Küss niemals deinen Ex (Top Deal) (German Edition)
Dummerweise gab es keinen Aufzug. Ich schüttelte den Kopf. So ein Pech. Mit einem Heli-Pad konnte das Anwesen ebenfalls nicht aufwarten, weshalb es erst gar nicht in die engere Auswahl kam. Anscheinend hatten die Besitzer ein weiteres Haus, das Vanessas Ansprüchen genügen könnte. Soviel entnahm ich der angeregten Unterhaltung in meinem Rücken.
Vanessa war in ihrem Element und ich bemerkte eine Seite an ihr, die ich nicht kannte: die, der verwöhnten reichen Tochter, die genau wusste, wie andere dachten, die sich ebenfalls in der Welt der Reichen und Schönen bewegte. Ich fragte mich nur, wie es kam, dass sie mich zu ihrer besten Freundin gewählt hatte.
Und dann die Ferienwohnung, in der wir nur kurz übernachtet hatten. Für mich war sie ein Luxus gewesen, den ich mir nicht leisten konnte. Für Vanessa war es nicht mehr als eine billige Absteige, die sie ausgesucht hatte, weil sie wusste, dass ich mir nicht mehr leisten konnte. Wie schlecht es tatsächlich um meine Finanzen bestellt war, ahnte meine Freundin nicht. Ich war zu stolz zuzugeben, wie schlimm meine momentane Situation war. Vanessa hätte mir ihre Hilfe angeboten und das wollte ich nicht.
Ich war alt genug, um für meinen Lebensunterhalt selbst aufzukommen oder sollte es zumindest sein.
„Noch ein Haus, dann bist du erlöst.“ Vanessa trat an meine Seite. Mit einem Seufze r wies sie auf das Panorama. „Es ist so schade. Ich würde die Villa gerne anbieten, aber ohne Heli-Pad ist es aussichtslos.“
Ich schüttelte den Kopf. „Müssen seltsame Menschen sein, die aus diesem Grund auf so etwas verzichten.“
„Stimmt. Aber wenn jemand alles hat und sich alles leisten kann, dann erwartet er nur das Beste vom Besten.“ Vanessa warf mir einen zweifelnden Blick zu. Sie ahnte wohl, dass ich diese Einstellung nicht kannte. „Kommst du mit?“
„Natürlich. Das werde ich mir nicht entgehen lassen.“ Ich grinste. „Ich werde nie wieder Gelegenheit haben, solche Häuser von innen zu sehen.“
Meine Füße schmerzten, als ich allein ins Spikes zurückkehrte. Diese riesigen Anwesen hatten den Nachteil, dass man Ewigkeiten laufen musste, um sich alles anzusehen. Ich kam mir vor, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Noch dazu einen, bei dem es jede Menge Treppen zu bewältigen gab. Mit leisem Stöhnen kickte ich vor meiner Zimmertür die hochhackigen Schuhe von den Füßen. Ich hielt es keine Sekunde länger in den Dingern aus. Dann kramte ich auf der Suche nach dem Schlüssel in meiner Handtasche.
„Ich hätte ihn an der Rezeption abgeben sollen, wie jeder vernünftige Mensch“, murmelte ich ärgerlich. Endlich fand ich die dünne Plastikkarte, die als Schlüssel diente. Ich steckte sie ins Schloss und wartete auf das grüne Licht.
Nichts geschah. Die kleine Leuchte blieb rot.
„So ein Mist!“
Wieder nahm ich die Karte heraus, wischte sie an meinem Kleid ab und versuchte es erneut. Ohne Erfolg.
Mit gerunzelter Stirn starrte ich auf das weiße Rechteck. Mein Blick fiel auf die Zimmernummer: 36.
Wir hatten Zimmer 25. Ich musste an der Poolbar die falsche Karte eingesteckt haben, als ich mich mit Lex unterhielt. Was bedeutete …
Ich hatte den Schlüssel. Zu seinem Zimmer.
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Wenn das kein glücklicher Zufall war.
Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust, aber das war ich schon gewohnt. Meine Hände zitterten und der Schweiß brach mir aus, als ich die Karte in den schmalen Schlitz schob, der mir Zugang zu Lex’ Zimmer gewähren sollte.
Schneller als mir lieb war, leuchtete das grüne Lämpchen auf. Jetzt hatte ich freie Bahn. Vorausgesetzt Lex war irgendwo auf Ibiza unterwegs und hatte von dem Kartentausch noch nichts mitbekommen.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen öffnete ich die Tür und betrat den Raum. Immer bereit, sofort die Flucht anzutreten, falls sich mein Ex zeigte.
Nichts.
Okay. Ich kann das , sagte ich mir selbst und holte tief Luft. Mit dem Fuß trat ich die Tür zu, dann begann ich mit der Arbeit.
Zunächst ging ich ins Schlafzimmer und begann seinen Koffer zu durchsuchen. Außer Schmutzwäsche und einigen T-Shirts und Shorts hatte er nichts zu bieten. Bis mein Blick auf den Anhänger fiel. Thorsten Hermes, Koppel 66, Hamburg stand darauf, genauso wie es Vanessa mir nach ihrem Besuch in Lex Zimmer gesimst hatte.
Vorsichtig nahm ich das Kärtchen aus seiner kleinen Plastikhülle und klappte es auf. Auf der Innenseite war eine andere Adresse eingetragen.
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