Kuesse, heiss wie damals
jener unseligen Umstände, die sie voneinander getrennt hatten.
Katie presste die Lippen zusammen, als die Erinnerungen jetzt ungebeten auf sie einströmten: der Druck von außen, der sie gezwungen hatte, sich zu trennen, der falsch gewählte Zeitpunkt, der ihre Beziehung wie ein Fluch verfolgte ...
selbst Jahre später, als Carver nach England gekommen war, um sie zu suchen, war sie gerade zwischen zwei Jobs irgendwo in Griechenland und der Türkei unterwegs gewesen. So hatte sie den Brief, den er ihr hinterlassen und in dem er sie gefragt hatte, ob es für ihre Beziehung doch noch eine zweite Chance geben würde, erst ein halbes Jahr später bekommen. Und als sie dann mit klopfendem Herzen bei ihm in Australien angerufen hatte, hatte sich am anderen Ende seine Frau gemeldet, und sie hatte dann von Carver persönlich die Bestätigung bekommen, dass er tatsächlich verheiratet war.
Das war vielleicht das grausamste Erlebnis von allen gewesen ... fünf ganze Jahre getrennt und dann sechs Monate zu spät!
Allerdings hatte sie vielleicht zu viel in die Tatsache hineingelesen, dass Carver nach London gekommen war, und auch zu viel in seinen Brief. Immerhin hatte er nur eine Frage beinhaltet und kein Versprechen. Möglicherweise hatte Carver nur mit seinen Erinnerungen an sie abschließen wollen, und die Tatsache, dass sie zunächst gar nicht reagiert hatte, hatte wahrscheinlich genau das bewirkt. Sie konnte es ihm kaum verübeln, dass er ein neues Leben ohne sie begonnen hatte.
Er gehörte ihr nicht. Er würde ihr nie wieder gehören.
"Meine Frau ist vor zwei Jahren gestorben."
Katie brauchte einen Moment, um Carvers schlichte Feststellung wirklich zu begreifen. Dann stürmten eine Masse unterschiedlicher Emotio nen auf sie ein, wobei das Gefühl von Vergeudung vielleicht das Beherrschendste war.
Sie registrierte nicht, dass der Aufzug angehalten hatte und die Türen aufglitten. Erst Carvers Stimme riss sie aus ihrer Erstarrung.
"Wir sind im achtzehnten Stock angekommen."
"Oh! Tut mir Leid! " Sie verließ den Aufzug so überstürzt, dass sie nicht einmal daran dachte, sich von Carver zu verabschieden.
Am Ende des leeren Flurs, den sie betrat, sah sie eine große, doppelflügelige Glastür und wandte sich automatisch in diese Richtung. Erst als Carver neben ihr auftauchte, wurde ihr klar, dass er ihr aus dem Aufzug gefolgt sein musste.
Sie blieb stehen und blickte ihn fragend an.
"Ich muss auch in diesen Stock", erklärte er ihr spöttisch. "Hast du hier einen Termin?"
„Ja, mit Robert Freeman", antwortete sie unwillkürlich. "Und du?"
Er hielt ihr eine der Glastüren auf und bedeutete ihr, in den Empfangsbereich der dahinter liegenden Büros einzutreten. "Ich arbeite hier, Katie", sagte er dabei gelassen.
Sie blieb wie angewurzelt auf der Türschwelle stehen. Wie kam ein Arzt dazu, bei einer Investmentgesellschaft zu arbeiten? "Du arbeitest hier ...?"
Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: "Ich bin einer der Partner der Firma ... Andrews, Dane und Freeman."
Verschlug ihr diese Information schon die Sprache, so raubte ihr der unverkennbare Duft seines After Shaves den letzten Atem. Katie durchzuckte es heiß. Kein Zweifel, wo sie diesen Duft zuletzt gerochen hatte. Erst wenige Abende zuvor ... Erschrocken wich sie zurück und betrat den Empfangsbereich.
"Wie ... wie schön für dich", erwiderte sie heiser, schaffte es jedoch nicht, ihn anzusehen. Er kann unmöglich der Pirat gewesen sein, überlegte sie verzweifelt.
Doch ihr Herz pochte wie wild angesichts der Möglichkeit, dass Traum und Wirklichkeit miteinander verschmolzen waren.
Die äußerlichen Ähnlichkeiten ... und ihre erregende Reaktion darauf ... hatten sie auf dem Maskenball schwach werden lassen. Aber das ließ noch längst keinen eindeutigen Rückschluss auf seine Identität zu. Genauso wenig wie das After Shave, das er benutzte. Vermutlich war es eine beliebte Marke, die viele Männer dieser Tage bevorzugten. Es war dumm, sich von derartigen Zufällen so aus der Fassung bringen zu lassen.
"Das Leben geht weiter", lautete Carvers lakonische Antwort auf ihre wenig enthusiastische Reaktion.
"Ja", antwortete sie lahm und ärgerte sich über ihre Unbeholfenheit.
Carver war also kein Arzt geworden, wie seine Mutter es sich von ihm erhofft hatte, aber trotzdem musste er weit vorangekommen sein, wenn sein Büro sich in diesem eindrucksvollen Gebäude befand. Ein solcher beruflicher Erfolg musste Balsam für seinen gekränkten Stolz
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