Küsse im Morgenlicht
Und diesen Eindruck möchte ich ebenso wenig erwecken.«
Amelia zog die Brauen hoch. »Du meinst, dass du und ich...« Sie errötete leicht.
»Sicherlich, so etwas könnte theoretisch einen regelrechten Skandal nach sich ziehen - aber im Grunde würde eine solche Geschichte ja doch niemand so recht glauben.« Sie wollte gerade stehen bleiben, um nachzudenken, doch Luc drängte sie weiter. »Tu so, als würden wir uns die Ausstellungsstücke ansehen.«
Amelia wandte ihren Blick den Glasvitrinen zu, die sich entlang der Wand aufreihten. »Aber wir kennen uns doch schon seit Jahren.« Sie sprach mit gepresster Stimme.
»Ganz genau. Und trotzdem haben wir nie auch nur das kleinste Anzeichen dafür erkennen lassen, dass wir unsere Beziehung zueinander gern intensivieren wollten - ich meine, über die reine Familienbekanntschaft hinaus. Wir müssen also erst einmal eine Art Basis für unsere Hochzeit schaffen. Und wenn dir nun so viel daran liegt, unbedingt innerhalb der nächsten vier Wochen zu heiraten, dann schaffen wir diese Basis eben in lediglich vier Wochen.« Amelia hob den Blick; doch noch ehe sie Luc widersprechen konnte, schritt dieser bereits zügig weiter. »Ich habe da auch schon eine Idee.«
Ursprünglich war er zwar davon ausgegangen, dass er mindestens zwei Monate Zeit haben würde, oder vielleicht sogar noch länger, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Und darum bereitete ihm der Gedanke, das Ganze nun in lediglich vier Wochen über die Bühne bringen zu müssen, leichte Magenschmerzen... Auf der anderen Seite würden aber auch vier Wochen bereits Zeit genug sein, um so ziemlich jede Frau zu verführen.
»Es kommt doch bloß darauf an, dass die Leute in unseren Kreisen unsere Heirat als ganz normal empfinden, dass sie keinen Verdacht schöpfen oder irgendetwas anderes dahinter vermuten. Und genau genommen gibt es ja auch überhaupt nichts, was sie gegen unsere Verbindung einwenden könnten. Denn jeder weiß doch, dass wir bestens miteinander auskommen und eigentlich haargenau zusammenpassen. Wir müssen ihnen diese Tatsache jetzt nur noch einmal behutsam in aller Deutlichkeit ins Bewusstsein rufen - und zwar bevor wir irgendetwas offiziell bekannt geben.«
Amelia nickte. »Du willst damit quasi sagen, dass wir so kurz vor dem Ziel die Pferde nicht scheu machen sollten.«
»Genau das meine ich. So, wie ich die Sache sehe, wäre der glaubwürdigste Weg, den wir beide in dieser Angelegenheit beschreiten könnten, der, dass ich nun erst einmal beginne, mich ganz offiziell nach einer Braut umzusehen. Und wie die Dinge liegen, werde ich meinen Blick nicht allzu weit schweifen lassen müssen, ehe mein Augenmerk auf dich fällt. Du warst immerhin die Brautjungfer bei der Hochzeit von Amanda und Martin, und ich war sein Trauzeuge. Und du unternimmst auch viel mit Emily und Anne. Wenn man dann noch bedenkt, dass wir uns quasi schon ewig kennen, gibt es wirklich keinen Grund mehr, der dagegen sprechen sollte, dass ich mich nun, da ich mit der Suche nach einer geeigneten Ehefrau begonnen habe, mehr oder weniger auf den ersten Blick in dich verliebe.«
Amelias Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie seiner Argumentation durchaus folgen konnte, dass sie begriff, welches Bild er vor der Öffentlichkeit erschaffen wollte. »Und dann«, fuhr Luc fort, »werden wir ausnahmslos sämtliche Stadien der Brautwerbung durchlaufen. Obwohl wir diesen Parcours, da du ja auf einer Junihochzeit bestehst, dann sozusagen im Sauseschritt absolvieren müssen.«
Amelia zog leicht die Augenbrauen zusammen. »Du denkst also, dass wir so tun sollen, als würden wir uns... plötzlich zueinander hingezogen fühlen? Also genauso wie alle anderen Paare auch?«
Genau das meinte Luc, wobei aber zumindest er nicht nur so würde tun müssen, als fühlte er sich zu Amelia hingezogen. Dennoch wollte er nicht von seinem Vorhaben ablassen, dass die Phase der Brautwerbung und Amelias Verführung ganz offiziell und vor aller Augen vollzogen werden müsste. »Wir verhalten uns genauso, wie man das in einer solchen Situation üblicherweise macht. Das heißt, wir treffen uns auf Bällen und Empfängen, wir unternehmen kleine Ausflüge miteinander, und so weiter. Und da die Ballsaison sich langsam ihrem Ende zuneigt und Emily und Anne schließlich auch irgendwie unterhalten werden müssen, sollte es uns an Gelegenheiten zu diversen Treffen nicht mangeln.«
»Hmmm... das klingt ja alles ganz vernünftig. Aber brauchen wir dafür wirklich vier
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