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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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fortbringen und in ihr neues Heim entführen, sein Zuhause.
    Die schlichte Primitivität seiner Gefühle verwunderte ihn, verschlug ihm nahezu den Atem. Während der vergangenen zehn Jahre hatte Luc sich stets für einen eleganten und kultivierten Mann gehalten. Was da im Augenblick aber in seinem Inneren herrschte, war alles andere als kultiviert.
    Doch er hatte ja schließlich noch einen ganzen Tag lang Zeit, um diese rein instinktgesteuerten Empfindungen wieder niederzukämpfen. Und diesen Kampf würde er gewinnen. Denn er hatte nicht vor, auch nur einer einzigen Menschenseele zu verraten, wie sehr er Amelia bereits verfallen war. Mit einer Einschränkung: Denn Amelia wusste natürlich bereits, wie es um ihn stand. Das verrieten ihm ihre großen, kornblumenblauen Augen. Wenngleich sie sich offenbar nicht so ganz sicher war, was sie von seiner bedingungslosen Hingabe halten sollte, wie sie diesen Wesenszug an ihm zu deuten hatte.
    Doch es gab noch einen zweiten, der offenbar erahnte, was Luc fühlte - Martin. Ein kurzer Blick sowie ein flüchtiges, nur allzu wissendes und verständnisvolles Lächeln sagten Luc, dass auch sein Cousin ihn durchschaut hatte.
    Argwöhnisch hatte Luc die Augen zusammengekniffen, war dann jedoch zu der Erkenntnis gekommen, dass er mit diesem einen, weiteren Mitwisser durchaus würde leben können. Zumal ihm Martins kurze Geste bestätigt hatte, dass auch er dies alles schon einmal durchgemacht haben musste. Sonst hätte er Luc nicht so wissend angesehen.
    Und dieser Gedanke war zwar vielleicht nicht gerade erbaulich, aber immerhin half er Luc, die Situation mit ein klein wenig mehr Gelassenheit zu betrachten. Wenn Martin dies alles durchgestanden hatte, dann würde er das auch schaffen.
    Eine Junihochzeit hatte vielerlei Vorteile. Und einer davon war, dass das Hochzeitsessen draußen stattfinden konnte. Die großzügigen Gartenanlagen des Anwesens boten hierzu den idealen Rahmen. Während der kirchlichen Trauung hatte die Dienerschaft unter den weit ausladenden Bäumen, die die zentrale Rasenfläche einfassten, lange Tische und jede Menge bequeme Stühle aufgestellt.
    Das Essen mitsamt seinen unvermeidlichen Toasts auf das Brautpaar wurde zu einem geradezu ausgelassenen Ereignis. Denn die Familien von Braut und Bräutigam waren schon immer eng miteinander befreundet gewesen, die einzelnen Mitglieder kannten sich bereits gut, und über dem ganzen Fest lag eine so gelöste und gänzlich informelle Stimmung, wie sie wohl nur unter diesen besonderen Umständen möglich war.
    Amelia war froh über die entspannte Atmosphäre und genoss den Augenblick, als das Hochzeitsessen jene unkomplizierte und vertraute Qualität annahm, als handle es sich lediglich um ein großes Familienfest. Andererseits aber fühlte sie genau, wie angespannt Luc war. Sie spürte, dass er angestrengt etwas zu verbergen versuchte. Und doch wusste sie nicht, konnte sich beim besten Willen nicht denken, was das wohl sein mochte. Und so grämte Amelia sich im Stillen und fürchtete, dass Lucs vage Verstimmtheit von ihrer gemeinsamen Übereinkunft herrührte. Denn nun hatte er den entscheidenden Schritt getan, hatte sie, Amelia, wegen ihrer Mitgift geheiratet. Wahrscheinlich wollte er jetzt am liebsten vor alledem hier fliehen, wollte aufbrechen und die Scharade, die sie beide vor ihren Gästen zum Besten gaben, endlich hinter sich lassen.
    Alle anderen dachten natürlich, Luc und Amelia wären bis über beide Ohren ineinander verliebt; schließlich waren die bisherigen Ehen, die an diesem besonderen Ort geschlossen worden waren, auch allesamt Liebesheiraten gewesen. Und in gewisser Weise traf dies ja auch auf das jüngste Brautpaar der Kirche von Somersham Place zu. Denn zumindest Amelia war sich ziemlich sicher, dass sie Luc nicht nur begehrte, sondern dass sie auch ehrlich in ihn verliebt war. Im Übrigen glaubte sie, dass Luc sich eines Tages durchaus auch noch in sie verlieben könnte... wenn sie nur genügend Zeit und Hingabe investierte. Aber noch schien sie dieses Gefühl in ihm offenbar nicht entfacht zu haben. Es fiel Amelia also nicht schwer, sich auszumalen, welche Wirkung diese reine Geldheirat auf Lucs Stolz haben musste, wie schwer sie auf seinem Gewissen lastete. So oder so ähnlich jedenfalls interpretierte Amelia den latenten Missmut, den sie in diesen Minuten in Luc zu erahnen glaubte. Und zweifellos wollte er dem Ganzen endlich entrinnen, wollte aufbrechen nach Calverton Chase.
    Doch wie die Dinge nun

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