Küss niemals deinen Ex (Top Deal) (German Edition)
so sehr darauf gefreut. Außerdem wollte ich nur noch eines: Mich in mein Bett verkriechen und weinen.
„Wie war es gestern im Amnesia ?“ Vanessa setzte sich mir gegenüber an den Tisch und stellte ein Glas Orangensaft und eine Schüssel mit Obstsalat ab. Mir war schleierhaft, wie sie bei einem so gesunden Frühstück gut gelaunt sein konnte. Mir dagegen saß noch immer der Schreck der letzten Nacht im Nacken. Ich musste herausfinden, wie es Lex ging und in welchem Krankenhaus er war.
„Ganz schön gesprächig heute Morgen.“ Vanessa nahm einen Schluck von ihrem Saft und sah mich abwartend an.
„Ach, im Amnesia , das war … Ich erzählte es dir später, okay?“
„Hört sich nach einer interessanten Geschichte an.“ Meine Freundin schlug den „ Diario de Ibiza“ auf, die einzige deutsche Tageszeitung, die es auf der Insel gab und begann zu lesen. Es dauerte nicht lange und sie unterbrach ihre Lektüre. „Es gab eine Schießerei?“
„Ja.“ Ich rutschte in meinem Stuhl nach unten. „Davon wollte ich dir erzählen.“
„Erzählen? Warum hast du mich nicht angerufen?“
Vanessas Augen funkelten wütend. „Ich bin deine beste Freundin. Schon vergessen? Außerdem arbeiten wir an dem Fall gemeinsam.“ Sie hieb mit ihrem Zeigefinger auf die Zeitung ein. „Es hat einen Toten gegeben, aber du hältst es nicht für nötig … “
„ Einen Toten?“ Mit einem Mal war mir schwindlig.
„Ja. Hier steht es. Jemand ist tödlich verletzt worden und auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.“
Die Welt drehte sich. Sterne tanzten vor meinen Augen. Dann wurde alles schwarz.
„Jana? Jana ist alles okay?“
Vanessa tätschelte meine Wange. Sie sah besorgt aus, keine Ahnung warum. Dann erinnerte ich mich. Lex war tot. Noch immer zittrig richtete ich mich auf. Anscheinend war ich während meiner kurzen Ohnmacht unter den Tisch gerutscht.
„Der Tote ist Lex“, sagte ich. Ich spürte eine Träne, die ihre feuchte Spur über meine Wange zog, dann noch eine. Mit einem Mal weinte ich zu heftig, um reden zu können.
„Oh, mein Gott. Jana, das tut mir so leid. Ich hatte ja keine Ahnung.“ Vanessa kniete neben meinem Stuhl auf den Boden und zog mich an sich. Hielt mich fest, bis ich mich so weit im Griff hatte, dass ich tief Luft holen konnte.
„Ich hatte … ich wusste es nicht. Als ich ging, war er noch am Leben. Er sagte … er sagte, ich solle verschwinden, sonst würden sie auch auf mich schießen. Ich bin ein solcher Feigling, Vanessa. Vielleicht würde er noch leben, wenn ich geblieben wäre.“
„Unsinn. Du hast das Richtige getan. Es hätte Lex nicht geholfen, wenn sie dich auch umgelegt hätten. Außerdem hatte er ärztliche Hilfe. Du hast das Richtige getan.“
„Nein, habe ich nicht.“
20
Mit stumpfem Blick starrte ich die Tischplatte an. Seit ca. einer Woche war ich zurück in Deutschland, durch Lex’ Tod war mein Auftrag beendet. Ich hatte Thorsten Hermes gefunden, dumm nur, dass er sein Erbe nicht mehr antreten konnte.
Vanessa war auf Ibiza geblieben. Sie arbeitete daran, ihre Geschäftsidee in Schwung zu bringen. Ich gönnte es ihr. Wirklich.
Trotz der vorzeitigen Beendigung war mein Kontostand besser, als je zuvor. Aber ich konnte mich nicht darüber freuen. Sein Tod hatte eine tiefe Wunde hinterlassen. Und nicht nur das, nachts, wenn ich im Bett lag, vertrieb ich mir die Zeit mit Vorwürfen. Ich hätte ihn nicht verlassen dürfen. Wäre ich geblieben, wäre er vielleicht noch am Leben. Ich hätte sofort einen Krankenwagen rufen sollen, anstatt wie eine Salzsäule in der Gegend herumzustehen.
Die Liste war endlos. Jede Nacht wurde sie ein bisschen länger.
Wie so oft in den letzten Tagen saß ich ein paar Stunden da und starrte Löcher in die Luft. Irgendwann löste mich das Klingeln meines Handys aus der Starre.
„Wie geht es dir?“, fragte Vanessa.
„Gut“, log ich und wechselte das Thema, bevor sie weitere Fragen stellen konnte. „Wie ist das Wetter bei euch?“
„Strahlender Sonnenschein. Was sonst? Wie wäre es, wenn du wieder nach Ibiza kommst? Du hast mir versprochen beim Business Plan zu helfen und ich hätte gerne deine Meinung zu zwei Häus ern, die ich mir angesehen habe.“
„Ich weiß nicht.“ Ich stützte meine n Ellbogen auf die Tischplatte und legte meinen Kopf auf die Handfläche. Obwohl ich seit Tagen nichts anderes tat, als in der Wohnung zu sitzen, war ich müde.
„Komm schon. Du hast bestimmt nichts Besseres vor“, tönte Vanessas Stimme
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