Küsse im Mondschein
Luft - dann, so werdet Ihr sehen, habt Ihr sogar noch viel mehr von dem Abend.«
Amanda erkannte die Stimme; harsch zerschmetterten die Worte die Magie des Augenblicks. Amanda und Martin lösten sich aus ihrem Kuss. Blinzelnd drehten sie sich um, spähten vorsichtig in Richtung der Terrasse. Da erkannte Amanda Edward Ashford, der Emily, Anne und deren Freundin Miss Folliot gerade aus dem Ballsaal hinausführte. Noch immer war Musik zu hören.
Martin fluchte leise, und Amanda hatte ganz ähnliche Empfindungen. Er gab sie aus seiner Umarmung frei, und das plötzliche Schwinden seiner Körperhitze verstärkte Amandas Verwirrung nur noch. Sie standen im Schatten, bis jetzt hatte noch niemand sie entdeckt. Doch sie waren nicht wirklich verborgen vor der Außenwelt, sodass sie die Störung nicht einfach ignorieren konnten. Martin legte ihre Hand auf seinen Arm und dirigierte sie wieder zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Und ganz so, als ob sie den ganzen Abend nichts anderes getan hätten, kamen sie aus den Schatten unter den Ästen hervorgeschlendert.
Edward war vorausgegangen, als er und seine Begleiterinnen sich eine Pause von dem Ball gönnten. Nun stand er ein Stückchen von der Saaltür entfernt und wartete darauf, dass die Mädchen sich zu ihm gesellten. Er war folglich der Erste, der Martin und Amanda entdeckte. Sofort schien sein Körper sich anzuspannen, und Edward setzte eine noch hochmütigere Miene auf als ohnehin schon.
Die Mädchen, die ihre Schals und Retiküls schwenkten, entdeckten Amanda und deren Begleiter und eilten sofort lächelnd auf die beiden zu; Edward zögerte noch einen Moment, dann folgte er ihnen.
»Hallo! Es ist so angenehm frisch hier draußen, nicht wahr?«
»Edward meinte, ich sähe erschöpft aus, also hat er uns hier herausgeführt.«
»Guten Abend, Mylord.«
Sämtliche der drei Mädchen waren Martin schon einmal bei anderer Gelegenheit begegnet. Trotzdem hatten sie eine gewisse Scheu vor ihm: Amandas Gegenwart aber vermittelte ihnen ein Gefühl der Sicherheit.
Nachdem sie die Mädchen begrüßt hatte, schaute Amanda Edward an. Dieser musterte Martin mit finsterem Blick - bis er Amanda bemerkte und sie mit einer Neigung seines Kopfes begrüßte. Ein klein wenig steifer nickte er schließlich auch Martin zu. »Dexter.«
Martin erwiderte das Nicken.
Amanda hätte am liebsten verzweifelt die Hände in die Luft geworfen. Denn, um Himmels willen, die beiden waren doch immerhin Cousins ersten Grades! Nun ja, zumindest Luc hatte sich Martin gegenüber ja noch ein paar einigermaßen höfliche Bemerkungen abringen können. Edward dagegen war regelrecht verkrampft und schien sich gerade äußerst unwohl zu fühlen. Am liebsten, das verriet seine Haltung zweifelsfrei, hätte er sich Amanda und die Mädchen nun wohl einfach unter den Arm geklemmt und wäre Martins geradezu verunreinigender Gegenwart auf der Stelle wieder entflohen.
Und auch Martin hatte die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Ansonsten aber, und das musste Amanda ihm hoch anrechnen, zeigte er keinerlei Reaktion auf Edwards fast schon brüskierendes Gebaren.
Schon bald also griff sie wieder nach Martins Arm und wandte sich mit einem Lächeln an die Mädchen: »Dann wollen wir euch jetzt nicht mehr länger von euren Streifzügen abhalten. Aber bleibt nicht zu lange draußen - die Leute hier registrieren so etwas sofort.«
»Ich kann es einfach nicht glauben - keiner hat mir irgendwelche weisen Ratschläge erteilt, und geschimpft haben sie auch nicht. Demon hat mich sogar angelächelt!« Mit zusammengekniffenen Augen starrte Amanda zu ihren Cousins hinüber, die gerade am entgegengesetzten Ende von Lady Hamiltons Ballsaals bei ihren Ehefrauen verweilten.
Amelia, die neben Amanda stand, schaute ebenfalls starr in ihre Richtung. »Und Devil hat ihm auch noch die offizielle Erlaubnis erteilt … Aber jetzt vermuten sie doch sicherlich irgendetwas, nicht wahr? Vielleicht weißt du bloß deshalb noch nichts davon, weil unsere lieben Cousins ihre Frauen diesmal einfach nicht eingeweiht haben?«
»Immerhin wusste Patience, dass sie alle da waren, als Martin sich mit Devil besprochen hatte.«
»Aha, nun ja, dann sind sie ihm ja wenigstens alle schon einmal begegnet. Trotzdem hat Martin nicht einen einzigen blauen Fleck davongetragen. Und das finde ich persönlich doch schon sehr überraschend. Es deutet wohl tatsächlich alles darauf hin, dass du Recht haben könntest. Aber, ehrlich gesagt, es fällt mir
Weitere Kostenlose Bücher