Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
Vom Netzwerk:
befände sich in der Marsch. Der Weg verlief in die Richtung, wo sie das Meer oder die Mündung der Themse vermutete, denn die Luft roch salzig. In der entgegengesetzten Richtung konnte sie am Horizont eine Kirche erkennen. Andere Gebäude gab es nicht.
    „Hinein!“, befahl Mr. Poole und wies auf die Kate.
    Die Damen stolperten in das Gebäude und fanden sich in einem winzigen Raum wieder, der einen kahlen gestampften Lehmfußboden hatte und sehr wenig Mobiliar enthielt. Es gab nur einen Tisch, vier Stühle, ein durchgesessenes Kanapee und eine Spiegelkommode. Im Kamin lag längst erkaltete Asche.
    „Mr. Mullet wird Sie bewachen“, sagte ihr Entführer und entfernte die Knebel. „Es hat keinen Sinn zu schreien, denn niemand wird Sie hören. Und es ist auch zwecklos zu fliehen, weil Sie nirgendwo hinkönnen.“
    „Sie wollen uns mit diesem Menschen allein lassen?“, fragte Frances.
    „Ja. Sie sollten hoffen, dass ich nicht zu lange weg bin. Wenn ich zurückkomme und der Duke of Loscoe die Güte hatte, großzügig zu sein, lasse ich Sie vielleicht frei.“
    „Sie erwarten, dass mein Vater Lösegeld für uns zahlt?“, äußerte Lavinia.
    „Oh, er wird zahlen. Er wird doch seine legitime Tochter nicht verlieren wollen. Bei seinem Bastard wäre das wohl etwas anderes.“
    „Jack ist nicht von ihm, ganz gleich, was Sie denken“, schaltete Frances sich ein. „Sie irren sich, wenn Sie annehmen, ein ehrbarer Mann wie er, der versprochen hat, sich um seine Untergebenen zu kümmern, würde einen solchen Fehltritt begehen.“
    „Oho! Mir scheint, Sie sind in ihn verliebt. Also war an den Geschichten über Sie und ihn doch etwas Wahres. Nun habe ich zwei Faustpfänder. Wenn Sie ruhig sind, nimmt Mr. Mullet Ihnen vielleicht die Handfesseln ab. Aber ich rate Ihnen, sich zu benehmen, weil er, wie ich Ihnen sagen muss, ein sehr aufbrausendes Wesen hat und man nicht wissen kann, was er tut, wenn Sie ungebärdig sind.“ Nach der erneuten, Mr. Mullet erteilten Anweisung, gut aufzupassen, kehrte Poole zur Kutsche zurück und fuhr weg.
    In den nächsten Stunden saßen Frances und Lady Lavinia nebeneinander auf dem abgewetzten Kanapee. Mr. Mullet machte Feuer und hängte einen Topf über die Flammen, in den er etwas Fleisch und Gemüse tat. Das sollte wohl das Abendessen werden. Wenngleich Frances und Lady Lavinia hungrig waren, wussten sie, als es vor sie hingestellt wurde, dass sie keinen Bissen herunterbringen konnten.
    „Dann hungern Sie eben“, sagte Mr. Mullet gleichmütig, nahm die Teller weg und kratzte die beiden Portionen auf seinen Teller. „Etwas anderes bekommen Sie nicht.“
    „Ich muss mich erleichtern“, erklärte Frances nach einer Weile.
    „An der Rückseite des Hauses ist ein Abort.“ Mr. Mullet stand auf und machte Frances die Tür auf. „Da! Und lassen Sie die Tür offen.“
    „Warum? Glauben Sie, ich könnte von dort verschwinden? Selbst wenn mir das möglich wäre, frage ich mich, wohin ich gehen sollte. Mr. Poole rechnet damit, uns unbeschadet freilassen zu können. Wieso sollte ich ihm nicht glauben? Außerdem würde ich nie ohne Lady Lavinia fliehen.“
    Mr. Mullet kehrte ins Haus zurück und knallte die Tür zu. Frances ahnte jedoch, dass er den Abtritt durch das Fenster im Auge behielt. Sie betrat das baufällige Klo, das nur eine einfache hölzerne Abseite war. In der Mitte des Fußbodens befand sich ein Loch, aus dem ein so abscheulicher Gestank drang, dass Frances befürchtete, sie müsse sich übergeben. Fest machte sie die Tür hinter sich zu, erleichterte sich und kehrte dann sehr nachdenklich in das Cottage zurück.
    Mr. Mullet hatte aus einer Schublade der Frisierkommode eine Schnapsflasche genommen und trank daraus. „Bester französischer Cognac, der von den Schmugglern zurückgelassen wurde“, sagte er, setzte sich vor das erlöschende Feuer und nahm immer wieder einen Schluck.
    Nachdem Lady Frances sich wieder auf dem Kanapee niedergelassen hatte, raunte Lavinia ihr zu: „Glauben Sie, dass er sich sinnlos betrinken wird?“
    „Nein, und da er Schankwirt ist, dürfte er große Mengen Alkohol gewohnt sein.“ Plötzlich lächelte Frances. „Irgendwann wird auch er zur Toilette müssen. Halten Sie sich bereit. Warum versuchen Sie nicht zu schlafen, meine Liebe?“, fügte sie laut hinzu. „Das verkürzt Ihnen die Wartezeit.“
    Lavinia streckte sich auf dem Kanapee aus und schloss die Augen. Frances ging zum Herd, nahm ein halb verkohltes Stück Holz an sich und fing an,

Weitere Kostenlose Bücher