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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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Kavalier, der Leib und Leben riskiert hatte, um sie vor Schaden zu bewahren. „Er ist ein sehr aufmerksamer Vater“, sagte sie lächelnd. „Das Wort ‚hingebungsvoll‘ würde ich jedoch nicht benutzen. In jedem Fall bemüht er sich, seine Tochter so gut wie möglich auf ihr gesellschaftliches Debüt vorzubereiten.“
    „Oh, natürlich nehmen Sie ihn in Schutz, Lady Frances“, sagte Mrs. Harcourt. „Sie haben allen Grund dazu.“
    Frances hatte Mühe, höflich zu bleiben. „Ich weiß nicht, was Sie damit meinen“, erwiderte sie kühl.
    Mrs. Harcourt schaute sie dümmlich an, und da sie von den anderen Damen, die steinernen Gesichts dasaßen, keine Unterstützung bekam, lachte sie schrill auf. „Nun, ich bezog mich darauf, dass er Sie für den Unterricht seiner Tochter entlohnt.“
    „Ja, das tut er. Und wenn Sie sich die Einnahmen des gestrigen Abends anschauen, derentwegen wir hier zusammensitzen, werden Sie feststellen, dass sie unserem wohltätigen Zweck ohne Abzüge zugutekommen. Dafür stehen wir doppelt in der Schuld Seiner Gnaden.“
    Frances hasste sich, weil sie Marcus verteidigte, aber ihr angeborenes Gerechtigkeitsgefühl hätte nichts anderes zugelassen. Und umso besser, wenn dadurch dieses neueste Gerücht aus der Welt geschafft wurde. Sie hätte gern gewusst, warum Mrs. Harcourt ihr gegenüber so gehässig war, denn ihres Wissens nach hatte sie nie etwas gesagt oder getan, das die Dame hätte verärgern können. Aber diese Erkenntnis trug nicht dazu bei, ihr die Beunruhigung zu nehmen.
    Am nächsten Tag erfuhr Frances beim Ausreiten, nachdem sie die Sprache auf Mrs. Harcourt gebracht hatte, von Sir Percival, dass die Dame eine besondere Vertraute der verstorbenen Duchess of Loscoe gewesen war und jede Kritik an Ihrer Gnaden persönlich nahm. Auf Frances’ Einwand, sie habe die Herzogin nie getroffen, erwiderte der Baronet, für die Gattin des Duke habe sie seit dem damaligen Skandal vermutlich zeitlebens eine Art Beleidigung dargestellt.
    Frances entgegnete, eher sei das Gegenteil angemessen. Allerdings habe sie die Brüskierung, die Marcus ihr angetan hatte, längst verwunden.
    Percival zügelte das Pferd und schaute sie an. „Sind Sie sicher?“
    „Ja, sehr! Ich wünschte, ich könnte Sie davon überzeugen.“
    Er lächelte und ritt weiter. „Oh, mich müssen Sie nicht überzeugen, meine Liebe.“
    „Wen dann?“ Da er schwieg, fuhr sie fort: „Sie meinen die abscheulichen Gerüchte?“
    „Die auch.“
    „Sie reden in Rätseln, Sir Percy.“
    „Oh, das finde ich nicht. Ich hätte eine Lösung für das Problem, ginge es nur um die Klatschtanten.“
    „Ach ja? Welche?“
    „Heiraten Sie mich“, antwortete er leichthin. „Das würde sie zum Schweigen bringen, nicht wahr?“
    Überrascht sah Frances ihn an. Er hielt den Blick nach vorn gerichtet. „Ich habe den Eindruck, Sie machen sich über mich lustig, Sir Percy.“
    „Natürlich tue ich das.“ Er lachte kurz auf. „Ich muss Sie doch irgendwie aufheitern, nicht wahr? Die Stimmung, in der Sie sind, ist viel zu düster für einen so schönen Tag.“ Er trieb das Pferd an, sodass Frances genötigt war, ihm zu folgen.
    Sie überlegte, ob er wirklich nur gescherzt hatte. Wenn dem so war, konnte sie seine Bemerkung nicht lustig finden. Er würde ohnehin nie in Betracht ziehen, sich zu vermählen, nicht einmal mit ihr, und erst recht nicht, um sie aus einer misslichen Lage zu befreien, die er nicht verursacht hatte. Sie hätte sich indes zumindest den Anschein geben sollen, ihn ernst zu nehmen. Der Umstand, dass sie das nicht getan hatte, musste seinem Selbstbewusstsein einen Schlag versetzt haben. Seit der Duke of Loscoe in der Stadt weilte, schien das Taktgefühl ihr abhanden gekommen zu sein.

5. KAPITEL

    Der Besuch der Gemäldeausstellung verlief in angenehmer Stimmung. Der Duke of Loscoe bewunderte zwei Bilder, die Frances gemalt und denen sie die Titel „Herbst“ und „Winter“ gegeben hatte. Einen Tag später erhielt sie ein Schreiben des Sekretärs der Königlichen Akademie, in dem er ihr mitteilte, beide Landschaften seien von einem Käufer, der ungenannt bleiben wolle, erstanden worden. Er habe anstandslos die verlangten Beträge entrichtet und bäte darum, zwei weitere Veduten zu bekommen, die den Frühling und den Sommer darstellten. Sie könne sich jedoch mit der Ausführung dieses Auftrages Zeit lassen.
    An sich hätte sie sich darüber freuen müssen, doch sie fragte sich, wann sie die Zeit für die Erledigung

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