Küsse im Morgenlicht
länger nach den Wünschen der anderen richten - nicht mit unserem Status und in unserem Alter. Und da wir ja quasi mitten im Hochsommer heiraten und die Saison auch bereits so gut wie vorüber ist, wird die Londoner Gesellschaft unseren Wunsch, nur im ganz privaten Rahmen zu heiraten, auch ohne zu murren akzeptieren.«
Luc nickte. »Schön, dann verrate mir doch mal, was du bis jetzt geplant hast?«
Obgleich Lucs Stimme vollkommen gelassen klang, schwang doch auch ein leiser, warnender Unterton in seinen Worten mit. Amelia brauchte also gar nicht erst zu leugnen, dass sie sich im Stillen bereits alles ganz genau ausgemalt hatte. »Also, ich dachte mir, dass wir, sofern du damit einverstanden bist, in Somersham heiraten.«
Er hob die Brauen. »In der alten Kirche oder in der Kapelle?«
Er war schon oft genug zu Gast gewesen auf Devils Hauptwohnsitz. »In der Kirche, denn dort sind die meisten der Cynsters den Bund der Ehe miteinander eingegangen. Der Pastor ist der alte Mr. Merryweather. Erinnerst du dich noch an ihn? Er war Devils Kaplan und, sicher, er ist schon recht alt, aber ich bin überzeugt, dass er auch unsere Trauung gerne noch vornehmen würde. Außerdem haben die Bediensteten auf Somersham schon ziemlich viel Übung darin, derlei Zusammenkünfte zu bewältigen - sie haben ja genügend Erfahrung.«
Luc schaute sie an. »Aber eine so kurzfristige Einladung wie die unsrige haben selbst sie noch nicht bewältigen müssen.«
»Honoria wird die Sache schon deichseln, da bin ich ganz zuversichtlich.« Man konnte es Luc, das Gesicht zu einer spöttischen Miene verzogen, regelrecht ansehen, was er sich im Stillen dachte: Wahrscheinlich stehen Honoria und ihre Bediensteten ohnehin bereits in Alarmbereitschaft und warten nur darauf, endlich mit den Vorbereitungen anfangen zu dürfen. Doch Amelia ignorierte seinen Gesichtsausdruck und fuhr gelassen fort: »Die Trauung, das Hochzeitsfrühstück und selbst die Anfertigung meines Kleides dürften also nicht allzu schwer zu organisieren sein.«
Luc wandte den Blick wieder nach vorn und auf seine Pferde. »Was ist mit den Einladungen?«
»Ich denke, da wird deine Mama sich schon so ihre Gedanken drum gemacht haben. Sie ist schließlich nicht blind.«
»Und wie steht es mit deiner Mutter?«
»Bei der sieht es wohl ganz ähnlich aus.« Amelia schaute ihn an, doch er blickte weiterhin starr auf die Straße. »Aber bis zur Hochzeit wird es wohl trotz allem noch mindestens vier Tage dauern müssen - selbst wenn wir die Einladungen mit Boten verschicken.«
»Gut. Heute haben wir also Donnerstag...« Nach einem kleinen Augenblick wandte er sich zu Amelia um. »Wie wäre es also mit nächstem Mittwoch?«
Amelia überlegte einen Moment, dann nickte sie. »Ja, dann hätten wir sogar noch ein oder zwei Tage Spielraum...« Sie schwieg. Dann sah sie ihn an: »Und langsam müssen wir wohl auch einmal eine offizielle Erklärung herausgeben. Wir können schließlich nicht nur die informieren, die wir ohnehin einladen werden.« Luc sah wie gebannt auf die Straße, und seine einzige Reaktion war ein knappes Nicken. Innerlich verzog Amelia das Gesicht zu einer Grimasse, ging dann aber schließlich auch jenen letzten Punkt an, den sie noch erwähnen musste: »Und überhaupt sollten wir uns gut vorbereitet haben, wenn wir mit meinem Vater sprechen und ihm die Sache mit deiner finanziellen Lage erklären.«
Der Blick, den er ihr daraufhin zuwarf, war so flüchtig, dass sie ihn gar nicht richtig wahrnahm. Plötzlich scheute das Leitpferd; Luc musste sich ganz auf das Zweiergespann konzentrieren.
Amelia atmete einmal tief durch und drängte: »Denn wenn es nur um meinen Vater ginge, dann wäre die ganze Angelegenheit schnell geklärt. Aber es gibt da ja auch noch meine Cousins - Devil und die anderen. Die werden sich nämlich erst einmal ganz genau nach dir erkundigen, und sie kennen wirklich viele Leute. Wir müssen uns also darauf einstellen, dass wir mit unseren Hochzeitsplänen erst einmal auf Widerstand stoßen und unser Vorhaben verteidigen müssen. Auch wenn letzten Endes wohl doch alle zustimmen werden... da bin ich mir ziemlich sicher. Und sollten sie dennoch Schwierigkeiten machen, dann können wir ja zur Not immer noch damit herausrücken, dass wir uns bereits nähergekommen sind. Ist ja schließlich ein Gespräch im engsten Kreise der Familie. Im Übrigen dürfte sie das ohnehin nicht allzu sehr schockieren. Aber im Zweifelsfall könnte man sie ja spätestens damit dazu
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