Küsse niemals deinen Chef! (German Edition)
Glorie der guten alten Zeit. Entstauben wir dieses Image und polieren es auf, kann es durchaus auch als Motto der Zukunft gelten.“
Ihre Fähigkeit, alles um sich herum auszublenden und sich nur auf das Thema zu fokussieren, das ihr am Herzen lag, faszinierte Lucas. Ob sie im Bett genauso war? Kam ihr Liebhaber vielleicht auch in den Genuss dieser ausschließlichen Aufmerksamkeit und Hingabe? Hoffen und träumen war ja wohl erlaubt …
„Was ist?“, fragte Grace irritiert und steckte ihr PDA in die Tasche zurück. „Warum schauen Sie mich so komisch an?“
Der Regen wurde wieder kräftiger, prasselte geräuschvoll aufs Schirmdach und spritzte von den alten Pflastersteinen hoch, auf denen sie standen. Sie waren beide längst durchnässt, doch Lucas genoss die ungewohnte Situation mit allen Sinnen.
Vielleicht lag es auch weniger am Wetter als an ihr . Grace und er waren sich zwangsläufig so nah wie nie zuvor. Endlich! Sie duftete nach Seife, einem Hauch Rosmarin und etwas Frischerem … sehr Femininem.
Wie in Trance hob er die freie Hand und legte sie auf ihre Wange, die sich wie kostbarer Samt anfühlte. Dann fuhr er mit dem Daumen die Konturen ihrer weichen Lippen nach und sah, wie sich die wundervollen schokoladenbraunen Augen vor Misstrauen und Abwehr weiteten.
Instinktiv zog Lucas seine Hand zurück. Seit wann ließ er sich durch derart halbherzige Signale davon abhalten, sich zu nehmen, wonach es ihn gelüstete? Doch momentan sah er eindeutig mehr Reiz darin zu warten.
Aber nicht zu lange!
„Ich will dich“, sagte er mit einer Sicherheit, die keinen Zweifel und keinen Widerspruch zuließ. Es war wie ein Versprechen. Ein Schwur.
Ihre Antwort war ebenso eindeutig … zumindest für ihn.
Er hörte den Atem in ihrer Kehle stocken, sah, wie sich ihr Blick vor Verlangen verdunkelte und sie am ganzen Körper bebte. Grace wollte ihn ebenso wie er sie, daran gab es keinen Zweifel.
„Pech für Sie, dass ich keinerlei Interesse habe, Mr Wolfe“, versuchte sie es zu leugnen, erntete aber nur ein leises Lachen, das fast zärtlich klang.
„Kleine Lügnerin“, murmelte er weich. „Gib dir keine Mühe, ich habe dich längst durchschaut.“ Am liebsten hätte er sie auf der Stelle in seine Arme gezogen und leidenschaftlich geliebt. Gleich hier im Regen, auf der Schwelle von Wolfe Manor.
„Rühren Sie mich nicht noch einmal an“, forderte sie, „das ist absolut unangebracht in unserer Situation.“
„Ach, Grace …“
Was passierte mit ihm?
Nie zuvor war er so voller Sehnsucht und Verlangen gewesen wie in diesem Moment. Es war, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt, dicht beieinander unter dem schützenden Dach des vor Nässe triefenden Schirms. Wolfe Manor mit all seinen Geistern und schrecklichen Erinnerungen schien plötzlich weit weg zu sein. Es gab nur noch ihn und diese höfliche, bis zum Hals zugeknöpfte Frau, die ihm so verdammt unter die Haut ging.
„Warum machst du es dir und mir nur so schwer?“, fragte er fast neugierig. „Ist es nicht viel einfacher und befriedigender, sich zu erlauben und zu gönnen, wonach das Herz sich sehnt?“
Endlich entspannte sich ihr Gesicht in einem Lächeln, doch es war einstudiert und auch noch mit einem Hauch Mitleid garniert, wenn er sich nicht sehr täuschte. „Wohl jeden Menschen verlangt es ab und zu nach Dingen, die nicht gut für ihn sind“, sagte Grace mit einer gewissen Nachsicht. „Ich könnte zum Beispiel für Red Velvet Cake und dunkle Schokolade sterben. Meine Zeit würde ich am liebsten an einem schneeweißen Sandstrand verbringen, dabei schnulzige Liebesgeschichten lesen und in der Sonne Basketball spielen. Wer würde das nicht wollen? Stattdessen esse ich mäßig und gesund und arbeite hart. Niemand bekommt immer, was er will, Mr Wolfe.“
„Ich schon“, gab Lucas prompt zurück.
„Nun, wenn das bisher tatsächlich so war“, erwiderte Grace gedehnt, „dann steht Ihnen eine ganz neue Erfahrung bevor, fürchte ich.“
Trotz der eindeutigen Zurückweisung schien die Luft zwischen ihnen plötzlich vor Elektrizität zu knistern. Zum ersten Mal in seiner überaus erfolgreichen Freibeuterlaufbahn wusste Lucas nicht, wie er reagieren sollte.
Grace seufzte verhalten. „Wie auch immer, ich habe eine klare Einstellung zu persönlichen Kontakten am Arbeitsplatz, die Ihnen vielleicht fehlt, da Sie zum ersten Mal in einem Büro …“
„Wenn ich dich jetzt küssen würde … hier, auf der Stelle, würdest du den ganzen
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