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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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aber nicht in Richtung Haustür, sondern einen kleinen Seitenkorridor hinunter.
    »Wohin gehen wir?«
    »Zu einem ganz besonderen Ort.«
    So viel zumindest hätte Amanda auch von allein vermutet, als er sie durch die hohen Glastüren am Ende des Flügels in einen geschützten Hof führte und von dort aus in einen Garten, der früher einmal ein wahrer Traum von Düften und Farben gewesen sein musste. Obgleich stellenweise stark von Unkraut überwuchert, waren noch immer Überreste anmutiger Schönheit zu erkennen. Die ersten dicken, betörend duftenden Blüten des Jahres und große Dolden, die sich in geradezu aufsehenerregender Farbenpracht gegen einen Hintergrund von üppig wuchernden, immergrünen Pflanzen abzeichneten und dem Betrachter eine Ahnung dessen vermittelten, was - mit ein klein wenig Zähmen und Stutzen - auch heute noch sein könnte.
    »Das ist ja ganz zauberhaft hier!« Amanda, die neben Martin herwanderte, drehte sich für einen Moment um und blickte zurück. Im Norden und Osten wurde der Garten durch die steil aufragenden Felsen geschützt, im Westen durch das Haus. Schaute man hingegen nach Süden, dann breitete sich das Flusstal vor einem aus, das jetzt in milden Sonnenschein gebadet war. Dieses Fleckchen Erde war so gut geschützt, dass hier Blumen und Pflanzen viel eher als in der ungeschützten Natur grünten und blühten. Als Amanda sich wieder nach vorn umwandte, entdeckte sie ganz am Ende des Gartens eine Bank. »War dies der Garten deiner Mutter?«
    Martin nickte. »Sie hatte eine besondere Vorliebe für Rosen. Für Rosen und Schwertlilien und auch für Lavendel.«
    Die Rosen wuchsen überall, dicht gedrängt und an Spalieren emporkletternd. Von den Schwertlilien war nicht mehr sonderlich viel zu erkennen; ihre langen, spitz zulaufenden Blätter ragten nur noch hier und dort zwischen dem wuchernden Unkraut hervor. Der Lavendel dagegen hätte dringend beschnitten werden müssen.
    Inzwischen war Amanda bei der Bank angekommen und nahm sogleich darauf Platz, wartete aber so lange, bis Martin sich neben ihr niedergelassen hatte und sie beide zum Haus hinaufschauten, bevor sie mit der Frage herausrückte, die sie schon eine ganze Zeitlang beschäftigte: »Was genau ist damals passiert?«
    Martins Zögern deutete darauf hin, dass er nicht mit einer so kühnen, unverblümten Frage gerechnet hatte. Nach einem Moment jedoch beugte er sich vor, die Unterarme auf seine Schenkel aufgestützt, die Hände ineinander verschränkt, und vertraute sich Amanda an. Schilderte ihr, wie die aufgebrachten Dorfbewohner zum Herrenhaus hinaufgestürmt gekommen waren und ihn, Martin, mit sich gezerrt hatten, wie sie seinem Vater von den Geschehnissen berichtet und gefordert hatten, dass der Gerechtigkeit Genüge getan werden müsse, wie sein Vater ihre Version der Geschichte sogleich als wahr hingenommen hatte, ohne auch nur die geringsten Zweifel anzumelden, ohne seinem Sohn auch nur einmal Gelegenheit zu geben, sich zu den gegen ihn erhobenen schweren Schuldzuweisungen zu äußern. »Das Einzige, was er an dem Tag zu mir sagte, war: ›Wie konntest du nur?‹«
    Martin hielt seinen Blick weiterhin auf seine ineinander verflochtenen Finger gesenkt, als er nach einem Moment des Schweigens fortfuhr: »Es war ihm überhaupt nie in den Sinn gekommen, dass ich die Tat vielleicht gar nicht begangen haben könnte. Zu seiner Entlastung muss ich allerdings gestehen, dass ich damals für meinen Jähzorn und mein ungezügeltes Temperament bekannt war.«
    »Jetzt bist du aber doch gar nicht mehr so leicht aufbrausend.«
    »Nein. Denn das ist etwas, was ich durch meine Beziehungen zu den Indern sehr schnell gelernt habe - es hat keinen Zweck, sofort in Rage zu geraten.«
    Er räusperte sich kurz und fuhr dann fort: »Um wieder auf den bewussten Tag zurückzukommen... Die gesamte Familie war zu dem Zeitpunkt hier versammelt - Onkel, Tanten, Cousins, Cousinen. Es war das übliche Oster-Familientreffen, das mein Vater so gerne auszurichten pflegte. Ich glaube, in seinen Augen war es die sträflichste Sünde von allen, dass ich ausgerechnet zu einer solchen Zeit eine solch scheußliche Tat begangen hatte, quasi vor der ganzen Familie. Es waren auch nur wenige unter ihnen, die überhaupt etwas von mir hielten, und deshalb... deshalb entschieden sie zum Wohle der Familie, mich noch in derselben Nacht ohne viel Federlesens ins Ausland abzuschieben.«
    Amanda unterdrückte ein Schaudern. Von der eigenen Familie kaltherzig verstoßen, in

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