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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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Anlässe, an denen man teilzunehmen gedachte.
    Frances stellte Lady Lavinia vielen Herrschaften vor, deren Bekanntschaft das Mädchen noch nicht gemacht hatte. Sobald die Damen erfuhren, um wen es sich handelte, baten sie Lady Lavinia beflissen, ihrem Vater die besten Empfehlungen auszurichten und ihm mitzuteilen, man werde ihm zu diesem oder jenem Anlass eine Einladung schicken.
    „Das sind alles Speichellecker“, meinte Lavinia, nachdem man das Ende der Allee erreicht hatte und sich zum Umkehren anschickte. „Als ob Papa auch nur im Mindesten an den unwichtigen Geselligkeiten, die diese Leute veranstalten, interessiert ist!“
    „Woher wollen Sie das wissen? Außerdem sind einige dieser Herrschaften sehr einflussreich. Wenn beispielsweise Lady Jersey dabei beobachtet wird, dass sie mit Ihnen redet, dann sind Sie gesellschaftlich akzeptiert und werden mit Einladungen geradezu überhäuft.“
    „Was Sie nicht sagen, Madam!“
    „Doch, das stimmt! Lady Jersey gehört zu den Patronessen von Almack’s. Eine Einladung zu einem der Bälle wird beinahe ebenso hoch geschätzt wie die zu einem Teeempfang bei Ihrer Majestät. Wenn Sie im nächsten Jahr offiziell debütieren, werden Sie zweifellos Zutritt zu Almack’s bekommen.“
    „Und was ist, wenn Lady Jersey findet, dass sie mich nicht leiden kann?“
    „Dann würden Sie von Gott und der Welt mit Missachtung gestraft.“
    Lavinia lachte. „Wenn das so ist, müssen Sie sich auf eine wahre Flut von Einladungen gefasst machen, Madam, denn alle Leute haben Ihretwegen angehalten, abgesehen von der seltsamen Dame mit dem großen schwarzen Hut.“
    „Das war Mrs. Harcourt.“
    „Du meine Güte, ich habe sie nicht erkannt. Sie hielt sich oft bei uns auf, saß mit meiner Mutter in deren Boudoir und redete stundenlang mit ihr. Ich glaube, nach Mamas Tod hat sie sich Hoffnungen auf Papa gemacht. Jedenfalls hat sie ihm nach dem Begräbnis gesagt, sie könne ihm nachempfinden, wie er sich fühle, und hätte vor, ihm zu helfen, den Verlust zu verwinden, indem sie im Haus alles so machen würde, wie es ihm recht sei. Er war sehr unhöflich zu ihr und hat erwidert, wenn sie wirklich alles so zu tun gedächte, wie es ihm recht sei, dann solle sie verschwinden und ihn in Ruhe lassen.“
    „Ach, herrje!“
    „Sie stieg aufs hohe Ross und entgegnete, er sei undankbar. Und dann hat sie ihm noch viele andere Dinge an den Kopf geworfen, die ich nicht verstanden habe. Er hat einfach sehr höflich zu allem Ja und Amen gesagt und sie dann vom Butler vor die Tür setzen lassen.“
    „Ich bin sicher, Lady Lavinia, dass Sie mir das nicht hätten erzählen dürfen.“
    „Mit wem hätte ich sonst darüber sprechen sollen?“
    „Mit niemandem. Wissen Sie, die Leute verdrehen alles und machen aus einer Mücke einen Elefanten. Und schließlich kommt es zu einem schrecklichen Skandal.“
    „Würden Sie sich so verhalten?“
    „Nein, natürlich nicht. Aber andere Leute sind nicht so diskret.“ Frances fühlte sich unbehaglich und fand, sie müsse den Vertraulichkeiten ein Ende machen. Sie hielt die Pferde an und sagte: „Ich vermute, auf dem Land haben Sie oft selbst kutschiert.“
    „Ja. Papa meint, ich könne Pferde sehr gut lenken und besser als mein Bruder mit ihnen umgehen. Ich würde furchtbar gern einmal den Phaeton kutschieren, aber das erlaubt er mir nicht.“
    „Natürlich nicht! Möchten Sie es jetzt tun?“
    „Darf ich das? Oh, mit dem größten Vergnügen!“
    „Bitte sehr“, erwiderte Frances und überließ der strahlenden Lady Lavinia die Zügel. „Aber sachte mit den Pferden, und versuchen Sie nicht, jemanden zu überholen!“
    Einen Moment später trotteten sie gemächlich über die Allee zum Parktor zurück. Lady Lavinia machte ihre Sache sehr gut, sodass Frances ihr gestattete, die Pferde nach Hause zu lenken. Dort nahm ein Knecht ihr die Zügel ab und brachte Gespann und Kutsche zum Stall. Frances hatte den Eindruck, dass es jetzt vielleicht zu einem besseren Verhältnis zwischen ihr und dem Mädchen kommen könne. Lavinia brauchte nur etwas Aufmerksamkeit und Zuneigung.
    Da sie bei der Ankunft die Kutsche der Stieftochter vor dem Haus hatte stehen sehen, wusste Frances schon vor dem Betreten der Halle, dass Augusta eingetroffen war. Der Butler teilte ihr mit, er habe, da er sicher gewesen sei, sie werde bald zurück sein, Ihre Ladyschaft gebeten, mit den Kindern im kleinen Salon zu warten. Gefolgt von Lavinia, ging Frances an den offiziellen Empfangsräumen

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