Küsse, die "Verzeih mir" sagen
Minuten.“
„Kein Problem. Ich warte, wie lange es auch dauert.“
Das wusste sie, und es machte ihr unglaubliche Angst.
Chase atmete auf, als die Haustür geöffnet wurde und Annie zur Seite trat, um ihn hereinzulassen. Sie hatte Sandalen angezogen und sich das Haar gebürstet, doch ansonsten sah sie noch genauso aus wie am Morgen, als sie Roberta verabschiedet hatte.
Drinnen fiel ihm sofort die geschmackvolle Einrichtung auf. Die Wände waren in Weiß und Hellgelb gehalten; üppige Grünpflanzen setzten Akzente. Im Wohnzimmer stand ein Korb mit frischen Veilchen auf dem Couchtisch vor der gelb-weiß gestreiften Couch, zwei Sessel im französischen Landhausstil mit gelb-blauen Bezügen komplettierten die Sitzecke. Die sonnige Atmosphäre spiegelte die warme Persönlichkeit der Frau wider, in die er sich damals sofort verliebt hatte.
Annie hatte hier ein gemütliches Zuhause für sich und ihre Tochter geschaffen. Wenn sie sein Haus im Yosemite Park einrichten würde, hätten sie ein kleines Paradies. Es brauchte dringend eine weibliche Hand. Ihre Hand.
Chase hatte sich so lange nach ihrer Berührung gesehnt. Jetzt, wo sie ihm endlich so nahe war, hätte er am liebsten die letzten zehn Jahre auf einmal nachgeholt. Wenn er doch nur eine schnelle Lösung finden könnte, damit sie da weitermachen konnten, wo die Explosion sie unterbrochen hatte. Doch das ging nicht, das wusste er. Er musste es langsam angehen lassen und ihr alle Zeit geben, die sie brauchte.
Annie schloss die Tür hinter ihm. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen.“
Als er vorausging, spürte er ihren prüfenden Blick auf sich. Wahrscheinlich versuchte sie sich vorzustellen, wie er unter dem Hemd aussah. Mehrere kosmetische Operationen hatten ihm wieder ein halbwegs menschliches Aussehen gegeben. Doch selbst die Ärzte waren von den Verletzungsfotos geschockt gewesen. Nicht gerade fair von ihm, sie Annie ohne Vorwarnung sehen zu lassen. Aber immerhin hatte es zum Erfolg geführt. Ohne die Fotos hätte sie ihn sicherlich nicht in die Wohnung gelassen.
Er blieb im Wohnzimmer stehen und sagte: „Ich habe mich schon am Telefon in unsere Tochter verliebt. Aber als sich sie heute Morgen gesehen habe, war es um mich geschehen. Sie sieht mir ein bisschen ähnlich, aber alles Wichtige hat sie von dir geerbt. Du hast unsere Tochter wunderbar erzogen.“
Annie stand ihm gegenüber. „Und ich will nicht, dass sie verletzt wird!“, rief sie aufgebracht. „Du tauchst hier einfach auf und raspelst Süßholz, aber du hast offenbar keine Ahnung, was du damit bei ihr anrichten könntest.“
„Ich weiß, wie es mir ging, als ich von ihr erfahren habe“, erwiderte er ruhig. „Also kann ich es mir umgekehrt auch vorstellen. Aber wenn wir alles richtig machen, dann hat sie in Zukunft die beiden Menschen in ihrem Leben, die sie am meisten lieben. Und ich verspreche dir, ich werde sie beschützen, was auch kommt.“
Zitternd schüttelte sie den Kopf. „Wenn wir alles richtig machen? Wie soll das bitte schön gehen? Du weißt doch, wie die Terroristen arbeiten. Mit Sprengstoff. Wie willst du sie da beschützen?“
Die Verzweiflung in ihrer Stimme traf ihn tief. „Du siehst blass aus“, sagte er. „Lass mich dir ein Glas Wasser holen, bevor wir weiterreden.“
Trotz ihres Protests ging er in die Küche, öffnete ein paar Schranktüren, fand schließlich die Gläser und nahm eins heraus. Als er es unter dem Wasserhahn füllte, stellte sie sich neben ihn. Doch sie wirkte so durcheinander, dass er sie mit sanftem Druck zu einem der weißen Korbstühle am Esstisch führte.
„Trink erst mal was“, sagte er. „Du siehst aus, als ob du jeden Moment zusammenklappst.“
Erstaunlicherweise gehorchte sie.
„Brauchst du eine Schmerztablette für den Arm?“
Als sie nicht sofort antwortete, sagte er, er würde eine holen, und ging durch den Flur zu ihrem Schlafzimmer, wo er die Schachtel auf dem Nachttisch fand. Daneben stand ein gerahmtes Foto von ihnen beiden, auf dem sie sich umarmten. Er erinnerte sich noch genau daran, wann und wo es aufgenommen worden war. Ein glücklicher Moment.
Eilig kehrte er in die Küche zurück und drückte ihr eine der Tabletten in die Hand, die sie mit dem letzten Schluck Wasser nahm. „Möchtest du noch mehr trinken?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Du solltest dich hinlegen. Komm, ich helfe dir.“
„Nein, es geht schon wieder.“
Tatsächlich hatten ihre Wangen wieder etwas Farbe bekommen; sonst hätte Chase sie
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