Kuess mich
Zentrum von Bauernhausen eine Portion Nudeln gegönnt und war dann mit dem Rad um den See gefahren. Das Essen hatte gut getan, das auspowern danach auch, trotzdem arbeitet ihr Hirn unermüdlich weiter vor sich hin.
Eine Zeit lang, hatte sie sich über Chris aufgeregt, über seine direkte, leicht arrogante Art, dann waren ihre Gedanken ruhiger geworden. Ja, er war unnahbar und trotzdem hatte er Freunde, die ihn gegen alle Vorurteile verteidigten. Das war ein Zeichen dafür, dass er auch anders sein konnte, offener, nahbarer.
Wahrscheinlich steckte mehr hinter den Huskyaugen und dem Zahnpastalächeln als man auf den ersten Blick erkennen konnte, aber wenn er es vor Sam nicht preisgeben wollte, war er selbst schuld. Sie würde bestimmt nicht nachhaken und schon gar nicht nachgeben, auch wenn sie die Neugier zermürbte.
Chris hatte keine leichte Kindheit gehabt. Was hieß das überhaupt? Er sah nicht so aus, als wäre er in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Arme Leute trugen keine Ray Ben Sonnenbrille und legten keine Joop Handtücher ins Gras. Wahrscheinlich war er einer dieser verzogenen, verwöhnten Schnösel, die sich über die Alltäglichkeit des Lebens langweilten und Zeit mit Affären und Nichtigkeiten totschlugen. Vielleicht hatten seine Eltern auch viel gearbeitet und er hatte sich vernachlässigt gefühlt, oder er hatte eine hässliche Scheidung miterlebt. Es gab viele Dinge, die unter die Kategorie „schwere Kindheit“ fielen, zu viele.
Sams Leben war nie schwierig gewesen, obwohl ihre Eltern nicht me hr zusammen waren. Die Trennung war einvernehmlich gewesen und weitgehend schmerzlos über die Bühne gegangen. Sie hatte keine Ahnung wie es war zuhause Probleme zu haben.
>> Hallo! << , drang es penetrant freundlich an Sams Ohr, als sie mit dem Rad in die Gartenzwerghochburg einfuhr. Ein kleines Problem hatte sie schon, es trug einen grauen Jogginganzug und hörte auf den Namen Sophie.
>> Hattest du einen schönen Tag? <<
Sam murrte ein nichtssagendes, >> Mhm << , und lehnte ihr Rad an die Hausmauer.
Sie hatte keine Lust den Schwall aus Fragen zu beantworten, der unweigerlich auf sie zugekommen wäre, hätte sie wirklich von ihrem Tag erzählt.
>> Hattest du Langeweile? << , wollte ihr Vater wissen, der mit Sophie draußen im Garten auf den kitschigen Gartenmöbel platzgenommen hatte.
>> Hab mich irgendwie beschäftigt << , entgegnete Sam und gähnte provokant.
>> Ich geh dann mal nach oben, die ganze frische Luft macht einen ganz high und müde, fast wie ein Joint, oder Papa? <<
Sie zog grinsend eine Augenbraue nach oben und lauschte dem Schnauben ihres Vaters. Seit er ihr einmal erzählt hatte, dass er mit siebzehn auf einem Bob Dylan Konzert an einem Joint gezogen hatte, zog sie ihn damit auf.
Auf dem Weg nach oben , konnte sich ihr Hirn wieder seiner neuen Lieblingsbeschäftigung widmen. Ob sie ihn fragen konnte was er studierte, ohne neugierig zu wirken? Sie würde lieber Matthias oder Sev ausquetschen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam.
Stöhnend ließ sie sich auf das schmale Bett fallen und atmete tief durch. Ein leichter Sonnenbrand, hatte sich auf ihrer Schulter gebildet und brannte bei der Berührung mit der Matratze.
Prüfend ließ sie den Blick auf das Display ihres Handys fallen. Ein Anruf von Pia, das war ungewöhnlich. Normalerweise verpackte sie jede nur erdenkliche Information in einer SMS. Vielleicht hatte sie sich aus Versehen auf ihr Handy gesetzt und Sams Nummer gewählt.
Sie wollte gerade zurückrufen, als sie von dem weißen Zettel an der Balkontür abgelenkt wurde. Er klebte dort und flatterte im abendlichen Wind. Sam war sich beinahe sicher, dass er vor zwei Minuten noch nicht dagewesen war, andererseits war sie aber auch irgendwie paranoid, seid Chris zweimal unangemeldet hier aufgetaucht war.
Nicht ohne einen prüfenden Blick hinter die Vorhänge zu werfen, ging Sam hinaus auf den Balkon und schnappte sich die handgeschriebene Nachricht.
Hey Sam,
wir treffen uns heute gegen 21:00 Uhr in der Scheune. Getränke gehen auf mich! Chris ist nach spätestens drei Wodka Cola bestimmt gesprächiger! Das solltest du dir nicht entgehen lassen!
Grüße, Sev
Einen Augenblick lang dachte sie darüber nach, abzusagen, sich unnahbar zu geben, desinteressiert, dann schlüpfte sie in ihre Jeans Hot Pans. Wie lächerlich wäre es eigentlich, wenn sie sich von Chris davon abgehalten lassen hätte Spaß zu haben? Sie mochte Matthias und Sev, sie
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