Küsse im Morgenlicht
ganze Wochen?« Sie waren inzwischen in der Ecke des Ausstellungssaales angelangt; Amelia blieb stehen und wandte sich zu Luc um. »Denn zumindest was mich angeht, weiß doch nun wirklich jeder , dass ich bereits seit geraumer Zeit nach einem Ehemann Ausschau halte.«
»Richtig - und auch das passt ganz hervorragend in unseren Plan.« Geschickt schob Luc den Arm unter dem von Amelia hindurch, zog sie mit sich und schlenderte gelassen weiter, ganz so, als würde er sich die Ausstellungsstücke ansehen. »Wir müssen erst einmal so tun, als würden wir beide plötzlich erkennen, was wir einander in Wahrheit bedeuten. Und von diesem Punkt aus entwickeln wir dann den Rest unserer Geschichte. Du hast doch in den vergangenen Jahren schon genügend Erfahrung im Flirten gesammelt. Also mach einfach genauso weiter, improvisiere ein bisschen, und orientiere dich ansonsten einfach an der Art und Weise, wie ich mich verhalte.«
Amelia warf ihm einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu und schob störrisch das Kinn ein Stückchen vor. »Aber ich verstehe immer noch nicht, warum wir dafür vier ganze Wochen einplanen müssen. Ich brauche höchstens sieben Tage, um glaubhaft zu vermitteln, dass ich mich in dich verliebt habe.«
Fast hätte Luc ihr darauf mit einer sehr unklugen Bemerkung geantwortet, konnte sich aber gerade noch zurückhalten. Er erwiderte ihren starren Blick. »Vier Wochen. Du hast vorgeschlagen, dass wir die Sache innerhalb von vier Wochen hinter uns bringen, und ich habe deinen Vorschlag angenommen. Aber von jetzt an bestimme ich, wie das Spiel weitergeht. Von jetzt an folgst du einfach meinen Vorgaben.«
Sie blieb abrupt stehen. »Wieso denn das?«
Luc begegnete ihrem kriegerischen Blick und hielt ihm stand. Als Amelia ihm weiterhin und ohne mit der Wimper zu zucken böse in die Augen starrte, erklärte er schließlich mit ruhiger, beherrschter Stimme: »Weil es sich nun mal so gehört. Und genauso werden wir es auch machen.«
In diesem Punkt ließ er nicht mit sich reden, und es machte ihm auch nichts aus, darüber gleich zu Beginn ihrer noch sehr jungen Beziehung energisch zu diskutieren. Bei jeder anderen Frau hätte er sich zwar deutlich weniger hartnäckig gegeben, aber Amelia war eine Cynster - und darum war es klug, ihr gleich von Anfang an gewisse Grenzen aufzuzeigen und die Frage der Hierarchie zu klären, ihr zu verdeutlichen, dass er seine Prinzipien hatte, dass er derjenige war, der in derlei Dingen das Tempo vorgab. Und dies war zweifellos genau der richtige Moment für ihn, um ihr diesen Standpunkt einmal glasklar vor Augen zu führen. Denn sie konnte ihm jetzt nur schwerlich widersprechen. Andernfalls hätte sie riskiert, alles das, was sie bereits gewonnen hatte, wieder zu verlieren - seine Zustimmung zu ihrer Heirat.
Abrupt und mit hoch erhobener Nase wandte Amelia den Blick von ihm ab. »Na schön. Du sollst deinen Willen bekommen. Vier Wochen.« Damit marschierte sie einfach weiter - ohne darauf zu warten, dass Luc wieder ihren Arm ergriff. »Aber nicht einen Tag länger.«
Die tiefere Bedeutung dieser Bedingung begriff Luc erst, als Amelia sich bereits ein ganzes Stück von ihm entfernt hatte. Er folgte ihr jedoch nicht sofort, sondern blieb noch einen Augenblick lang stehen und versuchte, den Impuls, die plötzliche Regung, die sie ganz unabsichtlich in ihm wachgerufen hatte, wieder zu unterdrücken. Noch konnte er sie seinem Willen nicht vollständig unterwerfen - eine Woche oder so würde er schon noch abwarten müssen. Aber sobald er Amelia erst einmal fest an sich gebunden hätte...
Amelia blieb stehen, um sich scheinbar höchst interessiert eine Ausstellungsvitrine mit Messern anzusehen; Luc beobachtete sie, betrachtete die schimmernden Reflexe, die das Licht auf ihre Locken zauberte.
Eine Lüge war sicherlich nicht die beste Grundlage für eine Ehe. Doch andererseits hatte er ihr ja gar keine Lügen erzählt und würde dies auch nie tun. Alles, was er getan hatte, war, ihr eine leidlich relevante Tatsache zu verschweigen. Sobald Amelia die seine war und er sich ihrer sicher sein konnte, würde er ihr selbstverständlich die Wahrheit sagen - denn sobald ihr weibliches Herz ehrlich und wahrhaftig nur noch für ihn schlug, würde es ihr mit Sicherheit egal sein, warum genau sie beide nun eigentlich heirateten. Dann zählte nur noch, dass sie überhaupt gemeinsam vor den Altar traten.
Und im Grunde müsste er sie auch gar nicht erst öffentlich umwerben. Denn ob er sie nun
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