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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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solchen Tagen geht er nicht aus dem Haus. Und wenn doch, hören wir ihn schreien und sehen ihn qualmen.«
    Lula und ich stiegen aus und legten die paar Schritte zur Haustür zurück. Ich klopfte einmal, keine Reaktion, legte mein Ohr an die Tür, Stille.
    »Leonard ist bestimmt nicht da, und Ziggy schläft in seiner Totenkiste«, flüsterte Lula.
    Wenn es doch so einfach wäre.
    Ich legte meine Hand um den Türknauf und drehte ihn herum. Die Tür war nicht verschlossen, ich trat ein. Hinten im Hosenbund steckten Handschellen, der Elektroschocker vorn im Sweatshirt, das Pfefferspray in der Hosentasche. Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Das Haus wirkte verlassen, aus dem Wohnzimmer vorn waren alle Möbel entfernt worden.
    Lula atmete tief durch die Nase ein und hielt die Super Soaker im Anschlag. »Ich wittere Vampirgeruch.«
    Ich sah Lula scheel an. »Du bist ja verrückt.«
    »Aber irgendwas riecht doch hier.«
    »Schimmel.«
    »Genau, Vampirschimmel.«
    Wir schlichen ins Esszimmer und entdeckten den Sarg. Sonst war der Raum kahl. Der Sargdeckel stand offen, Ziggy schlummerte tief und fest, die Arme vor der Brust verschränkt, wie ein lebender Toter.
    »Gott behüte mich«, entfuhr es Lula, und ehe ich michs versah, beschoss sie Ziggy mit einer Fontäne aus der Super Soaker.
    Ziggy richtete sich auf und schüttelte wassersprühend den Kopf. »Was soll der Scheiß?«
    Lula schoss eine zweite Dusche auf ihn ab, Ziggy sprang aus dem Sarg und krallte sich an sie.
    »Er will mir an den Hals«, schrie sie. »Hilfe! Reiß ihn von mir!«
    Lula schlug nach ihm, und Ziggy machte Schlürfgeräusche an ihrem Hals. Ich packte ihn an seinem Leichenhemd und zerrte ihn weg.
    »Hören Sie auf mit diesen Schlürfgeräuschen«, sagte ich zu ihm. »Sie sind kein Vampir. Kapieren Sie das endlich.«
    »Es ist ein Fluch«, sagte Ziggy. »Ich kann nichts dafür.«
    Ich legte ihm eine Schelle ans Handgelenk, und nach einer kleinen Rangelei gelang es mir, auch das andere Handgelenk zu fesseln.
    »Sie werden jetzt Folgendes tun«, sagte ich zu ihm. »Sie gehen mit uns durch die Haustür nach draußen wie ein ganz normaler Mensch und steigen in unser Auto ein. Sie fangen nicht an zu brüllen und führen sich nicht auf wie ein Irrer.«
    »Scheint die Sonne?«, fragte Ziggy. »Sieht ganz danach aus.«
    »Meine Fresse«, sagte Lula. »Jetzt sieh einer guck. Wie blass der Kerl ist. Weißer als weiß. Nicht dass er sich in der Sonne noch in Rauch auflöst.«
    »Vorgestern ist er bei Sonne über die Straße gerannt, und ihm ist nichts passiert«, sagte ich.
    »Da bin ich aber auch sehr schnell gerannt«, sagte Ziggy. »Zwischen den Sonnenstrahlen hindurch.«
    Lula nickte heftig. »Ich habe gehört, dass Vampire irre schnell flitzen können.«
    »Wohnt Leonard auch hier?«, fragte ich Ziggy.
    »Nein. Der musste ausziehen. Wohnt jetzt in einem Pappkarton in den Pine Barrens. Ich habe mir gedacht, eine Schande, so ein Haus einfach leer stehen zu lassen. Und ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie mich so schnell finden.«
    Ich packte Ziggy am Ellbogen, scheuchte ihn durchs Wohnzimmer und öffnete die Haustür. Ziggy rang nach Luft.
    »Ich kann nicht nach draußen gehen«, sagte er. »Das wäre mein sicherer Tod.«
    »Der ist Ihnen sowieso sicher«, sagte ich. »Wenn Sie nicht ins Auto einsteigen, knüppele ich Sie mit der Wasserpistole nieder.«
    »Das würde dem lieben Gott wohl kaum gefallen, ist schließlich Weihwasser hier drin«, protestierte Lula.
    Ich zwängte Ziggy mit Gewalt durch die Tür, schubste ihn hinaus ins Sonnenlicht, und er fing umgehend an zu kreischen.
    »Ihhhhh!«
    »Ich hab’s gewusst«, sagte Lula. »Er qualmt. Er schmilzt. Das kann ich nicht mit ansehen.«
    Ziggy lief im Kreis, die Hände auf dem Rücken gefesselt, wusste nicht, wohin mit sich. Er verlor das Gleichgewicht, schwankte, stürzte und blieb in dem räudigen Vorgärtchen liegen, unfähig aufzustehen.
    »Ihhhhh! Ihhhhh!« Plötzlich hörte er auf, nach Luft zu ringen, und er sah an sich herunter. »Hä?«, sagte er. »Ich lebe ja noch.«
    »Das lag an dem Weihwasser, mit dem ich Sie bespritzt habe«, sagte Lula. »Das hat Ihnen göttlichen Schutz gegeben.«
    Ich packte Ziggy erneut und hievte ihn hoch. »Ein für alle Mal: Sie sind kein Vampir. Nie einer gewesen. Werden nie einer sein. Basta!«
    Ich führte ihn ab und verfrachtete ihn auf den Rücksitz des Shelby.
    »Irgendwie komme ich mir immer noch wie ein Vampir vor«,

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