschaft den Skizzenblock hin. „Da haben Sie Ihre Pergola, Madam.“
    Lady Lavinia war ein verzogenes Kind, das offenbar glaubte, wenn es sich gegen etwas sperrte, das dann nicht tun zu müssen. „Nehmen Sie an, Lady Lavinia, dass Ihr Verhalten mich davon überzeugt, Sie seien ein hoffnungsloser Fall? Glauben Sie, ich würde Ihrem Vater sagen, es hätte keinen Sinn, Sie zu unterrichten?“
    Lavinia seufzte schwer. „Nein, denn Sie bekommen ja Geld von ihm.“
    „Das stimmt. Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb wir

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