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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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einmal lagen, kannten Luc und Amelia selbstverständlich ihre Pflichten als Gastgeber. Glücklicherweise machte es ihnen die heitere Gelöstheit der Gäste ein wenig leichter, diesen Pflichten nachzukommen.
    Sobald auch der letzte Gang des Festmahls mit Genuss verspeist worden war, trennten Luc und Amelia sich voneinander und gingen in entgegengesetzte Richtungen um die lange Tafel herum, begrüßten abermals ihre Hochzeitsgäste, unterhielten sich mit diesem und mit jenem und bedankten sich bei allen für ihr Erscheinen. Doch auch andere verließen ihre Plätze. Die meisten der Gentlemen wanderten sogar ein wenig durch die Gartenanlage und versammelten sich schließlich zu entspannt miteinander diskutierenden Grüppchen, ließen die Zeit verstreichen - und hielten sich geflissentlich von den fröhlich schnatternden Damen fern.
    Einen der Gentlemen allerdings zog es nicht zu seinen Bekannten und Verwandten, sondern in Amelias Richtung. Lächelnd streckte sie ihm die Hand entgegen. »Michael! Ich bin so froh, dass du kommen konntest. Honoria hatte mir erzählt, du würdest in den letzten Monaten von der Arbeit geradezu überrollt.«
    Michael Anstruther-Wetherby, Honorias Bruder, verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse und drückte der Braut energisch die Hand. »So, wie sie es darstellt, komme ich mir ja schon vor wie ein alter Mann, der irgendwo in den Tiefen von Whitehall unter Bergen von Korrespondenz und Akten begraben liegt.«
    Amelia lachte. »Ja, aber entspricht denn das nicht auch der Wahrheit?« Michael war Parlamentsmitglied. Und man erwartete noch Großes von ihm. Denn da er bereits in mehreren Komitees mitwirkte, gingen alle davon aus, dass er die Karriereleiter im Ministerium rascher hinaufklettern würde als irgendjemand anderer.
    »Was die Korrespondenz und die Akten betrifft - ja. Mein Alter lässt du jetzt aber mal freundlicherweise außer Acht, wenn ich bitten darf.«
    Abermals musste Amelia laut auflachen. Doch auch Michael grinste, sah sich verstohlen um und ließ sie dann rasch einen Blick auf die grauen Strähnen werfen, die sich an den Schläfen bereits durch sein dichtes, braunes Haar zogen. Dennoch war er ein überaus gut aussehender Mann. Michael war auf eine unaufdringliche Art attraktiv, was dafür aber umso fesselnder war. Amelia rechnete im Stillen eilig nach und kam zu dem Ergebnis, dass er mittlerweile dreiunddreißig Jahre alt sein musste. Doch er war noch immer nicht verheiratet. Wollte er also tatsächlich jene Karriere anstreben, die alle von ihm erwarteten, so würde er sich bald an die Front der auf Brautschau befindlichen Junggesellen begeben müssen. Denn Kabinettsminister hatten ganz einfach verheiratet zu sein. Zumal nicht nur die Cynsters ihn gerne noch etwas höher auf der Ministeriumsleiter sähen und ihn deshalb natürlich auch nach Kräften unterstützten; sondern auch Michaels Großvater, der respekteinflößende Magnus Anstruther-Wetherby, verfolgte mit Argusaugen die Entwicklung seines Enkels. Und besonders dessen Einfluss wurde wiederum quasi bereits als Garant für Michaels Erfolg gewertet.
    »Magnus ist übrigens auch hier.« Michael deutete auf den alten, mürrisch dreinblickenden Mann, der als einziger der Herren noch am Tisch saß - er litt an Gicht und konnte nicht lange stehen. Aber immerhin hatte er neben sich Lady Osbaldestone, die ihn mit ihren Erzählungen unterhielt. Amelia winkte Magnus zu; der hob seinen riesigen Hut, nickte hoheitsvoll und zog seine buschigen braunen Brauen noch ein wenig dichter zusammen als ohnehin schon. Eine Geste, für die er bekannt war. Amelia grinste, wandte sich dann aber wieder zu Michael um.
    Er musterte sie aufmerksam. »Weißt du, ich kann mich noch gut an den Abend erinnern, als ihr beide, du und Amanda, das erste Mal euer Haar aufgesteckt habt. Es war bei eurem ersten Ball - damals, als ihr noch nicht offiziell in die Gesellschaft eingeführt wart, aber schon einmal an einer Abendgesellschaft für Erwachsene teilnehmen durftet.«
    Amelia erinnerte sich und musste leise lächeln. »Ja, es war im Musiksaal von St. Ives House. Honoria hatte die ganze Familie eingeladen - einfach nur so, ohne dass es einen bestimmten Anlass dafür gegeben hätte. Das alles scheint schon so lange her zu sein.«
    »Sechs Jahre.«
    »Nein, das ist doch schon länger her.« Damit ließ Amelia den Blick zu ihrer Zwillingsschwester hinüberschweifen, die sich lachend bei ihrem Mann untergehakt hatte. »Wie jung Amanda und ich damals noch

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