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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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größten Teil meines Lebens in London verbracht - schließlich befindet sich dort mein Elternhaus -, aber meine Onkel und Tanten und Cousins und Cousinen haben überall im ganzen Land Häuser. Ich habe also schon etliche Zeit auf dem Lande verbracht, an verschiedenen Orten, aber...« Sie erhob sich von der Bank, ging ein paar Schritte und blieb dann wieder stehen, um nach Süden zu schauen und die Aussicht auf das Flusstal zu genießen. »Aber noch nie habe ich einen Ort gesehen, der so atemberaubend schön - halt, nein, das ist nicht der richtige Ausdruck - der so dramatisch war wie dieser hier. Ich könnte stundenlang hier stehen und die Landschaft betrachten, und mir würde doch niemals langweilig werden.«
    Ihre Stimme verhallte, während der fantastische Ausblick auf das malerische, von schroffen Felsen umrandete Tal sie in seinen Bann zog. Martin wusste, wie faszinierend das Spiel der Wolkenschatten über dem bunten Flickenteppich aus Feldern, Äckern und Wäldern sein konnte. Ihm war allerdings niemals der Gedanke gekommen, dass auch Amanda sich davon angesprochen fühlen könnte, oder dass ihre Neigung zum Dramatischen so weit gehen würde, dass sie Gefallen an dieser ursprünglichen und zerklüfteten Landschaft fand.
    Die Landschaft, in der er geboren und aufgewachsen war. Die weiten Ebenen und wild-romantischen Berge waren ebenso sehr ein Teil von ihm wie seine sinnliche Natur - hier fühlte er sich so wohl, so dazugehörig, wie er sich nirgends sonst auf all seinen Reisen jemals gefühlt hatte. Hier war sein Zuhause.
    Seine Heimat.
    Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, hatte geglaubt, er hätte sie ein für alle Mal aus seinem Leben ausgeschlossen und würde nie wieder zurückkehren - nie wieder dem Sirenengesang des Windes zum Opfer fallen, der über die Felsenspitzen pfiff, nie wieder von der herzzerreißend majestätischen Schönheit der Berggipfel ergriffen werden.
    Seine Heimat.
    Er erhob sich von der Bank, trat neben Amanda, vergrub die Hände in den Hosentaschen und spürte, wie der Wind ihm das Haar zerzauste. Es fühlte sich ganz so an, als ob er ihn, Martin, sanft segnen wollte, als ob er einen verlorenen Sohn - in der Zwischenzeit hoffentlich klüger geworden und gereifter - wieder zu Hause am heimischen Herd willkommen hieße.
    In der Heimat.
    Als Martin so neben Amanda stand, da legte sich die Aura des Hauses, der Zauber der Landschaft, des heimatlichen Tales mit einem Mal wie ein wärmender Mantel um ihn, ließ die Erinnerungen an die schönen Zeiten, die er zusammen mit den düsteren Erlebnissen aus seinem Bewusstsein verbannt hatte, wieder für ihn lebendig werden. Die Geräusche seiner Kindheit - das übermütige Gelächter, das Geplapper, das Trappeln rennender Füße, schrille Stimmen - die unaufhörliche Glückseligkeit. Auf die sorglosen, unbeschwerten Jahre der Kindheit war die Unbeholfenheit der Jugend gefolgt, eine Zeit, die schwierig gewesen war, aber zugleich auch so reich an ganz neuen Erfahrungen, so erfüllt von dem prickelnden Reiz des Entdeckens und Erforschens, der Vertiefung von Wissen.
    Dann war der Bruch gekommen; eine überaus leidvolle Erfahrung, durch die Martins Welt in tausend Stücke zertrümmert worden war, und die all das Gute und Schöne wie Herbstblätter im Sturm hatte davonwirbeln lassen. Blätter, die Martin nie wieder hatte einfangen können.
    Aber vielleicht war der Versuch, Vergangenes wiederaufleben zu lassen, auch gar nicht der richtige Weg. Vielleicht kam es bloß darauf an, einfach wieder zurückzukommen, um den Baum abermals knospen und gedeihen und neue Blüten tragen zu lassen. Einen neuen Anfang zu machen.
    Martin sah Amanda an; auf ihren Zügen lag noch immer ein Ausdruck reinen, unverfälschten Entzückens. Dann blickte er an ihr vorbei auf das Haus. Überlegte, was sein könnte. Und welchen Preis es ihn womöglich kosten würde.
    In dem Moment blickte Amanda zu ihm auf, Freude und Sonnenschein auf dem Gesicht. »Danke, dass du mich hierher gebracht hast.« Sie hakte Martin unter. »Aber jetzt sollten wir besser zusehen, dass wir zu Mittag essen und uns danach wieder an unsere Pflichten machen.«
    Bereitwillig ließ Martin sich wieder von ihr zurück ins Haus führen.

    Colly hatte den ganzen Morgen in dem kleinen Wohnzimmer geschuftet, und er bestand darauf, ihnen dort ihre Mittagsmahlzeit - Fleischpastete und Brot - zu servieren, so wie es sich, so seine Begründung, für Leute ihres Standes geziemte. Als ihnen klar wurde, dass es sowohl Colly

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