Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
Vom Netzwerk:
letzten Bemerkung muss ich schließen, dass Ihre Verehrer ausgesprochen unfähig sind, denn schließlich habe ich viele Jahre auf dem Land gelebt und bin nicht mehr in der Übung.“
    „Dann würde es mir nicht gefallen, eine Debütantin zu sein, wenn Sie vorhaben, Ihre Kunst des Schäkerns an ihr auszuprobieren. Wenn man siebzehn Jahre alt ist, leidet man schnell an gebrochenem Herzen.“
    „Ich habe nicht vor, irgendeiner Dame das Herz zu brechen“, erwiderte Marcus ernst. „Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?“
    „Es heißt, Sie seien auf Brautschau und nur deshalb in der Stadt.“
    „Das höre ich zum ersten Mal.“ Marcus lachte auf. „Wieso haben Sie von einer Siebzehnjährigen geredet? Hat das irgendeine Bewandtnis?“
    Frances war stolz darauf, dass sie Gespräche gut zu lenken und in einem leichten Ton zu halten vermochte, wenn das erforderlich war, aber auch ernst sein konnte, falls das nötig wurde. Jetzt hatte sie jedoch das Gefühl, die Unterhaltung nicht mehr zu beherrschen. „Nein, das ist nicht von großer Bedeutung. Ich vermute indes, man erwartet von Ihnen, dass Sie Ihre Wahl unter den diesjährigen Debütantinnen treffen.“
    „Ach, wirklich? Ich wüsste gern, was meine Tochter zu einer Stiefmutter sagen würde, die nur wenig älter wäre als sie. Können Sie sich das vorstellen?“
    Frances lächelte verhalten. Lady Lavinia würde jede Frau, die nicht fähig war, sie zur Ordnung zu rufen, zur Verzweiflung treiben.„Ich bin nur zwölf Jahre älter als meine Stieftochter, aber wir hängen sehr aneinander“, antwortete sie.
    „Oh, Sie sind eben Sie.“
    „Was soll das heißen?“
    Der Tanz war zu Ende. Marcus verzichtete auf eine Antwort, verneigte sich galant vor Ihrer Ladyschaft und geleitete sie vom Parkett. „Ich werde den Walzer vor dem Abendessen mit Ihnen tanzen“, verkündete er.
    Sie konnte nicht anders. Sie musste das letzte Wort haben. „Du lieber Himmel! Woher weiß jemand, der jahrelang auf dem Land gelebt hat, wie man Walzer tanzt?“
    Marcus empfahl sich lächelnd. Frances hatte noch immer die Ausstrahlung, Verlangen zu wecken. Sie benahm sich jedoch so distanziert und kühl, dass selbst ihr oberflächliches Geplänkel ihm klarmachte, wo seine Grenzen waren. Genau wie er verstand sie zu kokettieren, ohne sich etwas dabei zu denken. Seine Komplimente waren indes zu seiner Überraschung ehrlich gemeint gewesen. Unwillkürlich fragte er sich, ob er sich tatsächlich siebzehn Jahre lang diese Erinnerungen bewahrt hatte.
    Er verdrängte den Gedanken, schlenderte zu Lady Willoughby und deren Tochter Felicity und verneigte sich vor den Damen. „Würden Sie mir die Ehre dieses Tanzes geben, Miss?“
    „Gern“, antwortete das junge Mädchen und errötete vor Entzücken. Dann ließ es sich von Seiner Gnaden auf die Tanzfläche führen und hörte noch die Mütter verschiedener junger Damen hinter sich tuscheln.
    Frances beobachtete Marcus und Lord Willoughbys Tochter und kam sich irgendwie ausgelaugt vor. Er war schon vor siebzehn Jahren anmaßend gewesen und noch immer arrogant. Er genoss es, Frances in Verlegenheit zu bringen und das Geraune zur Kenntnis zu nehmen, das hinter ihm entstand, wo immer er sich aufhielt. Es hatte ihm stets geschmeichelt, wenn ihn Mütter mit heiratsfähigen Töchtern umringten und versuchten, ihren Sprössling ins beste Licht zu rücken. Aber er würde doch wohl keine der diesjährigen Debütantinnen heiraten?
    Das war indes nicht ausgeschlossen. Schließlich hatte Frances George geheiratet, der erheblich älter gewesen war als Marcus. Witwer nahmen oft sehr junge Frauen, die dann nach dem Tod des Gatten sehr viel mehr Freiheit genossen als ledige Damen. Frances wusste die ihre jedenfalls sehr zu schätzen.
    Lächelnd mischte sie sich unter die Gäste, verweilte einige Zeit bei den Kartenspielern, die jedoch ihre Anwesenheit kaum bemerkten, weil sie sehr auf die Partie konzentriert waren. Schließlich kehrte sie in den Ballsaal zurück und sah Sir Percival an einer Säule lehnen und die Leute durch sein Monokel betrachten.
    „Was interessiert Sie so?“, erkundigte sie sich neugierig.
    „Seine Gnaden“, antwortete er. „Man stellt bereits Mutmaßungen darüber an, auf welche Dame seine Wahl fallen könnte.“
    „Für wen entscheidet er sich Ihrer Meinung nach?“
    „Ich glaube, er hat mehr Verstand, als sich eines der hohlköpfigen jungen Mädchen zu nehmen, wenngleich er wohl klug genug ist, sich alle Möglichkeiten

Weitere Kostenlose Bücher