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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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direktem Wege zu jenem Plätzchen, wo der Wasserlauf mit einer scharfen Biegung eine kleine Landzunge umschloss, die somit auf drei Seiten von dem übrigen Gelände abgetrennt war. Am Fuße der kleinen Landspitze stand eine Wand von Bäumen. Luc und Amelia banden ihre Pferde an den Bäumen fest. Dahinter lag endlich Amelias eigentliches Ziel. Ein abgeschiedenes, von dichtem, weichem Gras bewachsenes Fleckchen Erde, über das hier und dort einige Schatten spendende Äste ragten.
    Als sie noch Kinder gewesen waren, war dies ihr Lieblingsort gewesen. Hier hatten sie gefaulenzt, waren durchs Wasser gewatet, hatten geträumt oder den Tag mit müßigen Plaudereien verstreichen lassen. Manchmal waren sie mit einer wahren Horde von Freundinnen und Freunden hier eingefallen, dann wieder waren sie nur eine kleine Gruppe gewesen, und zuweilen war auch jeder für sich allein hierher gekommen. Nie aber waren Luc und Amelia zu zweit zu diesem friedlichen Königreich aus Kindertagen aufgebrochen.
    Amelias Hand in der seinen, ging Luc voran und duckte sich unter einem der tief hängenden Äste hindurch. Fast glaubte er, wieder die hellen Kinderstimmen zu hören, das Lachen und das sanfte Murmeln des Wassers, das in den sorglosen Tagen seiner Kindheit leise im Hintergrund geflüstert hatte. In der Mitte der grünen Landzunge blieb er stehen und tat einen tiefen Atemzug. Die Luft war erfüllt vom Duft des Sommers, von dem würzigen Geruch des zerdrückten Grases unter ihren Füßen, und beinahe konnte man sogar die Sonnenstrahlen schmecken, die über die Blätter glitten.
    »Es ist noch genauso, wie es immer war.« Amelia entzog ihm sanft ihre Hand und ließ sich auf das Gras niedersinken. Weich und grün und - dank des warmen Tages - auch trocken, hieß es sie willkommen. Sie sah zu Luc auf, schaute ihm liebevoll in die Augen und lächelte. »Es war immer so friedlich hier.«
    Sie ordnete ihre Röcke und sah sich um. Dann schlang sie die Arme um die Knie, stützte das Kinn darauf und blickte auf das sanft wirbelnde Wasser.
    Einen kurzen Moment später setzte Luc sich neben sie. Dann ließ er sich zurücksinken, die langen Beine in Richtung des Wassers gestreckt, die Füße, die in Reitstiefeln steckten, übereinandergeschlagen. Schließlich stützte er sich auf einen Ellenbogen und betrachtete ebenfalls versonnen den kleinen Fluss.
    Das Wasser war eine gewisse Konstante, etwas, das schon seit Generationen, seit Jahrhunderten stets dem gleichen Lauf folgte. Etwas, das sie beide, Luc und Amelia, fest mit diesem Land und dessen Vergangenheit verband - etwas, das ihnen mit kaum wahrnehmbarem Raunen sogar die Zukunft zu enthüllen schien.
    Tief nahm Amelia dieses beruhigende Gefühl in sich auf, ließ sich von der warmen Luft, dem melodiösen Plätschern des Wassers und dem sanften Rauschen der Blätter einlullen und besänftigen. Ließ die Gewissheit in sich eindringen, dass sie in ihrem Leben dem richtigen Weg folgte.
    Nach einer Weile wandte sie den Blick ab, sah Luc an, wartete, bis auch er sie anschaute, und hob dann leicht lächelnd eine Braue. »Und, wie lautet dein Urteil? Darf ich den Welpen nun Galahad nennen?«
    Seine mitternachtsblauen Augen schienen sich zu verdunkeln. Amelia wusste, weshalb, wusste, woran er gerade dachte. Vor Lucs geistigem Auge stiegen wieder die Bilder der vergangenen Nacht auf. Jener Nacht, als Amelia den geforderten Preis dafür gezahlt hatte - mitsamt dem so genannten Bestechungsgeld -, dass sie den jungen Hund auf den Namen Galahad taufen durfte. Nun, da sie ganz dicht neben Luc saß, konnte sie erneut die sinnliche Macht spüren, die sein Wesen bestimmte. Und sie erahnte, wie abermals die Leidenschaft in ihm aufwallte, das Verlangen, das sie, Amelia, willentlich immer wieder und wieder in ihren Alltag einzubinden gedachte, bis auch Luc endlich die wahre Kraft, die wahre Macht hinter ihrem gegenseitigen Begehren erkannte und annahm. Bis auch er sich endlich der Liebe bewusst wurde, die er für Amelia empfand.
    In diesem Moment jedoch war es noch nicht die Sprache seines Herzens, die er in seinem Inneren erahnte, sondern vielmehr die körperliche Anspannung, die seine Muskeln sich verhärten ließ, die in seine langen Beine fuhr und die den fein geschnittenen Zügen seines Gesichts plötzlich einen harten Ausdruck verlieh. Im Augenblick fühlte Luc also erst die Leidenschaft, noch nicht die Liebe. Und dennoch war auch die Liebe, die bezwingende Macht, die Ursache all seines Sehnens nach Amelia bereits

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