Küss mich wie damals
gemeint.“ Sie gab Andrew einen Keks. „Hier! Wisch dir die Augen aus und iss das.“
Besänftigt stopfte der Junge sich das Gebäck in den Mund. Elizabeth wollte auch ein Plätzchen haben.
„Fast hätte ich vergessen, weshalb ich hergekommen bin“, sagte Augusta und fand, es sei an der Zeit, die Kinder fortzubringen. „Gehst du am nächsten Freitag in die Oper, Mama? Richard wird Karten besorgen.“
„Ja, gern.“
„Auch ich habe vor, mir mit meiner Tochter diese Vorstellung anzusehen“, sagte Marcus. „Darf ich Sie alle in meine Loge einladen?“
Frances hätte gern abgelehnt, da sie nicht noch mehr Zeit als unbedingt erforderlich mit ihm verbringen wollte. Ehe sie sich jedoch einen stichhaltigen Vorwand ausdenken konnte, fuhr der Duke of Loscoe fort: „Das ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich mich wie ein Tölpel benommen habe.“
„Tölpel“, wiederholte Andrew. „Tölpel, Tölpel, Tölpel, Töl…“
„Sei still“, unterbrach ihn Augusta, obwohl alle Anwesenden lachten. „Es ist ausgesprochen unhöflich, etwas zu wiederholen, das jemand gesagt hat. Du bist kein Papagei. Es tut mir sehr leid, Euer Gnaden.“
„Ach, machen Sie sich nichts daraus“, erwiderte er. „Nehmen Sie meine Einladung an?“
„Ja, mit dem größten Vergnügen, aber unter der Voraussetzung, dass Sie und Lady Lavinia nach der Vorstellung beim Essen Gäste meines Mannes sind. Ist dir das recht, Mama?“
Frances blieb nichts anderes übrig, als sich einverstanden zu erklären. „Ich freue mich auf den Abend.“ Das stimmte, insofern es die Vorstellung betraf, nicht jedoch das Zusammensein mit Marcus.
„Dann erlauben Sie mir, Sie abzuholen.“
„Ich kann allein zum Opernhaus fahren.“
„Oh, das weiß ich, Madam, aber vor dem Haupteingang wird ein ziemliches Gedränge herrschen. Und wenn ich Sie abhole, muss Ihr Stallmeister nicht das Gespann anschirren und eine Karosse bereitmachen. Außerdem braucht Ihr Kutscher mit den Pferden dann nicht so lange auf Sie zu warten.“
Frances fand, dass es lächerlich wäre, den Vorschlag abzulehnen. Außerdem wollte sie der Stieftochter nicht erklären, warum sie sich weigerte, mit dem Duke of Loscoe zur Oper zu fahren. „Also gut, ich bin einverstanden.“
„Dann werde ich um sieben Uhr hier sein“, sagte er und verneigte sich. „Ich freue mich auf den Abend.“
Nachdem er mit seiner Tochter den Raum verlassen hatte, schickte Augusta die Kinder in die Küche und äußerte dann: „Seine Gnaden ist längst nicht so verknöchert, wie die Leute von ihm behaupten.“ Frances überlegte, wer das behauptet haben mochte. Als sie ihn vor einer Woche wiedergesehen hatte, war auch sie dieser Ansicht gewesen. In den letzten Tagen hatte er sich jedoch anders verhalten. Vielleicht war er so verkrampft gewesen, weil seine Geschäfte ihm Sorgen gemacht hatten. Inzwischen schien die Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit erledigt, und er war entspannter. Ungeachtet der Tatsache, dass Frances Lady Lavinia gesagt hatte, sie dürfe ihr keine persönlichen Dinge über den Vater erzählen, war sie dennoch neugierig, mehr über ihn zu erfahren. Aber das bedeutete nicht, dass sie zulassen würde, dass er ihr Leben durcheinanderbrachte. Es hatte nichts zu bedeuten, dass sie eingewilligt hatte, von ihm in die Oper gefahren zu werden.
„Hast du James in der letzten Zeit gesehen, Mama?“, erkundigte sich Augusta.
„Nein, seit dem Wohltätigkeitsball nicht mehr“, antwortete Frances. „Und damals habe ich mich auch nicht viel mit ihm unterhalten. Steckt er wieder in Schwierigkeiten?“
„So kann man es nennen. Er hat viele Schulden.“
„Nun ja, bei jungen Männern, besonders solchen, die sich für bedeutend halten, ist das normal. Er ist da keine Ausnahme.“
„Ich mache mir Sorgen um ihn, Mama. Er hat Richard anvertraut, dass er nicht weiß, wie er zurechtkommen soll.“
„Warum wendet er sich nicht an mich?“ Doch Frances wusste, dass es ihn störte, als Bittsteller zu ihr zu kommen.
„Richard hat ihm das geraten“, antwortete Augusta. „Aber es ist erst zwei Monate her, dass du meinem Bruder unter die Arme gegriffen hast, und nun schämt er sich.“
„Erwähnte er, wie hoch seine Schulden sind?“
„Nicht mir gegenüber, aber zu Richard hat er gesagt, er glaube, sie beliefen sich auf mehr als dreitausend Pfund. Genau könne er das jedoch nicht sagen.“
„Du lieber Himmel!“ Frances war entsetzt.
„Wirst du mit James reden?“
„Natürlich tue ich
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