Kuesse sich, wer kann
Blasenentzündung zurückmelden. »Was hältst du eigentlich von Dave?«
»Seine Lammkoteletts sind toll.«
»Und sonst?«
»Er besitzt herausragende soziale Kompetenz. Hat wahrscheinlich steil Karriere gemacht, bevor er auf den Typen reingefallen ist, der ihm das schnelle Geld versprochen hat.«
Bob sprang vom Sofa, drehte sich zweimal um sich selbst und zwängte sich danach sofort wieder auf den Platz zwischen Morelli und der Sofalehne.
Es klingelte. Ich befürchtete schon, Dave könnte zurückgekehrt sein, spähte durch den Spion und sah Regina Bugle im Hausflur stehen. Offensichtlich war sie ein zweites Mal gegen Kaution freigekommen.
»Was gibt’s?«
»Ich will mit Ihnen reden.«
»Können wir das nicht telefonisch klären?«
»Nein.«
Ich sah keine Waffe in ihrer Hand, also öffnete ich die Tür. Regina bückte sich, hob einen Kuchen vom Boden auf und drückte ihn mir ins Gesicht.
»Fotze!«, sagte sie. »Das nächste Mal poliere ich Ihnen die Fresse mit meiner Stoßstange.« Sie raste durch den Flur zum Aufzug und tauchte ab.
Morelli pirschte sich hinter mir heran. »Hmm, Nachtisch.« Er wischte eine Handvoll Kuchenmatsch von mir ab. »Zitronenbaiser!«
»Ich muss unter die Dusche.«
»Was macht die Blaseninfektion?«
»Wieder da.« Zusammen mit einem Haufen Schuldgefühlen. Der Vordofluch forderte seinen Tribut, und Lulas Plan versagte auf ganzer Linie. Ich war noch stärker zwischen den beiden Männern hin- und hergerissen als vorher.
Bob trottete herein und leckte den Kuchen vom Boden auf.
»Bob und ich machen mal die Biege«, sagte Morelli. »Bei Mooch spielen sie heute Abend Poker.«
Samstagmorgen rief Morelli an, er wolle heute seinem Bruder Anthony beim Umzug in ein größeres Haus helfen, von einem Ende des Stadtteils ans andere, und es würde den ganzen Tag dauern. Anthony und seine Frau kriegen ein Kind nach dem anderen, die reinste Kinderfabrik.
Vor dem Brand hatte Connie an Samstagen immer halbtags gearbeitet, doch jetzt tat sie das nur noch sporadisch. Und da der Bus gerade renoviert wurde, würde sie sich heute wahrscheinlich einen freien Tag gönnen, ans Meer fahren und sich in Point Pleasant am Spielautomaten vergnügen.
Wenn sich von Vinnies Kautionsschützlingen mal wieder welche abgesetzt haben, arbeite ich sieben Tage die Woche. Diesmal war nur Ziggy auf der Flucht, und die Prämie, die ich für seine Festnahme bekommen würde, lohnte keine weiteren Versuche, diesen schrillen Vampir zur Strecke zu bringen.
Es war fast neun, und ich lief in einem abgewetzten T-Shirt, das früher mal Morelli gehört hatte, dunkelblauer Jogginghose und flauschigen rosa Slippern durch die Wohnung. Ich hatte Rex’ Käfig sauber gemacht, ihm zu fressen und frisches Wasser gegeben, war bei meiner zweiten Tasse Kaffee angelangt und überlegte gerade, ob ich das Klo putzen oder mich lieber wieder ins Bett verkriechen sollte, da klingelte das Telefon.
»Emma Brewer hat mich gerade angerufen«, sagte meine Mutter. »Sie ist ganz aus dem Häuschen deinetwegen und wegen Dave.«
»Wer ist Emma?«
»Seine Mutter. Sie sagt, ihr trefft euch öfter.«
»Er darf meine Küche benutzen.«
»Zweimal hintereinander! Hat er seine Lammkoteletts gemacht? Emma sagt, Lammkoteletts seien seine Spezialität.«
»Ja, seine Lammkoteletts sind lecker. Morelli war hier, und dem haben sie auch geschmeckt.«
»Du erlaubst Joseph Morelli, sich in dein Date einzumischen?«
»Es war kein Date.«
»Stephanie, du hast Chancen bei diesem netten jungen Mann. Geh zum Friseur. Zur Maniküre. Ich glaube, er interessiert sich für dich. Mit Morelli wird es nie was. Den kriegst du nie dazu, dass er dich heiratet. Ich könnte die Brewers zum Essen einladen, das wäre doch nett«, sagte meine Mutter. »Du und Dave und Emma und Herb und …«
»Nein! Tu das nicht. Dave und ich sind nur befreundet, eigentlich sogar nicht mal das.«
»Aus Emmas Mund klang das ganz anders. Ich glaube, er hat sich in dich verknallt.«
»Du meine Güte! Ich würde ja gerne weiterquatschen, aber ich bin gerade dabei, die Toilette zu putzen. Ich muss wieder ran, ich habe zu tun.«
Ich legte auf. Und als Buße dafür, dass ich das Gespräch mit meiner Mutter einfach abgebrochen hatte und dass ich Dave nicht doller mochte, wienerte ich das ganze Badezimmer blitzblank.
Eine Stunde später stand ich geduscht und wie immer in Jeans, Sneakers und T-Shirt am Hinterausgang meines Hauses. Mit einem Blick überflog ich den Mieterparkplatz, ob Regina
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