Küsse im Morgenlicht
Knoten gelöst und hüpfte nun verführerisch neben der ersten. Zart kringelte sie sich an Amelias feinem Gesicht hinab, streichelte wie beiläufig ihre Wange und liebkoste ihren Hals.
Amelia blickte auf, vergewisserte sich, dass Luc auch tatsächlich allein war, lächelte kurz und schloss dann die Tür hinter sich. »Du bist fertig mit deiner Arbeit? Gut. Das hatte ich nämlich auch gehofft.«
Sofort empfand Luc eine eigenartige Verlegenheit über sein müßiges Herumsitzen, konnte sich aber gerade noch beherrschen, den Blick nun nicht beschämt auf die makellos aufgeräumte Schreibtischplatte zu senken. Zumal ihm von dort wohl ohnehin nur wenig Hilfe zuteil werden würde.
Amelia hob das Registerbuch hoch. »Ich habe mir mal die Namen der Hunde angesehen.«
Luc blieb sitzen, wo er war, und wartete darauf, dass Amelia sich auf dem Stuhl ihm gegenüber niederlassen würde. Stattdessen, den Blick noch immer in das Register vertieft, ging sie um den Tisch herum, legte das Buch auf Lucs Schreibunterlage und beugte sich tief über die Zeilen.
Sie war ihm so nahe, dass er die Wärme ihrer Haut spürte, dass er das leichte Parfüm roch, das sie trug. Die zarte Komposition aus Orangen und Jasmin brachte ihn fast um den Verstand. Er atmete einmal tief ein, schloss ganz kurz die Augen, umklammerte die Armlehnen des Stuhls und schob ihn heimlich ein ganz kleines Stückchen zurück.
»Ich habe das Register jetzt mal von vorn bis hinten durchgearbeitet. Gibt es irgendeinen Grund dafür, weshalb die Hunde alle ›von Lyddington‹ oder so etwas Ähnliches hinter ihrem Namen stehen haben?«
Amelia schaute Luc an. Er erwiderte ihren Blick, was bedeutete, dass er zu ihr aufsehen musste. Sie stand unmittelbar vor ihm, leicht gegen den Tisch gelehnt, und ihre Brüste, deren Ansätze sich bereits so verlockend über den tiefen Ausschnitt ihres Kleides hoben, waren genau auf seiner Augenhöhe. »Das macht man für gewöhnlich so, um anzuzeigen, wo die Welpen geworfen wurden«, erklärte er. »Meistens nimmt man den Namen der nächstgelegenen Stadt.«
Lucs Ton war vollkommen gelassen, geradezu kühl, und doch stieg die Temperatur in seinem Inneren beständig weiter an.
»Aber... muss man das unbedingt so machen?« Sie sah ihn an und stützte die Hüfte gegen den Rand der Tischplatte. »Ich meine, dass der zweite Teil des Namens sich immer nach der nächstgelegenen Stadt richtet? Könnte man nicht auch sagen... na ja, ›von Calverton Chase‹, zum Beispiel?«
Luc blinzelte. Es dauerte einen kurzen Moment, ehe sein Gehirn wieder reibungslos funktionierte und er Amelias Einwand logisch nachvollziehen konnte. »Also, darüber schweigen sich die Namensregeln, glaube ich, aus. So genau sind die Vorgaben nun auch wieder nicht. Ich für meinen Teil sehe zumindest keinen Grund, warum du, wenn du es denn unbedingt willst, deinen Welpen nicht auch einfach auf den Namen...« Er schaute sie an. »Für welchen Namen hast du dich denn nun eigentlich entschieden?«
Amelia lächelte. »Galahad von Calverton Chase.«
Luc konnte sein gequältes Stöhnen nur halb unterdrücken. »Portia und Penelope werden dir zu Füßen liegen. Die beiden bedrängen mich nun schon seit Jahren, dass ich endlich auch einmal diesen Namen vergeben soll.« Mit zerfurchter Stirn sah er sie an. »Was fasziniert euch Frauen bloß so an König Artus’ Rittern?«
Sie schaute ihn an, und ihr Lächeln wurde noch eine Spur intensiver. Noch ehe Luc auch nur ahnen konnte, was sie vorhatte, glitt sie auch schon auf seinen Schoß. Sein Körper reagierte sofort, und er schloss die Hände um ihre Hüften.
Dann lehnte sie sich gegen ihn und lächelte nur umso verschwörerischer. »Da wirst du wohl Lancelot fragen müssen.«
Sie küsste ihn zart, ihre Lippen spielten mit den seinen. Dann zog sie sich wieder etwas von ihm zurück, ließ die Finger durch sein Haar gleiten, umfasste die dunklen Strähnen und schmiegte sich schließlich noch enger an ihn, ihre Brüste dicht an seinem Brustkorb. »Da fällt mir gerade ein, dass ich mich noch gar nicht richtig für Galahad bedankt habe.«
Luc befeuchtete seine Lippen. Schließlich erwiderte er: »Wenn du ihn wirklich Galahad nennen willst, solltest du besser gleich noch ein Bestechungsgeld drauflegen.«
Ihr betörendes Lächeln, ihr leises, kehliges Glucksen hätten ihn um ein Haar zu Fall gebracht. Mit leicht geöffneten Lippen beugte sie sich zu ihm vor. »Dann wollen wir doch mal sehen, ob ich dich überzeugen kann.«
Amelia
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