Küsse im Morgenlicht
aufgeregt peitschenden Schwänzen und den fast schon wichtigtuerisch um sie herumspringenden Tieren regelrecht niedergerissen zu werden.
»Platz!«, rief Luc mit donnernder Stimme. »Sitz!«
Schließlich, einer nach dem anderen, folgten sie seinem Befehl. Allerdings war den Tieren deutlich anzumerken, dass sie sich eigentlich einen wesentlich herzlicheren Dank dafür erwarteten, dass sie ihre Sache so gut gemacht hatten.
Luc hatte die Hunde gerade halbwegs zur Ordnung gerufen, als die menschliche Nachhut eintraf. Angeführt wurde die kleine Truppe von Portia und Penelope, die den Wald von allen noch am besten kannten. Immer wieder die Köpfe unter den Ästen hindurchduckend, rannten sie voraus. Dann folgten Lucifer, Martin, Sugden und ein mehr als angewidert dreinblickender Simon.
Alle waren sie vollkommen außer Atem, als sie sich schließlich keuchend auf der Lichtung versammelten.
»Ihr habt ihn!«, stieß Portia mit vor Anstrengung pfeifendem Atem hervor, eine Hand in die Seite gepresst.
Luc warf einen kurzen, prüfenden Blick auf Kirby, dann sah er Amelia an und schaute schließlich wieder zu Portia hinüber. »Wir haben ihn.« Seiner Schwester weiterhin fest in die Augen blickend, fragte er dann: »Wer hat die Meute rausgelassen?«
»Na, wir natürlich«, entgegnete Portia in gewichtigem Ton, so als ob sie damit sagen wollte, dass dies eine Entscheidung gewesen war, die sie selbstverständlich bereits im Vorfeld sorgsam überdacht hatten, und dass nur ein Narr so dumm sein könnte, diesen Entschluss nun im Nachhinein wieder in Frage zu stellen. »Bis zur ersten Weggabelung zu kommen war nicht schwer. Aber dann standen wir da und wussten nicht, in welche Richtung du weitergerannt warst. Nur mit Hilfe der Hunde konnten wir herausfinden, welchen Weg du genommen hattest.«
Luc sah sie eindringlich an. Dann seufzte er. Unterdessen hatte Patsy sich dicht an ihn gedrängt, schob ihre Nase in seine Hand und winselte leise vor Freude.
»Und jetzt erzähl mal, wie das alles hier eigentlich zusammenhängt.« Martin, der sich mit beiden Armen an einem Baum abstützte, während er wieder zu Atem zu kommen versuchte, deutete mit einem knappen Nicken auf Kirby, der noch immer reglos am Boden lag.
Luc senkte den Blick, dann schüttelte er den Kopf. »Tja, was das betrifft, bin ich mir selbst noch nicht so ganz sicher... Aber immerhin weiß ich, dass sein Name Jonathon Kirby lautet. Und so, wie ich die Sache bisher verstanden habe, muss er wohl ein Komplize von Edward sein.«
Damit wusste Amelia dann auch, wie viel von ihrer Tirade Luc mit angehört hatte - nämlich alles. Auch einige Stunden später, als sie endlich müde die Haupttreppe emporstieg und sich den kurzen Korridor zu ihrem Schlafzimmer entlangschleppte, erfüllte sie der Gedanke an ihre geradezu himmelschreienden Schwindeleien noch immer mit heißer Scham.
Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde auch die Sonne bereits wieder aufgehen.
Im Übrigen hatte sich die Rückkehr nach Calverton Chase als eine unerwartete Anstrengung entpuppt. Denn kaum dass sie den Schurken gefangen hatten und ihnen die Antworten auf all ihre Fragen kurz bevorstanden, da ließ die Entschlossenheit, die sie den ersten Teil der Nacht über noch mit hektischer Energie erfüllt hatte, rapide nach. Mit einem Mal schlurften sie nur noch und zogen erschöpft die Füße hinter sich her.
Sugden, Portia und Penelope wurden von Luc mit der Aufgabe betraut, die Hunde zurück in ihre Zwinger zu bringen. Umringt von den noch immer übererregten Tieren, die auch weiterhin am liebsten wild durch das Unterholz gestürmt wären, bildeten die drei also die Spitze des kleinen Trupps.
Es folgten Amelia und Luc, denn er war der Einzige, der die anderen sicher wieder zurück nach Calverton Chase führen konnte, ohne sich dabei zu verirren. Die Nachhut bildeten Martin, Lucifer und Simon, die sich damit abwechselten, Kirby zu stützen und ihn hinter den anderen herzutreiben - der Schurke konnte, nachdem man ihn unsanft aus seiner Ohnmacht geweckt hatte, leider nicht mehr ganz ohne fremde Hilfe gehen.
Vor einer knappen halben Stunde waren sie schließlich wieder zu Hause angekommen, wo sie mit Freudenrufen empfangen und mit Fragen geradezu bombardiert worden waren. Portia und Penelope hatten bei ihrer Ankunft kurz zuvor offenbar nur gesagt, dass alles in Ordnung sei, und waren dann wieder hinter Sugden hergerannt, um ihm beim Unterbringen der Hunde behilflich zu sein.
Somit war es Helena,
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