Küsse im Mondschein
ein Kuss schon groß anrichten? Es war ja schließlich nicht so, als hätte er die Kontrolle verloren. Noch immer bestimmte er, was mit ihm und auch, was mit ihr geschah.
Der Kuss wurde immer länger, intensiver, leidenschaftlicher. Amanda schlang ihm die Arme um den Hals und reckte sich empor, drängte sich verlangend an ihn.
Und er erlaubte es ihr. Er schwelgte sogar regelrecht in dem Gefühl, wie ihr geschmeidiger Körper sich an den seinen schmiegte, er genoss die Berührung ihrer weiblichen Kurven und den verlockenden Kontrast von Weichheit und Festigkeit, der so verführerisch war, so verheißungsvoll, so erregend.
Denn Amanda wollte noch mehr. Das war ihm nur allzu deutlich bewusst. Jegliches Gefühl für Zeit und Ort, alle Vorsicht floh aus seinem Bewusstsein. Martin nahm nichts mehr wahr außer ihrem unschuldigen Hunger und seinem schier überwältigenden Verlangen, derjenige zu sein, der diesen Hunger stillte.
Selbst unschuldig, wie Amanda ja durchaus noch war, erkannte sie dennoch ganz genau sein Verlangen nach ihr. Sie schmeckte es in seinem Kuss, fühlte es in der Art, wie er sie in seinen Armen geradezu gefangen hielt, sie schützend umschlang. Und nach genau diesem Gefühl hatte es sie verlangt, genau diese Empfindung hatte sie spüren wollen - wollte ihn spüren.
Sie wollte, dass er ganz allein der ihre wäre, wünschte sich, dass zwischen ihnen - und zwar nur zwischen ihnen beiden - eine Verbindung entstehen, eine Kette existieren sollte, die stark genug sein würde, um allen Widerständen zu trotzen, ganz egal, was das Leben ihnen auch noch aufbürden mochte.
Tief in ihrem Herzen wusste Amanda genau, was sie alles zu geben bereit war, um genau diese Kette zu schmieden.
Und sie erkannte auch, dass sie diese Kette Glied für Glied würde erschaffen müssen; Episode für Episode; Intermezzo für Intermezzo. Kuss für Kuss.
Das Verlangen war so berauschend wie eine Droge, von der man nur allzu schnell abhängig wurde. Martin nahm Amanda regelrecht den Atem, hielt ihren Verstand gefangen, raubte ihr die Sinne. Die Art, wie er langsam und fast schon qualvoll eindringlich ihren Mund erforschte, die allmähliche, verführerische Eroberung ließen Amandas Gedanken geradezu Purzelbäume schlagen - zogen alle ihre Sinne wie ein Magnet allein in das Erlebnis dieses Kusses.
Sie hatte Recht gehabt. Genau das hier war es, was sie wollte, was sie brauchte, um endlich die zu werden, die zu sein ihre Bestimmung war.
Aber wenn sie ihm das nun sagte, dann würde sie ihn verlieren. Wenn sie ihm nun ehrlich erklärte, was ihr Bestreben war, dann würde er sich wieder von ihr zurückziehen, würde er sie verlassen und zurückgleiten in die Schatten, aus denen er gekommen war. Die gelegentlichen scharfen Blicke, die er ihr zugeworfen hatte, sollten ihr eigentlich Warnung genug sein. Nein, sie musste auch weiterhin den schmalen Grad zwischen unschuldiger Ermunterung und ganz bewusster, sinnlicher Verlockung beschreiten, und zwar ohne dabei auch nur ein einziges Mal ins Straucheln zu kommen. Sie musste Martin noch weiter locken, während sie ihre wahren Absichten gut verborgen hielt, auf dass er niemals wirklich begreifen würde, wie sie ihn in ihre Falle lockte.
Und das war, in Anbetracht seiner Erfahrung und seines unbeugsamen Willens, nun wahrlich die ultimative Herausforderung.
Sie erwiderte seinen Kuss also, kühn, aber nur flüchtig, gerade genug, um eine Reaktion bei ihm hervorzukitzeln, um ihn noch eine kleine Spur tiefer in den Kampf mit ihr hereinzulocken. Sofort flammte das Verlangen in ihm auf, wurde heißer, drängender - allein die Macht seines Willens hielt diese Begierde noch hinter einer sicheren Mauer in Schach.
Genau dieser Mauer wollte Amanda nun einen Riss nach dem anderen versetzen, bis sie sie schließlich ganz zerstört hätte.
Sie ließ ihre Lippen ganz bewusst ein wenig weicher werden, verlockte ihn dadurch, sie fester zu küssen, verführte ihn dazu, noch ein wenig mehr von ihr zu kosten. Sie klammerte sich an ihn, grub ihre Finger in seinen Rücken, als er sie verschlang. Er war die Verkörperung der Sinnlichkeit; jede seiner bedächtigen Liebkosungen rief eine Unzahl genussvoller Empfindungen in ihr hervor. Sie fuhr mit den Fingern durch sein seidenglattes Haar, während sie innerlich geradezu zu schmelzen schien.
Plötzlich spannte er die Hände an, packte Amandas schmalen Rücken noch ein wenig fester. Sie erahnte den Kampf, den er im Stillen wohl gerade mit sich ausfocht,
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