Kuesse sich, wer kann
es mir überlegen. Warum hast du so lange gewartet, bis Ranger im Auto saß?«
»Ich habe Angst, Ranger könnte Nick Alpha auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen.«
»Da ist was dran.«
Ein glänzender schwarzer Shelby Mustang GT 350 kam surrend neben uns zum Stehen. Ein Mann von Rangeman stieg aus, überreichte mir die Schlüssel und wurde gleich von einem anderen Rangeman-Auto abgeholt.
Morelli schüttelte den Kopf. »Ich kann kaum glauben, dass Ranger dir einen Shelby überlässt. Das ist ein Oldtimer, ein echtes Schmuckstück. Hast du eine Ahnung, was der Schlitten kostet?«
»Ist doch nur ein Leihwagen«, sagte ich.
»Eines Tages finde ich heraus, woher seine Autos alle kommen. Das muss was Illegales sein.«
Der Gerichtsmediziner pfiff und winkte Morelli zu.
»Ich muss los«, sagte Morelli. »Wir sehen uns später. Pass auf dich auf.«
Ich glitt hinter das Steuer des Shelby und rollte vom Parkplatz. Das Auto war super, und ich geriet in Versuchung, so lange drin sitzen zu bleiben, bis wir den Pazifik erreicht hatten, doch ich hielt mich zurück und steuerte Rangeman an. Ich bog ab nach Burg, um den Busverkehr zu vermeiden, kam an der Broad wieder aus und rief Ranger an, ich sei auf dem Weg.
»Ich möchte mir noch mal das Videoband ansehen mit dem Mann, der die Leiche ablädt.«
»Du kannst mit der Fernbedienung am Schlüsselanhänger in meine Wohnung«, sagte er. »Ich bin tagsüber nicht da. Das Video ist auf einer CD , die liegt in der rechten oberen Schreibtischschublade.«
Ich bahnte mir einen Weg durchs Stadtzentrum, bog rechts ab in eine Seitenstraße und lotste mich mit dem Funkschlüssel in die Tiefgarage von Rangeman. Ich fuhr mit dem Aufzug in den sechsten Stock und betrat Rangers Höhle, was immer ein sinnliches Erlebnis ist. Beherrscht wird der Raum von Rangers männlicher Energie. Ella sorgt für Anstand und die nötige Ordnung, Ranger für den Druckausgleich.
Ich fand die CD , schob sie in das Laufwerk von Rangers Computer, atmete zur Entspannung einmal tief durch, lüftete meinen Geist und startete den Film. Wieder der beklemmende Eindruck, dass der Täter ein Bekannter war. Kein Mensch aus meiner fernen Vergangenheit, sondern jemand, den ich heute noch kannte. Ich hatte gehofft, mir nur den Film ansehen zu müssen und danach mit Gewissheit sagen zu können, es sei Nick Alpha, aber so einfach verhielt es sich nicht. Ich wusste es einfach nicht. Ja, es konnte Nick Alpha sein, aber ebenso einer von den zig anderen Männern, mit denen ich häufiger zu tun hatte.
Im Geist ersetzte ich die Gestalt im Film der Reihe nach durch diverse Bekannte. Vinnie war zu klein, ebenso Albert Kloughn. Mein Vater nicht sportlich genug. Ranger und Morelli kämen in Frage, obwohl, Ranger eher weniger. Ranger bewegte sich viel zu geschmeidig, seine Haltung war eher militärisch. Mooner kam in Frage, auch Sally Sweet. Mein Freund Eddie Gazarra würde passen. Tank war zu dick. Es gab viele Polizisten und einige Leute aus Rangers Team, die in Betracht kamen. Mooch Morelli. Mein Cousin Kelly. Joe Juniak war zu groß. Ich sah mir das Video ein letztes Mal an und nahm die CD aus dem Laufwerk. Es bedeutet nicht, dass es nicht Nick Alpha war, dachte ich, aber es überzeugt mich auch nicht.
Der Plan für das neue Sicherheitskonzept lag noch auf dem Esstisch. Ich brachte meine Überarbeitung zu Ende und fügte meinen Bemerkungen vom ersten Mal noch einige Vorschläge hinzu. Ich überlegte, ob ich Ranger eine geile sexy Nachricht schreiben sollte – peinlich nur, wenn Ella sie entdecken würde, also ließ ich es bleiben.
Bevor ich ging, schnappte ich mir noch eine Flasche Wasser und ein Sandwich mit Eiersalat aus Rangers Kühlschrank. Ich fuhr in die Hamilton und stellte mich hinter den Bus. Mooner saß in einem Gartenstuhl auf dem Bürgersteig. Zwei große mit schwarzem Flauschteppich vollgestopfte Plastiktonnen standen ebenfalls auf dem Bürgersteig.
»Wie geht’s, wie steht’s?«, fragte Mooner.
»Ein Irrer schickt mir seine Leichen, eine Verrückte will mich überfahren, ich muss einen Mann schnappen, der sich für einen Vampir hält, und ich bin mit einem Vordofluch belegt.«
»Also alles bestens«, sagte Mooner.
Ich sah zu dem leeren Grundstück und versuchte mir vorzustellen, wie der Killer mit seinem Auto vorfährt und die Leiche vom Rücksitz zerrt.
»Hast du Juki Beck getötet?«, fragte ich Mooner.
»Ich glaube nicht«, antwortete er, »aber was weiß ich schon.«
Mein Blick fiel auf den Bus.
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